Stablecoins sollten die Kryptowelt sicherer machen. Doch auch hier kam es schon zu Zwischenfällen. Tether und Co gelten nun auch als Rohstoffe, die Aufsicht SEC ist somit zuständig.

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Wien – Was genau sind eigentlich Krypto-Einheiten wie Bitcoin und Co? Alternative Währungen? Ein Investment? Eine eigene Veranlagungsklasse? Darüber wurde und wird viel debattiert. Nun fallen Kryptowährungen und Stabelcoins wohl unter das Dach von Rohstoffen. So will es das Bord der US Commodity Futures Trading Commission (CFTC).

Fixiert die CFTC diese Entscheidung, bedeutet das vor allem, dass die digitalen Assets nun der Aufsicht unterliegen. Wie die US-Börsenaufsicht SEC darauf reagiert, ist noch offen. Das könnte das Vertrauen in digitale Asstes stärken, weil es nun ja auch einen Aufseher dazu gibt. Andere Marktteilnehmer fürchten wiederum, dass Krypto-Assets just deswegen wieder unattraktiver werden.

Was ist was und wo wie geregelt?

Aufsichten in unterschiedlichen Ländern sehen Krypto-Assets bisher auch unterschiedlich. Das macht Investments wiederum oft kompliziert. In Österreich müssen sich Anbieter von Wallets oder Krypto-Handelsplattformen bei der Finanzmarktaufsicht FMA registrieren. Das hat vor allem mit der Finanzmarktgeldwäscherichtlinie zu tun. Ob Plattformen die diesbezüglichen Richtlinien einhalten, prüft wiederum die FMA.

Auf europäischer Ebene gibt es noch keine einheitliche Lösung. In Deutschland etwa gibt es Regelungen, damit etwa Banken Kryptogelder halten dürfen. In China gilt ein Verbot von Krypto-Mining. Das Reich der Mitte will hingegen den digitalen Yuan als Gegenspieler etablieren. Die SEC hatte zuletzt dazu tendiert, Kryptowährungen eher als Wertpapiere zu klassifizieren.

An eine Einheit gebunden

Kryptowährungen – allen voran Bitcoin – haben immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, weil der Kurs extremen Schwankungen unterliegt. Das ist auch ein Grund dafür, warum Bitcoin als Zahlungsmittel höchst umstritten ist. Daher haben sich zuletzt Stablecoins entwickelt. Ihr Vorteil ist, dass ihr Wert fest an eine Währung oder den Preis von Rohstoffen wie Gold gekoppelt ist. Damit soll ihre Nutzung als Zahlungsmittel oder Wertanlage vereinfacht werden. Die Bindung an Rohstoffe mag wohl mit ein Grund dafür gewesen sein, dass die CFTC nun Stablecoins auch als Rohstoffe klassifizieren möchte.

Allerdings funktioniert dieses System nicht immer wie gewünscht. So kollabierte der Kurs von TerraUSD im vergangenen Jahr, weil ein komplexer Mechanismus von Handelsgeschäften mit anderen Kryptowährungen, der einen Wechselkurs von eins zu eins zum US-Dollar garantieren sollte, versagte. Dies setzte die Kurse anderer Stablecoins unter Druck und stürzte einige Kryptobanken in die Insolvenz. Zuletzt haben die US-Behörden der weltgrößten Kryptobörse Binance die Ausgabe weiterer digitaler Münzen ihres Stablecoins Binance USD verboten.

Die wichtigsten Fragen zum Thema

Frage: Wie wichtig sind Stablecoins bereits?

Antwort: Der addierte Börsenwert der Stablecoins beläuft sich dem Branchendienst Coinmarketcap.com zufolge auf rund 137 Milliarden Dollar. Davon geht etwa die Hälfte auf das Konto von Tether. Mit gut 41 und rund 16 Milliarden Dollar folgen USD Coin und Binance USD auf den Plätzen. Stasis Euro, der an die Gemeinschaftswährung gekoppelt ist, kommt gerade einmal auf 132 Millionen Dollar. Innerhalb der Kryptowährungen machen Stablecoins aber nur vergleichweise einen kleinen Teil aus. Die Marktkapitalisierung aller knapp 22.500 Cyber-Devisen liegt bei mehr als 994 Milliarden Dollar. Allerdings haben Stablecoins in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen. So stieg der Börsenwert von Tether seit Anfang 2020 von rund vier auf derzeit etwa 68,6 Milliarden Dollar.

Frage: Wer nutzt Stablecoins?

Antwort: Stablecoins spielen für Kryptowährungshändler eine wichtige Rolle, da sie sich über sie gegen Kursschwankungen bei Bitcoin und Co absichern können. Außerdem parken sie häufig Gelder vorübergehend in diesen Digital-Devisen, wenn sie ihr Guthaben nicht in klassische Währungen umtauschen wollen. Zudem nutzten Investoren Stablecoins zunehmend zur Umgehung von Kapitalkontrollen, sagt Joseph Edwards, Chef-Finanzstratege des Kryptowährungsfonds-Anbieters Solrise. Dieser Trend lasse sich seit 2018 beobachten. Tether sei besonders gefragt für Geschäfte in und mit China sowie Südamerika.

Frage: Wie genau funktionieren Stablecoins?

Antwort: Grundsätzlich gibt es zwei Gruppen von Stablecoins. Die eine sind "gedeckte" Kryptowährungen. Dabei kaufen die Anbieter dieser Cyber-Devisen klassische Währungen, Staatsanleihen oder andere Wertpapiere, um die Koppelung an einen bestimmten Kurs zu gewährleisten. Zu dieser Kategorie gehören die drei größten Stablecoins Tether, USD Coin und Binance USD. In den vergangenen Jahren gab es wiederholt Kritik wegen mangelnder Transparenz in puncto Wertpapierbestände. Skeptiker bezweifeln, dass die Anbieter dieser Stablecoins ausreichende Finanzreserven haben, um einen Wechselkurs von eins zu eins zu garantieren. Zudem führe die Notwendigkeit des Vertrauens in eine zentrale Stelle das Grundprinzip von Kryptowährungen ad absurdum, das auf Unabhängigkeit von Institutionen basiere, sagt Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann.

Daneben gibt es noch "algorithmische" oder "dezentrale" Stablecoins. Zu ihnen gehört TerraUSD. Statt Devisen- oder Wertpapierreserven soll hier automatisiert ein komplexer Mechanismus von Handelsgeschäften mit anderen Kryptowährungen den Kurs stabil halten. Im Fall von TerraUSD sind dies Transaktionen mit der frei handelbaren Cyber-Devise Luna.

Frage: Was kann schiefgehen?

Antwort: Bei TerraUSD versagte der Stabilitätsmechanismus, als Investoren das Vertrauen in Luna verloren. Gleichzeitig verfüge der Anbieter von TerraUSD nicht über ein ausreichendes Finanzpolster, um den spekulativen Druck abzufedern, kritisieren die Analysten der Ratingagentur Fitch. Theoretisch sollten gedeckte Stablecoin dagegen immun sein. Dennoch gerieten auch die Kurse von Tether ins Rutschen, obwohl der Anbieter dieser Kryptowährung auf seiner Webseite betonte, das Umtausch-Verhältnis von eins zu eins zum US-Dollar bleibe bestehen. "Zweifel an der Deckung bestimmter Stablecoins sind immanent und nicht unglückliche Einzelfälle", warnt Commerzbank-Experte Leuchtmann.

Frage: Was sagen die Regulierungsbehörden?

Antwort: Börsenregulierer, die seit längerem weltweit um Regeln für den Kryptowährungsmarkt ringen, haben wiederholt auf die Risiken für die Finanzstabilität hingewiesen. Diese träten dann auf, wenn alle gleichzeitig ihre Stablecoins verkaufen wollten und dadurch die Anbieter gezwungen seien, ihre Devisen- und Wertpapierbestände kurzfristig auf den Markt zu werfen. Dies könnte eine Talfahrt an den klassischen Börsen verschärfen. "Womit sich der eine oder andere die Frage stellen dürfte, ob Stablecoins insgesamt sinnvoll sind", sagte Commerzbank-Experte Leuchtmann. "Zumal sie bei Einführung von digitalem Zentralbankgeld ohnehin obsolet werden dürften." (Bettina Pfluger, Reuters, 11.3.2023)