Homeoffice ist auch bei der ÖBB ein Thema. Gut, jetzt nicht unbedingt bei Triebwagenführerinnen und Triebwagenführern, wohl aber bei den Bürojobs. "Wir merken, dass die Bewerberinnen und Bewerber im Moment besonderen Wert auf die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und flexibles Arbeiten legen. Verstärkt durch die Pandemie wird auch mehr nach Teilzeitpositionen und nach Homeoffice-Möglichkeiten gefragt", erklärt ÖBB-Sprecherin Julia Krutzler und versichert, dass man die Wünsche ernst nehme und die ÖBB in dem Bereich umfassende Möglichkeiten biete.

Um Strecken, die noch nicht elektrifiziert sind und bei denen sich das auch nicht rechnet, ohne Dieselloks bedienen zu können, hat die ÖBB Züge mit Akkus ausgeschrieben.
Foto: Siemens / ÖBB

Insgesamt arbeiten bei der ÖBB 42.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Bus und Bahn sowie zusätzlich rund 2000 Lehrlinge in 130 verschiedenen Berufsbildern. "Bis 2027 wird rund ein Fünftel der ÖBB-Mitarbeiterinnen und ÖBB-Mitarbeiter in Pension gehen." Deshalb sucht die ÖBB jedes Jahr rund 3000 neue Personen. "Wir sprechen also von rund 15.000 Jobs in den nächsten Jahren für den österreichischen Arbeitsmarkt." Derzeit gebe es aufgrund von Personalmangel keine Einschränkungen beim Fahrbetrieb der ÖBB, versichert man.

Intervallausdehnung

Anders sieht das bei den Wiener Linien aus. Dort mussten vergangenen November die Intervalle von elf der 28 Straßenbahn- und von neun der 131 Buslinien verlängert werden, weil zu wenig Personal vorhanden ist. Anfang Jänner kamen acht Bim- und sieben Busstrecken mit verlängerten Intervallen dazu. Der normale Fahrbetrieb soll bis Herbst 2023 wieder möglich sein.

"Wir haben uns in den vergangenen Jahren umfassend auf den historisch größten Generationenwechsel der Unternehmensgeschichte vorbereitet. Die Ausbildungsplätze wurden zwischen 2020 und 2023 von 380 auf 680 fast verdoppelt, in eine neue Lehrwerkstätte werden 22 Millionen Euro investiert sowie zahlreiche neue Kooperationen mit Bildungseinrichtungen etabliert", sagt eine Sprecherin der Wiener Linien.

Insgesamt kaufen die Wiener Linien in den nächsten drei Jahren 60 E-Busse und zehn, die mit Wasserstoff betrieben werden.
Foto: Mercedes Trucks

Aktuell fehlen rund 100 Straßenbahnfahrerinnen und 100 Buslenker. "Deshalb wurde Anfang Jänner ein Fünf-Punkte-Programm für die Rückkehr zu dichteren Intervallen sowie zu mehr Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit präsentiert." Zudem sind mit Jahresanfang "die Gehälter im Fahrdienst auf 2800 Euro brutto (inklusive Zulagen) gestiegen. Für Überstunden gibt es neben den gesetzlichen Zuschlägen auch zusätzliche Prämien." Es gelte die finanzielle Gleichstellung von Männern und Frauen.

Wunsch nach mehr Frauen

War die Arbeit bei Bus und Bahn früher so schwer, dass sie stark männlich dominiert war, versuchen Wiener Linien und ÖBB den Anteil an Frauen kontinuierlich zu heben und setzen entsprechende Maßnahmen. "Lag der Frauenanteil 2018 noch bei 12,8 Prozent, ist er heute bei rund 15 Prozent", heißt es von der ÖBB. Man sei auf einem guten Weg, aber noch längst nicht am Ziel, das lautet: "Bis 2026 soll der Frauenanteil konzernweit auf über 17 Prozent gesteigert werden." Also in einen Bereich, der in den Führungsetagen der ÖBB bereits überschritten wurde. Den Bedarf an Personal zu decken ist aber nur ein Schritt in die Zukunft.

Automatisierung ist ein weiterer. Durch die Digitalisierung des Bahnbetriebs soll es möglich werden, die Leistungsfähigkeit der Bahn bis 2040 zu verdoppeln. Im Bereich der Instandhaltung und Reinvestition des Gleisoberbaus setzt die ÖBB auf künstliche Intelligenz (KI). Mit dem Track-Component-Video-System werden bei Geschwindigkeiten von bis zu 230 km/h Endlosbilder vom Gleisoberbau gemacht, die dann von der KI ausgewertet werden.

Künstliche Intelligenz

Mit dem "Automated Resource Planning Programm nutzt die ÖBB mathematische Optimierung, Simulation und KI, um die hochkomplexen Schienenverkehrsleistungen – und alles, was damit zusammenhängt – zu planen." Mehr Züge in gleicher Zeit sind aber nur dann sinnvoll, wenn diese auch wirklich umweltfreundlich unterwegs sind.

"Alternativen zum Dieselbetrieb stehen bei der ÖBB ganz oben auf der Prioritätenliste. Zum einen kommt es seit Jahren zur Elektrifizierung von Strecken, Stichwort Marchegger Ostbahn oder Klagenfurt–Weizelsdorf." Für Strecken, bei denen die Elektrifizierung nicht sinnvoll sei, werden künftig vermehrt Triebzüge mit alternativen Antrieben eingesetzt.

Tests gab es mit Wasserstoff- und batterieelektrischen Triebwagen. "Wir haben uns für Akkuzüge entschieden", sagt ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder. "Eine Ausschreibung ist gerade im Laufen. Wir rechnen mit einer Entscheidung dazu im Laufe dieses Jahres."

Milliardeninvestitionen

Insgesamt werden bei der ÖBB in den nächsten sechs Jahren 19 Milliarden Euro investiert. Das sichert der im Oktober 2022 beschlossene Rahmenplan 2023-2028 des Bundesministeriums für Klimaschutz zu. Es wird "noch stärker in den Bau und Umbau von barrierefreien Bahnhöfen investiert werden", in den zweigleisigen respektive auch in den viergleisigen Ausbau auf der Westbahn sowie "in die Errichtung und Anpassung von Güterladestellen", um den Gütertransport zu attraktivieren.

"Konstant weitergegangen wird der Weg sowohl bei den Großprojekten entlang der Südstrecke (Semmering und Koralm) als auch bei den Regionalbahnen. Die geplanten Attraktivierungen und Elektrifizierungen sind nach wie vor auf Schiene", heißt es von der ÖBB. Reizvoller werden Bahnreisen auch die neuen Nightjet-Garnituren machen, die heuer noch kommen sollen.

Die Nightjets mit den neuen Mini-Cabins werden noch heuer kommen.
Foto: ÖBB

Diese bestehen aus je zwei Sitzwagen, drei Liegewagen und zwei Schlafwagen. Letztere sind mit Dusche und WC eingerichtet, in den Liegewagen gibt es dann Mini-Cabins, für mehr Privatsphäre – Kleinstabteile für eine Person, die man verschließen kann. Allein in die Erneuerung der Zugflotte der ÖBB im Nah- und Fernverkehr fließen nach aktuellen Planungen 4,2 Milliarden Euro.

550 Millionen beträgt das Budget für den neuen X-Wagen, die neue U-Bahn, die demnächst ihren Betrieb aufnehmen und die alten Silberpfeile ersetzen wird. Ab 2026 wird der X-Wagen vollautomatisch die Linie U5 bedienen.

"Dank U- und Straßenbahn sind schon jetzt 80 Prozent der Fahrgäste in Wien emissionslos, weil rein elektrisch unterwegs", heißt es von den Wiener Linien, die nun einen Schwerpunkt auf die Dekarbonisierung der Busflotte legen. Bis 2025 kaufen die Wiener Linien 60 E- und zehn Wasserstoffbusse und errichten die dafür notwendige Infrastruktur.

Null-Emissions-Busse

"Die 70 E- und H2-Busse werden während der ersten fünf Betriebsjahre mehr als 13 Millionen Kilometer zurücklegen und somit rund 12.000 Tonnen CO2 einsparen." Bis Ende 2025 werden die E-Busse auf den Linien 17A, 57A, 61A, 61B, 64A, 64B, 70A sowie 71A und 71B unterwegs sein. Die Wasserstoffbusse werden auf der Linie 39A eingesetzt. "Bei den Bussen handelt es sich um echte Nullemissionsfahrzeuge", die Batteriebusse haben also auch keinen Dieselzusatzheizer. (Guido Gluschitsch, 10.3.2023)