Wenn in einem Kinderbuch ein Papa seiner Gattin einen Schmatzer gibt, ist alles gut. Wenn in einem anderen eine Mama der anderen Mama ein Bussi gibt, dann ist das "Frühsexualisierung". Wenn ein der heterosexuellen Mehrheit angehöriger Mensch aus einem der unzähligen Kinderbücher über Vati-Mutti-Kind vorliest, ist das bestens. Wenn eine Dragqueen aus einem Buch vorliest, in dem es um die Vielfalt von Lebensentwürfen geht, ist das "Sexualisierungspropaganda". Solch alarmistischer Begriffe bedienen sich Rechte mit Blick auf die LGBTQI*-Community oft.

Dragqueens, die Kinderbücher vorlesen? Die FPÖ ist empört.
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Nun schürt einmal mehr die FPÖ moralische Panik. Die Wiener FPÖ forderte kürzlich aus Gründen des "Jugendschutzes" ein Verbot von "Dragqueen-Shows". De facto geht es um Lesungen, bei denen Dragqueens Kinderbücher lesen, in denen es um vielfältige Lebensweisen geht, um Einsamkeit, wenn man nicht "wie alle anderen" ist.

Es geht keine Sekunde um Sex. Den Kritikern geht es nicht um Jugendschutz, sondern darum, die Existenz und Sichtbarkeit von Menschen abseits einer heterosexuellen Orientierung und Ästhetik, wie bei Dragqueens, als Bedrohung darzustellen. Darum, ein Leben innerhalb traditioneller Frauen- und Männerrollen als das einzig "Normale" zu zementieren.

Ausgerechnet die sonst Verbote anprangernde FPÖ will jetzt Veranstaltungen verbieten, die man besuchen kann oder auch nicht. Mehr Vielfalt wird Kindern jedenfalls nicht schaden. (Beate Hausbichler, 9.3.2023)