Der kleine Heimcomputer bietet ein erstaunlich gutes Angebot für einen vergleichsweise kleinen Preis.

Foto: Apple

Die Wörter "günstig" und "Apple" bekommt man eigentlich nur selten im selben Satz unter. Das Unternehmen ist bekannt für hochpreisige Computer, Smartphones und Tablets – die zwar beeindruckende Leistung liefern, aber einen tiefen Griff in die Tasche notwendig machen. Umso verwunderlicher war die Ankündigung, dass der neu vorgestellte Mac mini samt M2-Prozessor günstiger sein wird als das Vorgängermodell. Obwohl der kleine Heim-PC bereits ab 699 Euro zu haben ist, liefert er dank Apple Silicon eine Rechenleistung, von der die Konkurrenz in diesem Preissegment nur träumen kann.

Während sich das Macbook Pro, der Mac Studio und der Mac Pro vor allem an professionell arbeitende Kreative richten, handelt es sich beim Mac mini offensichtlich um eine kompakte Arbeitsmaschine für den Durchschnittskunden. Doch: Wie schlägt er sich im Alltag, vor allem wenn man versucht, ihn mit der einen oder anderen leistungshungrigen Aufgabe an seine Grenzen zu bringen? Der STANDARD hat im Laufe eines mehrwöchigen Tests, bei dem der Mac mini als Hauptarbeitsgerät verwendet wurde, versucht, genau das herauszufinden.

Bekanntes Design, neue Leistung

Eines vorab: Leider wurde der Redaktion nicht das günstigste Basismodell des Computers zur Verfügung gestellt, sondern die M2-Variante mit 16 Gigabyte Arbeitsspeicher. Ansonsten verfügt der Prozessor über acht CPU-Kerne, zehn GPU-Kerne, eine Neural Engine mit 16 Kernen und eine Media Engine zur Codierung und Decodierung von Videodateien. Trotz des aufgerüsteten RAM wird im Test versucht, Rückschlüsse auf die Leistung der günstigsten Mac-mini-Variante zu ziehen.

Nach dem Auspacken merkt man rasch, dass die meisten Neuerungen im Inneren des Geräts zu finden sind. Wie schon bei früheren, mit Intel-Prozessoren angetriebenen Modellen ist das Gehäuse aus gebürstetem Aluminium gefertigt und misst 19,7 mal 19,7 Zentimeter bei einer Höhe von 3,58 Zentimetern. Damit ist der Mac mini deutlich kleiner als Computer mit vergleichbarer Leistung und fügt sich auf einem Schreibtisch problemlos in die Umgebung ein.

Im Vergleich zu den Macbooks verfügt der Mac mini über erstaunlich viele Anschlüsse. Über Thunderbolt 4 und HDMI können bis zu zwei Monitore angeschlossen werden.
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Viel wichtiger ist aber die Tatsache, dass es im Praxistest kaum eine Aufgabe gab, die der Mac mini nicht mit Bravour meistern konnte. Wie auch das deutlich teurere Macbook Pro eignet sich der Heimcomputer hervorragend für alltägliche Office-Arbeiten. Selbst bei gleichzeitigem Betrieb von Microsoft Teams, Slack, Word, Outlook, Excel, Spotify – und mindestens 15 Google-Chrome-Tabs – kommt die Maschine nicht ins Stottern. Ganz im Gegenteil: Dank der hohen Energieeffizienz der verbauten Chips springt nicht mal die Lüftung an und erlaubt die Arbeit in angenehmer Stille.

Kreativmaschine auf Budget

Viel interessanter ist jedoch, dass auch der M2 einen Teil der Versprechen erfüllt, die Apple eigentlich für den deutlich stärkeren M2 Pro und M2 Max aufgestellt hat. Das dürfte insbesondere Hobbyvideografinnen und -fotografen freuen, die sich zwar im Videoschnitt probieren möchten, aber keine 2.000 Euro für einen leistungsstarken Computer auf den Tisch legen wollen. Konkret bedeutet für Premiere-Pro-User zum Beispiel, dass man ohne Ruckler und bei voller Wiedergabequalität durch die zu bearbeitenden 4K-Videospuren scrubben (also schnell vorspulen) kann. Das liegt auch daran, dass Apple selbst im günstigsten Modell eine dedizierte Media Engine verbaut. Statt auf Software- können Videos im H.264-, HVEC- und ProRes-Format daher auf Hardwareebene encodiert und decodiert werden. In der Praxis bedeutet das eine enorme Beschleunigung des Prozesses.

Durchaus beeindruckend sind auch die Rendering- und die Exportgeschwindigkeit. Im Test wurde ein etwa 3:38 Minuten langes Video hergenommen, das aus mehreren 4K-Dateien besteht. Exportiert man dieses in 4K, ohne einen Filter anzubringen oder anderweitige Bearbeitungen vorzunehmen, braucht der Mac mini fast genau zwei Minuten. Stellt man die Zielauflösung auf 1080p, sind es nur noch 1:20 Minuten. Legt man hingegen einen Warp Stabilizer über alle Videospuren und exportiert das Video in 4K, braucht der Mac mini 3:15 Minuten. Beim Export in 1080p sind es etwa 2:15 Minuten. Die Lüftung springt auch hier nie an.

Schneller Export

Besonders beeindruckend sind die oben beschriebenen Werte, weil sie ziemlich nahe an jenen liegen, die der STANDARD beim Test des neuen Macbook Pro mit M2-Pro-Prozessor erreichen konnte. Für den Export eines knapp zweiminütigen Videos bestehend aus 4K- und 8K-Dateien brauchte dieses 3:30 Minuten. Senkt man die Auflösung auf 1080p, sind es noch knappe 45 Sekunden. Mit aktiviertem Warp-Stabilisator braucht der Export in 4K circa vier Minuten – wobei bei diesem Vergleich angemerkt werden muss, dass das Rendering von 8K-Dateien aufwendiger ist als bei 4K.

Ähnlich schnell ist der Mac mini auch beim Fotoexport aus Lightroom. Für 69 RAW-Files als JPEG in höchstmöglicher Qualität braucht er gerade mal 45 Sekunden. Das Macbook Pro brauchte für dieselben Dateien nur 27 Sekunden.

Wer nicht auf Accessoires von Apple verzichten will, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen. Vor allem die Monitore des Herstellers sind sehr teuer.
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Der sichtbare Leistungsunterschied geht ganz einfach darauf zurück, dass das Macbook Pro auf mehr Grafik- und Prozessorkerne zurückgreifen kann. Zum Beispiel verfügte das Testgerät der Redaktion über einen M2-Pro-Prozessor mit 12-Kern-CPU, 19 GPU-Kernen und 16 Gigabyte Arbeitsspeicher. Eine Konfiguration, die deutlich mehr Leistung verspricht als die Basisversion des M2.

In die Knie gezwungen

Den Mac mini an seine Grenzen zu treiben ist deshalb deutlich einfacher; obwohl das Ziel auf einem etwas albernen Weg erreicht wurde. Der Computer kam während des Tests ins Stottern, sobald nicht nur Teams, Slack, Word, Outlook, Excel, Spotify und Chrome, sondern auch noch Premiere Pro und Lightroom geöffnet wurden – und gleichzeitig für den Export eines 4K-Videos und 69 JPEG-Files in höchster Qualität genutzt wurden. Wer nicht darauf verzichten will, all diese Programme gleichzeitig zu verwenden, kommt um ein Upgrade auf einen teureren Mac also nicht herum. Bei allzu vielen Kunden, die sich für den Computer entscheiden, dürfte dieses Szenario aber nicht auftreten.

Für all jene, die die Leistung der beiden Systeme anhand harter Daten vergleichen möchten, wurden außerdem Benchmarktests durchgeführt. Wenig verwunderlich ist, dass die Single-Core-Scores in Geekbench 5 fast identisch sind. Während das Macbook Pro etwa 2.640 Punkte erreichte, sind es beim Mac mini 2.550. Der wahre Unterschied zeigt sich bei den Multi-Core-Scores, da der M2 Pro über deutlich mehr Rechenkerne verfügt als das Basismodell des Chips. Während der Mac mini hier nur 8.721 Punkte erreicht, sind es beim getesteten Macbook Pro mehr als 14.000. Ein Vorteil, der im Einkauf allerdings nicht billig ist. Will man den Heimcomputer mit dem Pro-Prozessor ausstatten, fallen mindestens 1.549 Euro an – womit sein größter Vorteil, nämlich der kleine Preis, verlorengeht.

Schwacher Sound

Trotz allem kann der neue Mac mini nicht in jeder Hinsicht begeistern. Apple hat zwar Lautsprecher verbaut, deren Nutzung sollte man aber dringlichst vermeiden. Der Klang ist blechern und frei von Bässen. Egal ob bei Onlinemeetings, dem Musikhören oder Filmschauen: Es fehlen jegliche Tiefen, die den Klang zum Leben erwecken könnten. Zum Einsatz sollten diese also nur im Notfall kommen. Nicht mehr zeitgemäß ist es außerdem, dass das Einstiegsmodell um 699 Euro gerade mal über 256 Gigabyte Speicherplatz verfügt. Vor allem weil ein Upgrade auf 512 Gigabyte stolze 230 Euro kostet. Nett wäre es außerdem, dass ein Upgrade von acht auf 16 Gigabyte Arbeitsspeicher nicht notwendig, sondern Standard gewesen wäre.

Selbst der Mac mini mit M2 kann bis zu einem gewissen Grad für Video-Editing und Bildbearbeitung genutzt werden.
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Positiv ist hingegen, dass der Computer über eine – im Vergleich zu anderen Geräten des Herstellers – Vielzahl an Anschlüssen verfügt. Neben dem Power-Button und einem Steckplatz für das Stromkabel findet man auf der Rückseite einen Gigabit-Ethernet-Port, zwei Thunderbolt-4-Anschlüsse im USB-C-Format, einen HDMI-Anschluss, zwei USB-A-Ports und ein Kopfhöreranschluss. Wer das Modell mit M2 Pro kauft, erhält zwei weitere Thunderbolt-Ports. Erstmals unterstützt der Mac mini außerdem Wi-Fi 6E.

Bleibt nur noch die Frage nach dem Betrieb von Displays. Der M2-Chip ermöglicht den gleichzeitigen Betrieb von bis zu zwei externen Monitoren, die entweder via USB-C oder HDMI angeschlossen werden können. Zum Beispiel ist es möglich, über die Thunderbolt-Ports ein 6K- und einen 5K-Monitor mit einer Bildwiederholrate von 60 Hz anzuschließen. Der HDMI-Anschluss unterstützt Displays mit einer Auflösung von maximal 4K – was das produktive Arbeiten problemlos möglich macht.

Fazit

Es gibt nicht vieles, was man am neuen Mac mini kritisieren kann. Schon ab 699 Euro erhalten Interessentinnen und Interessenten einen Computer, der über mehr Leistung verfügt, als man für Büroarbeiten jemals brauchen wird. Selbst die Arbeit mit Programmen wie Lightroom, Photoshop und Premiere Pro ist bis zu einem gewissen Grad problemlos möglich. Wer sich hobbymäßig im kreativen Umfeld ausprobieren möchte und dabei nicht zu tief in die Tasche greifen kann, ist mit dem Mac mini also bestens bedient.

Die im Artikel ausgeführten Leistungsdaten dürften sich nicht allzu stark vom günstigsten Modell unterscheiden, da die Apple-SoCs äußerst effizient auf den gemeinsam genutzten Arbeitsspeicher zugreifen. Die Unterschiede dürften vor allem Usern auffallen, die allzu viele Programme und Browserfenster gleichzeitig nutzen wollen. Wer den Computer wirklich nur für den Büroalltag und die gelegentlichen Arbeiten verwendet, sollte aber nicht ins Stottern kommen.

Einziges Manko ist, dass das Basismodell nur über 256 GB Speicherplatz verfügt – und die Aufrüstung auf die wesentlich brauchbareren 512 Gigabyte mehr als 200 Euro kostet. Dabei handelt es sich um eine Apple-typische Upselling-Methode, um Kunden Schritt für Schritt vom günstigsten zum teuersten Produkt zu lotsen. Für die meisten Kunden gibt es aber gar nicht viele Gründe, diesem Weg auch zu folgen. (Mickey Manakas, 11.3.2023)