Spezialeinheiten sicherten das Gotteshaus der Zeugen Jehovas.

Foto: REUTERS/FABIAN BIMMER

Die Hamburger Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.

Foto: REUTERS / FABIAN BIMMER

Hamburg – Im Norden Hamburgs ist es am Donnerstagabend zu Schüssen mit mehreren Toten gekommen. Bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas sind laut Medienberichten sechs oder sieben Menschen getötet worden, mindestens acht weitere seien verletzt worden. Der Täter ist möglicherweise tot, seine Tat stuft die Hamburger Polizei nach Informationen aus Sicherheitskreisen als Amoklauf ein.

"Die Toten haben alle Schussverletzungen", sagte ein Polizeisprecher. Unter den Toten soll möglicherweise auch der Angreifer sein: "Es gibt Hinweise darauf, dass es der Täter sein könnte. Aber ob es wirklich der Täter gewesen ist, das ist noch unklar."

VIDEO: Beamte hätten in dem Gebäude auch "eine leblose Person aufgefunden, bei der wir davon ausgehen, dass es sich um einen Täter handeln könnte", teilte die Polizei mit.
DER STANDARD

Zuvor hatte es geheißen, der Täter befinde sich womöglich auf der Flucht, die Behörden warnten vor einer "extremen Gefahr" und riefen die Bevölkerung dazu auf, Schutzräume aufzusuchen und das Mobilfunknetz nicht durch unnötige Telefonate zu überlasten.

Keine Hinweise auf flüchtigen Täter

Die Hintergründe der Schüsse im Stadtteil Alsterdorf waren nach Angaben der Ermittler zunächst unklar. Es gebe keinen Hinweis auf einen anderen oder einen flüchtigen Täter. Auch zu Alter und Geschlecht des mutmaßlichen Täters äußerte sich die Polizei bisher nicht, am Freitag soll eine Pressekonferenz stattfinden.

Streifenwagen mit Blaulicht hatten den Tatort am Abend weiträumig abgesperrt. Beamte mit Maschinenpistolen sicherten den Bereich zusätzlich ab. Unmittelbar nach den Schüssen waren alle Fenster des Gebäudes hell erleuchtet, ein Hubschrauber war in der Luft, zahlreiche Rettungswagen standen in den Straßen. Noch in der Nacht wurden die Gemeinderäume nach möglichen Sprengfallen durchsucht. 17 Menschen, die unverletzt geblieben sind, wurden psychologisch betreut. Gegen halb eins hieß es: "Die Lage hat sich so weit beruhigt."

Hamburgs Bürgermeister bestürzt

Welche Art von Veranstaltung in der Kirchengemeinde der Zeugen Jehovas abgehalten wurde, war zunächst nicht bekannt. Auf der Internetseite der Zeugen Jehovas war für den Donnerstagabend eine von zwei wöchentlichen Zusammenkünften angekündigt. Dazu ist den Informationen zufolge auch die Öffentlichkeit eingeladen.

Bei den Zusammenkünften befasst man sich demzufolge mit der Bibel und damit, wie ihre Lehre im Leben berücksichtigt werden kann. Polizeiangaben zufolge hatten mehrere Menschen die Veranstaltung besucht.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich bestürzt über die Schüsse. "Die Meldungen aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd", schrieb Tschentscher bei Twitter. "Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl." Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete die tödlichen Schüsse als brutale Gewalttat. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson zeigte sich entsetzt. Sie sprach Freitagfrüh auf Twitter von einer "schockierenden Tat". (red, APA, 9.3.2023)