Eröffnet die Diagonale am 21. März: Patric Chihas mystischer Club-Film "Das Tier im Dschungel" mit Tom Mercier und Anaïs Demoustier.

Elsa Okazaki

Graz – Die diesjährige Diagonale werde ein widersprüchliches und emotionales Festival. Das sagte Co-Intendant Peter Schernhuber gleich zu Beginn der Programmpräsentation, die am Donnerstag in Graz und ein zweites Mal am Freitag in Wien stattfand. Schernhuber verabschiedet sich mit der aktuellen Festivalausgabe gemeinsam mit Sebastian Höglinger vom Festival des österreichischen Films, das seit 1998 in Graz stattfindet. Gemeinsam präsentierten sie die Highlights des Programms.

Neues und Kontroverses

Bereits bekannt war, dass das Festival am 21. März mit der bei der Berlinale uraufgeführten Clubkulturparabel Das Tier im Dschungel von Patric Chiha, dem Kurzfilm NYC-RGB von Viktoria Schmid und der Verleihung des Großen Diagonale-Schauspielpreises an Margarethe Tiesel starten wird. Neu hingegen sind etliche der insgesamt 115 im Wettbewerb gezeigten österreichischen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme und Beispiele für innovatives Kino.

Bei den Spielfilmen hob Höglinger die Horrorsatire Razzennest von Johannes Grenzfurthner und den "Wohnungsmarktkrimi" Die Vermieterin von Sebastian Brauneis als Beweise für die Existenz von Humor im österreichischen Kino hervor. Mit Ulrich Seidls Sparta und Marie Kreutzers Sisi-Neuverortung Corsage laufen zwei prominente Streifen im Wettbewerb, die bereits im Vorfeld für heftige Diskussionen gesorgt haben.

Wiener Soziotope

Die Sparte Dokumentarfilm bietet ein breites Spektrum von Themen. Zoo Lock Down von Andreas Horvath etwa bietet einen surrealen Blick auf den menschenleeren und umso lebendigeren Salzburger Zoo während der ersten Phase der Pandemie. Vienna Calling von Philipp Jedicke und 27 Storeys von Bianca Geissinger beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit zwei ebenso unterschiedlichen Wiener Soziotopen.

Feminism WTF von Katharina Mückstein wird im begleitenden Diskursangebot wohl für rege Diskussionen sorgen. Erstmals zu sehen sein wird das halbe Selbstporträt Jedermann und ich von Katharina Pethke und Schauspieler Philipp Hochmair.

Insgesamt 75 Kurzfilme verteilen sich auf die Sparten Kurzspielfilm, Kursdokumentarfilm und Innovatives Kino; darunter auch der Trailer der Diagonale23, See you in L.A. von Anna Spannlang. Als innovativer Langfilm ist unter anderem der Pornohorrorfilm 2551.02 – The Orgy Of The Damned von Norbert Pfaffenbichler zu sehen, der Höglingers Charakterisierung zufolge eher nicht für ein zart besaitetes Publikum gemacht worden sein dürfte.

Rückschau

Mit dem gemeinsam mit dem Filmarchiv Austria, dem Österreichischen Filmmuseum und dem ORF kuratierten Spezialprogramm "FINALE" blickt die Diagonale23 auf das Verhältnis des österreichischen Films zu Endzeit, Apokalypse und zu verschiedenen Abgründen. Hier gibt es unter anderem ein Wiedersehen mit dem schrägen Liebesfilm Richtung Zukunft durch die Nacht von Jörg Kalt aus dem Jahr 2002 und der Generationenstudie Atemnot von Käthe Kratz (1984). Ein weiteres historisches Special ist dem 1999 verstorbenen Autor, Filmemacher und Kritiker Bernhard Frankfurter, seines Zeichens Initiator des begehrten Carl-Mayr-Drehbuchpreises, gewidmet.

Die Schiene "In Referenz" widmet sich der widersprüchlichen Grazer Filmschauspielerin Marisa Mell (1939–1992), von der vier selten gezeigte Filme zu sehen sein werden. Bereits am 15. März eröffnet im Graz Museum die begleitende Ausstellung "Magic Marisa".

Personale Goran Rebić

Die Personale der Diagonale gilt diesmal dem Filmemacher Goran Rebić, von dem die Diagonale unter anderem Jugofilm (1997) und seine Ode an den zweitlängsten europäischen Fluss, Donau, Duna, Dunaj, Dunav, Dunarea von 2003, zeigt.

Im Rahmen des Dialogprogramms werden zahlreiche Filmschaffende und Schauspieler in Graz erwartet, unter anderem Stefanie Reinsperger, ihr Kollege Philipp Hochmair, Filmkritiker Olaf Möller sowie die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Erika Pluhar. Die Preisverleihungen in den verschiedenen Kategorien finden am 26. März im Grazer Orpheum statt. Neu ist ein Preis für die beste Filmkomposition.

Als logistische Drehscheibe und Treffpunkt fungiert wieder das Kunsthaus, das begleitende musikalische Programm findet im Club PPC statt. Die Diagonale-Bar wird im Volksgarten-Pavillon eingerichtet. (APA, 10.3.2023)