Russland beschert der Ukraine erneut Tod und Verwüstung.

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Donnerstagfrüh wurden die Bewohner der ukrainischen Hauptstadt Kiew wieder einmal von massiven Explosionen aus dem Schlaf gerüttelt. Auch in Charkiw, Dnipro, Odessa und in der westukrainischen Stadt Lwiw – rund 700 Kilometer von der Kriegsfront entfernt – hagelte es Raketen.

Schnell wurde klar, dass ein so massiver und flächendeckender Angriff Russlands auf die Ukraine im Gange war, wie es ihn schon wochenlang nicht mehr gegeben hatte: Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj habe Russland mindestens 81 Raketen – darunter Hyperschallraketen – auf die Ukraine abgefeuert. Bei dem Beschuss seien kritische Infrastruktur und Wohngebäude in zehn Regionen getroffen worden: Mindestens sechs Zivilisten wurden durch die Raketen getötet. Drei weitere Zivilisten starben durch Artilleriefeuer in Cherson.

Vielerorts fiel auch wieder der Strom aus. So auch im von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja. Russische Vertreter behaupteten, den Stromausfall hätten ukrainische Provokateure verursacht. Die Stromversorgung konnte am Donnerstagnachmittag jedoch wieder hergestellt werden.

Moskau sieht Racheakt

Russland rechtfertigte seine Angriffe mit einer angeblichen Vergeltung für den "terroristischen Angriff" in Brjansk in der Vorwoche. Moskau macht dabei Kiew für den Tod zweier Russen im Grenzgebiet verantwortlich. Ebenso beschuldigt der Kreml weiterhin westliche Geheimdienste für die Nord-Stream-Sprengungen. Medienberichten, denen zufolge es sich um eine proukrainische Gruppe handelt, wolle man nicht glauben. Selenskyj sprach dagegen neuerlich von russischem Terror gegen die Zivilbevölkerung: "Aber es wird Ihnen nicht helfen, sie werden sich nicht aus der Verantwortung ziehen können für alles, was sie getan haben."

In Europa erfolgten derweil weitere Zusagen für militärische Hilfe für die Ukraine: Konkret haben Polen und die Slowakei angekündigt, Kampfjets des sowjetischen Typs MiG-29 zu liefern. Gemeinsam besitzen sie 40 Stück. Schon seit Kriegsbeginn gibt es intensive Diskussionen der Nato-Länder, ob Polen der Ukraine seine Jets übergeben soll. Zudem hat Polen Kiew weitere zehn Leopard-2-Panzer zugesagt.

In der neutralen Schweiz hat der Nationalrat die Wiederausfuhr von Schweizer Waffen aus Drittstaaten an eine unwahrscheinliche Bedingung geknüpft: eine Resolution des UN-Sicherheitsrats, in dem Russland ein Vetorecht hat. (Flora Mory, 9.3.2023)