Meghan Remy alias U.S. Girls.

Foto: Emma McIntyre / 4AD

Meghan Remy ist mit Zwillingen niedergekommen. Möglicherweise hat ein Blick in ihre Wohnung seit dem freudigen Ereignis den Albumtitel beeinflusst: Bless This Mess lautet der und steht über einer neuen Sammlung von Songs der als U.S. Girls veröffentlichenden Musikerin. Der erwähnten Umstände halber zeigt sie sich auf dem Cover des Albums mit hochschwangerem Kugelbauch.

Remy hat in der Vergangenheit eine starke Affinität zum 1980er-Jahre-Top-40-Pop gezeigt, auf früheren Alben klingt sie wie eine Madonna aus dem Trailerpark, wobei weniger ihre Stimme an Signora Ciccone erinnert als ihre exaltierten 1980er-Jahre-Outfits, die mit beinharter Konsequenz mit blonden Dauerwellen abgerundet wurden.

Ein Kunstgriff Remys ist es, dass sie einerseits eingängigen Pop produziert, diesen aber mit etwas Elektronik aufbrezelt, versucht, die Musik damit mit extra Indie-Chic zu versehen. Für andere Songs suchte sie Samples aus alten Soulplatten.

U.S. Girls

Beide Schmähs haben schon einen ziemlichen Damenbart, das weiß Remy, deshalb bedient sie sich aktuell bei anderen Quellen und wurde für das hübsche Lied Just Space for Light beim Calypso und den Steel-Drums aus dem Laptop fündig. Das hat was und bleibt mit sehr originalgetreu nachgestelltem Synthie-Gequietsche in den von ihr so geschätzten 1980ern verwurzelt.

Synthetischer Funk

Das ergibt ein weiteres sympathisches Popalbum, das vorzeigt, dass selbst im Laptop Hooklines zu finden sind, wenn man die Fantasie dafür hat. Was sie nicht kann, ist die Ballade. Im Titelsong säuselt sie austauschbar vor einem Chor, der wie von schaltkreistrüber künstlicher Intelligenz generiert klingt. Wenn sie hingegen auf Pop und synthetischen Funk umschwenkt, erneuert das die Freundschaft gleich wieder. Bless This Mess ist so wie all seine Vorgänger: kein durchgängig gelungenes, aber letztlich doch ein einnehmendes Werk. (Karl fluch, 8.3.2023)