Tiktok versucht Vertrauen zu schaffen.

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Die Diskussion über Tiktok ist nicht ganz neu. Noch in der Ära des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wurden Befürchtungen laut, dass die vor allem unter Jugendlichen äußerst beliebte App zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung, aber auch zur Spionage genutzt werden könnte. Steht dahinter doch mit Bytedance ein chinesisches Unternehmen, das – wie alle Firmen aus dem Land – ein gewisses Naheverhältnis zum chinesischen Staat pflegt oder, genauer, pflegen muss.

Vorgeschichte

Zuletzt hat diese Diskussion aber wieder ordentlich Fahrt aufgenommen. So wird in den USA mittlerweile über ein komplettes Verbot der App diskutiert. Doch auch in der EU scheint sich die zunächst zurückhaltende Position gegenüber Tiktok langsam zu drehen. Zwar steht – noch – kein Totalverbot im Raum, einige Länder sowie die EU-Kommission selbst haben ihren Beamten aber mittlerweile die Installation der besagten App auf ihren Dienstgeräten verboten. Und auch das österreichische Innenministerium prüft derzeit einen solchen Schritt.

All das ist für Bytedance zwar unerfreulich, aber noch nicht der ganz große Beinbruch, immerhin dürfte das Gros der Tiktok-User nicht in irgendwelchen Ministerien angesiedelt sein. Mit einer neuen Initiative will der chinesische Softwarehersteller nun dafür sorgen, dass die EU-Staaten gar nicht erst auf die Idee kommen, dem US-Vorbild zu folgen.

Ein Projekt

Mit einer "Project Clover" genannten Initiative will man Sicherheits- und Datenschutzbedenken ausräumen. Dazu gehört, dass die Daten europäischer Nutzer künftig verstärkt in der EU selbst gelagert werden sollen. Bisher sind diese nämlich auf Servern in Singapur und den USA gespeichert. Zu diesem Zweck will Bytedance zwei weitere Rechenzentren in der EU aufbauen.

"Weitere" bezieht sich darauf, dass bereits ein paar andere Rechenzentren für Tiktok in der EU im Aufbau sind. Das erste davon soll schon Ende März in Irland in Betrieb gehen, zwei weitere in Norwegen und wieder Irland folgen dann im vierten Quartal. Der Umzug der Daten soll entsprechend noch dieses Jahr anlaufen und 2024 weitergehen, heißt es.

Ein globaler Dienst

Wobei allerdings "Umzug" ein relativer Begriff ist, denn Bytedance stellt auch eines klar: Eine exklusive Speicherung der Daten europäischer Nutzer innerhalb Europas sei bei globalen Services wie Tiktok schlicht nicht möglich. Allerdings will man sich nun auf die Suche nach einem "unabhängigen Partner" machen, der den Datenfluss sowie den Zugang zu Informationen überwachen soll – und somit garantieren soll, dass hier keine Hintertüren für die chinesische Regierung genutzt werden. Gespräche mit einem potenziellen Partner würden dabei schon seit sechs Monaten laufen, einen Namen will man aber noch nicht nennen.

Oracle

Ein ähnliches Modell gibt es übrigens in den USA bereits. Dort hat der Softwarehersteller Oracle diese Prüfrolle inne. Gebracht hat das für die öffentliche Wahrnehmung aber wenig – wurde doch unlängst bekannt, dass Mitarbeiter in China auf die Daten von US-Nutzern zugreifen, was die Debatte neu aufflammen hat lassen.

Dass in den USA gerade Oracle diese Rolle einnimmt, ist eine Art Altlast der Trump-Ära. Stand damals doch im Raum, dass der Datenbankspezialist – gemeinsam mit der Supermarktkette Walmart – einen Teil eines neu zu schaffenden US-Ablegers von Tiktok kontrollieren sollte. Trotz einer offiziellen Ankündigung verliefen die Pläne mit dem Ende der Trump-Präsidentschaft im Sand.

Position

Gegen den Vorwurf der Datenweitergabe wehrt sich Bytedance seit Jahren. So betont man, dass man bisher keine einzige Anfrage der chinesischen Regierung zum Zugriff auf Nutzerdaten erhalten habe. Zudem würde man solch einem Ansinnen auch nicht nachkommen, da es dafür keine rechtliche Grundlage gebe. (apo, 9.3.2023)