Frauen wagen sich nicht gerne an den Kapitalmarkt. Mit dem Sparbuch lässt sich die Pensionslücke nicht füllen.

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Frauen ist die hohe Relevanz des Themas der finanziellen Vorsorge sehr stark bewusst. Das zeigen diverse Umfragen und Berechnungen zur Pensionslücke immer wieder. Geht es aber um konkrete Handlungen, spiegelt sich dieses Bewusstsein nach wie vor noch weniger in konkreten Handlungen wider als bei Männern: Trotz vielfältiger Gründe wie Inflation und Corona-Pandemie, die auch Frauen dazu gebracht haben, sich stärker mit Finanzen zu beschäftigen als noch vor rund zwei Jahren, widmen sich Frauen dennoch weniger häufig und weniger intensiv diesem Thema und zeigen auch weniger Interesse daran als Männer, wie die Umfrage "Frauen & Finanzvorsorge" der Uniqa zeigt.

33 Prozent der Männer, aber nur 26 Prozent der Frauen geben in der Umfrage an, sich schon intensiv mit der eigenen finanziellen Vorsorge beschäftigt zu haben. Männer geben auch häufiger an, schon konkrete Maßnahmen für die finanzielle Vorsorge getroffen zu haben, während dieser Anteil unter Frauen sogar rückläufig ist.

Eine Sache des Geldes

Unter den befragten Männern haben schon wesentlich mehr durch konkrete Maßnahmen vorgesorgt (45 Prozent) als unter den Frauen (37 Prozent). Der Anteil an Personen, die angeben, dass sie es sich nicht leisten können, Geld zur Seite zu legen, steigt jedoch sowohl unter Männern als auch unter Frauen und liegt bereits bei 18 Prozent (2021: 13 Prozent).

Die Barrieren, denen sich Frauen hinsichtlich finanzieller Vorsorge gegenübersehen, verändern sich auch kaum: Frauen fühlen sich noch immer weniger gut darüber im Bilde, wo und wie man sich über finanzielle Vorsorge informieren kann, und geben auch häufiger als Männer an, nicht über genügend Einkommen beziehungsweise Geld für die Vorsorge zu verfügen (Frauen 34 Prozent, Männer 28 Prozent). Sie können monatlich weniger investieren und haben daher auch geringere Erwartungen hinsichtlich einer Zusatzpension.

Die Gründe dafür liegen teilweise in der Kinderbetreuung und Pflege: Frauen gehen deswegen öfter einer Teilzeitbeschäftigung nach und sind signifikant stärker dazu bereit, für Zeit mit den Kindern finanzielle Einbußen hinzunehmen (Frauen: 60 Prozent, Männer: 53 Prozent). Dass sie damit finanzielle Nachteile in der Zukunft haben, ist den Frauen bewusst. Auch in der jungen Zielgruppe ist dieser Anteil hoch (60 Prozent).

Finanzielle Nachteile

Fast die Hälfte der Frauen in Partnerschaft erwartet in Zukunft finanzielle Nachteile gegenüber dem Partner, aber nur 14 Prozent der Männer in Partnerschaft erwarten das.

Zum Ergebnis, dass Frauen die Altersarmut fürchten, kommt auch eine Umfrage von JP Morgan Asset Management. 83 Prozent der befragten Frauen halten Altersarmut für sehr bedrohlich oder bedrohlich. Nur die Sorge vor Inflation (90 Prozent) sowie vor Krieg (87 Prozent) ist bei Frauen noch stärker ausgeprägt.

Doch aus Sorge davor, Ersparnisse zu verlieren, vertrauen Frauen weiterhin auf die vermeintliche Sicherheit von Sparanlagen: Die mit Abstand am weitesten verbreitete Anlageform bei Frauen ist mit 65 Prozent das Sparbuch, gefolgt von Lebens- und Rentenversicherungen mit 44 Prozent sowie Tages- oder Festgeld mit 28 Prozent. Erst mit Abstand folgen Investmentfonds/ETFs sowie Aktien.

"Die Sorge vor Altersarmut hat bei Frauen bislang noch nicht zu einem Umdenken bei der Wahl der Anlageform geführt", kommentiert Beatrix Vogel, Leiterin Marketing und PR für Österreich und Deutschland bei JP Morgan Asset Management. So setzt mit 17 Prozent bisher kaum jede fünfte befragte Frau auf Aktien bei der Geldanlage. In Investmentfonds und ETFs, die Anlagen über mehrere Werte streuen, investieren ebenfalls nur 20 Prozent. Bei Männern sieht das Bild anders aus: Zwar ist das Sparbuch mit 62 Prozent auch bei ihnen weit verbreitet, doch folgen direkt dahinter Aktien mit 40 Prozent, und mit 31 Prozent nutzt rund ein Drittel Investmentfonds/ETFs.

Wenn sich Frauen am Kapitalmarkt engagieren, dann tun sie das oft aber erfolgreicher als Männer. Das geht aus einer Analyse von Trade Republic hervor. "Anhand unserer Daten können wir klar erkennen, dass Frauen auch in herausfordernden Zeiten, die von steigenden Zinsen und Rezessionssorgen geprägt sind, nicht nur konsequent weiter sparen, sondern ihre Sparaktivitäten sogar weiter ausbauen", sagt Oswald Salcher, Region-Manager D-A-CH von Trade Republic. Österreichs Frauen haben demnach ihren Anteil an ETFs deutlich erhöht und setzen auf eine langfristige Wertsteigerung ihrer Ersparnisse. "Es zeigt sich aber auch, dass Frauen noch viel selbstbewusster am Kapitalmarkt agieren könnten", sagt Salcher. Es brauche in erster Linie Interesse an den eigenen Finanzen, gesunden Menschenverstand und Risikobewusstsein, um erfolgreich Vermögen aufzubauen. "All das bringen Frauen auf sehr natürliche Weise mit, wenn sie sich entscheiden, ihr Geld selbst in die Hand zu nehmen", sagt Salcher.

Gut aufgestellt

Hatten Frauen, die bei Trade Republic veranlagen, 2021 im Schnitt noch einen ETF-Anteil von 39 Prozent in ihren Portfolios, steigerten sie diesen 2022 um dreizehn Prozentpunkte auf durchschnittlich 52 Prozent. Männer hingegen steigerten ihren ETF-Anteil von 29 Prozent (2021) auf 37 Prozent im Jahr 2022. Besonders die Gruppe der 26- bis 35-jährigen Frauen hatte mit 58 Prozent den höchsten Anteil an ETFs in ihren Portfolios. Die restlichen Prozentpunkte verteilen sich bei beiden Gruppen auf die Kategorien nicht investiertes Geldguthaben, Aktien, Cryptos und Derivate.

Frauen erhöhten auch ihre monatlichen Sparraten für ETF-Sparpläne um rund 29 Prozent (Männer: 18 Prozent). Bei der Anzahl der jährlichen Sparplanausführungen stieg 2022 der Wert von Frauen sogar um 50 Prozent (Männer: 24 Prozent) im Vorjahresvergleich. Frauen haben also im Zuge der im Vorjahr fallenden Märkte stärker auf ETFs gesetzt als Männer und haben ihre Portfolios dadurch noch breiter gestreut.

Der Rückschlag an den Märkten erforderte von Anlegern starke Nerven und Durchhaltevermögen. Das Interessante: Frauen haben hier in nahezu allen von Trade Republic analysierten Bereichen besser abgeschnitten als Männer und überzeugten mit einem besseren Risikomanagement. (Bettina Pfluger, 9.3.2023)