SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch (auf dem Foto) und sein burgenländischer Genosse Roland Fürst streiten nun über den Inhalt eines Telefonats.

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Achtung, in der SPÖ wird es jetzt richtig schmutzig.

Vor zwei Tagen telefonierten Christian Deutsch und Roland Fürst – immerhin das berichten beide übereinstimmend. Deutsch ist Bundesgeschäftsführer der SPÖ, Fürst Landesparteimanager der SPÖ Burgenland. Deutsch sagt: Fürst habe ihm am Telefon gedroht, die burgenländische SPÖ werde keine Mitgliedsbeiträge mehr an die Bundespartei überweisen. In der SPÖ ist es so, dass die Landesparteien Mitgliedsbeiträge erheben und 30 Prozent dieser Einnahmen an die Bundespartei weitergeben. Also, bisher.

Die bundesrote Auslegung des Telefonats war Mittwochabend im Boulevardblatt "Österreich" zu lesen – garniert mit mehreren Zitaten von Deutsch. Das burgenländische Vorgehen bezeichnet der Vertraute von Parteichefin Pamela Rendi-Wagner dabei als "willkürlich und unsozialdemokratisch". Wobei man auch die Frage stellen könnte, wie "sozialdemokratisch" sich Deutsch verhält, wenn er ein Vieraugengespräch in den Boulevard trägt.

Der Artikel wurde jedenfalls prompt geteilt und zitiert. Bloß: Die Fakten stimmen nicht. Die burgenländische SPÖ hat inzwischen einen Kontoauszug vorgelegt, auf dem zu sehen ist, dass das Geld am 6. März überwiesen wurde.

Fürst sagt: Er habe Deutsch nicht gedroht, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass seine Parteimitglieder derzeit vermehrt ihren Unmut deponieren. Viele burgenländische Sozialdemokraten seien verärgert, dass sie die Kommunikation der SPÖ-Zentrale mitfinanzieren, während von dort aus Landeshauptmann Hans Peter Doskozil unter Beschuss steht. Man muss dazusagen: Die roten Burgenländer sind auch selbst sehr gut im Austeilen und haben wenig Grund, jetzt zimperlich zu werden.

Bei ÖVP und FPÖ knallen die Sektkorken

Der tatsächliche Gesprächsinhalt lässt sich nicht rekonstruieren. Wer nun was genau gesagt hat, tut aber auch wenig zur Sache. Diese peinliche Politposse zeigt, wie erbittert der Machtkampf zwischen der Bundespartei und dem Burgenland inzwischen auf offener Bühne geführt wird. Ein konstruktives Gespräch zwischen Doskozil und Rendi-Wagner bei dem geplanten Treffen kommenden Mittwoch ist schwer vorstellbar.

Die SPÖ muss sich schnell in den Griff bekommen, sie ruiniert sich gerade selbst. Und in den Parteizentralen von ÖVP und FPÖ ist die Freude groß – sie könnten gar nicht besser gegen die Sozialdemokratie kampagnisieren, als die Sozialdemokraten es selbst tun. (Katharina Mittelstaedt, 9.3.2023)