Bei Antennen setzt Magenta noch auf Huawei, im Core-Bereich kommen andere Anbieter zum Einsatz.

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Deutschland hat eine Debatte losgetreten, die nun auch auf Österreich übergeschwappt ist: Ist das heimische Handynetz sicher, wenn Komponenten von staatsnahen chinesischen Anbietern verbaut sind? Konkret dreht sich die Debatte um die Hersteller Huawei und ZTE. Vor allem Ersterer gilt als weltweit führend, was 5G-Technologie betrifft, sieht sich aber im Westen immer wieder Spionagevorwürfen ausgesetzt.

Deutschland prüft nun, inwieweit Komponenten der beiden Hersteller eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit sind. Telekommunikationsunternehmen haben nun in einem ersten Schritt eine Woche Zeit, eine Liste von Geräten an das deutsche Innenministerium zu schicken, die in 5G-Netzen verbaut sind. Hauptsächlich soll es dabei um Steuergeräte und Antennen gehen.

In Österreich prüft der in der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) angesiedelte Netzsicherheitsbeirat, ob Geräte von Huawei und ZTE als Sicherheitsrisiko eingestuft werden sollen, wie Staatssekretär Florian Tursky am Dienstagabend bekanntgab. Dieses Gremium spricht dann eine Empfehlung an das zuständige Finanzministerium aus, ob ein Hersteller als sogenannter Hochrisikolieferant eingestuft werden soll.

"3" setzt auf ZTE

Laut dem Geschäftsführer des Fachbereichs Telekom und Post der Regulierungsbehörde RTR, Klaus Steinmaurer, ist Österreich in der Debatte um Komponenten aus China deutlich weiter als unsere deutschen Nachbarn, denn die RTR und ihr Netzsicherheitsbeirat wissen nämlich bereits, welche Komponenten von den Mobilfunkern verbaut sind.

So sei A1 mit den europäischen Anbietern Ericsson und Nokia gut diversifiziert und nicht von einem Hersteller abhängig. T-Mobile nutzt noch Huawei-Geräte im Senderbereich, im wichtigeren Core kommen andere Hersteller zum Einsatz. "3" setzt schwerpunktmäßig auf den chinesischen Hersteller ZTE. Die genauen Anteile bleiben allerdings geheim.

Der Anteil des umstrittenen Herstellers Huawei sinke seit Jahren. "Abhängigkeit von einem Vendor aus China ist eine ganz schlechte Sache. Deshalb diversifizieren wir laufend", erklärt Steinmaurer.

Huawei technologisch führend – und billig

Doch woher kommt die Abhängigkeit von chinesischen Komponenten: Im Fall von Huawei sei das mit dessen überlegener Technologie erklärt. So war der chinesische Tech-Konzern der Erste, der mit einer Antenne auf mehreren Frequenzbereichen funken konnte. Gerade in Europa, wo aus Landschaftsschutzgründen oft über Mobilfunkstandorte diskutiert wird, ein wichtiger Faktor, sagt Steinmaurer. Auch der Preis lag bei den Geräten aus China oft deutlich unter jenem europäischer Hersteller.

Sollte es tatsächlich zu einem Verbot chinesischer Mobilfunkkomponenten kommen, dann würde das aber nicht bedeuten, dass am Tag darauf alle Bauteile durch europäische Fabrikate ersetzt werden können. Würde man auf einen Schlag alle chinesischen Geräte verbieten, "dann wäre unser Mobilfunknetz mit einem Schlag auf dem Stand von Deutschland, weil wir die Qualität nicht halten können", sagt Steinmaurer. Darüber hinaus würde ein derartiger Schritt nicht nur Telekommunikationsunternehmen finanzielle Probleme bereiten, sondern auch dem Bund Schadensersatzklagen einbringen.

Mehrjährige Übergangsfristen wären nötig

Denkbar wäre dagegen eine Übergangsfrist von mehreren Jahren. "Technisch wird ein Mobilfunknetz alle sieben bis zehn Jahre erneuert. Als Huawei-Bauteile in Großbritannien verboten wurden, hat man den Mobilfunkern sieben Jahre Zeit gegeben, weil das genau in diesen Zeitrahmen passt, in denen die Geräte ohnehin getauscht werden müssen", erklärt der RTR-Geschäftsführer im Gespräch mit dem STANDARD.

Chinas Regierung zürnt

Mehrere Länder, unter anderem die USA und Kanada, haben Netztechnik von Huawei und ZTE bereits aus ihren Märkten ausgeschlossen. Die USA vertreten die Auffassung, China könne über die 5G-Technik von etwa Huawei Spionage betreiben. Die Firma wies die Vorwürfe stets zurück. In Österreich sei etwaige Spionage nicht evident, hieß es seitens der RTR, aber man warte das Gutachten des Sicherheitsbeirats in der Causa ab und werde dann Finanzminister Magnus Brunner eine Empfehlung abgeben. Unterdessen kommt scharfe Kritik aus China: Die chinesische Botschaft teilte in einer Aussendung mit, dass die Regierung in Peking "sehr verwundert und sehr unzufrieden mit der überstürzten Entscheidung" aus Deutschland sei. (Peter Zellinger, 8.3.2023)