Sven Hergovich war am Donnerstagabend Gast in der "ZiB 2" bei Marie-Claire Zimmermann.

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In Zeiten wie diesen muss man mit einer guten Nachricht beginnen: Sven Hergovich hat sich am Donnerstagabend im "ZiB 2"-Studio bei Marie-Claire Zimmermann nicht live selbst Gliedmaßen amputiert. Der Chef der SPÖ Niederösterreich hatte angekündigt, sich eher eine Hand abzuhacken, als in den Verhandlungen über ein Regierungsübereinkommen mit der ÖVP von einer seiner fünf Forderungen abzurücken.

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Die fünf Forderungen kennt jetzt dafür ganz Österreich: flächendeckend ganztägige kostenlose Kinderbetreuung, Ausweitung seines Jobgarantiemodells auf ganz Niederösterreich (Hergovich war in Niederösterreich AMS-Chef), pflegende Angehörige anstellen, damit sie endlich sozial abgesichert seien, und Maßnahmen gegen die Teuerung wie einen Heizpreisstopp, der beinhalte, dass Heizen nicht mehr als fünf Prozent des Haushaltseinkommens koste, sowie Investitionen in vernachlässigte Regionen, Stichwort Bankomat für jede Gemeinde.

"Miteinander reden"

Hergovich ergoss diese wie einen Wasserfall über den neuen Studiotisch, der ein wenig an ein Polizeiboot erinnerte. Dabei hatte Zimmermann Hergovich gerade noch zu dem schwelenden Konflikt bzw. offenen Streit der Bundesparteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner und des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Peter Doskozil befragt. Was diesen Streit angeht, setzt Hergovich weniger auf das Abhacken von Händen als auf "miteinander reden". Das empfahl er innerhalb der ersten 50 Sekunden gleich dreimal.

Ob das sofort in einer Sitzung des Parteipräsidiums passiere oder auf einem Sonderparteitag, sei ihm gleichermaßen recht. Bei Letzterem könnten dann auch gleich "mehrere Personen als Vorsitzende gegeneinander antreten", wie das Rendi-Wagner selbst ins Spiel gebracht habe. Wichtig sei eine Lösung, "wo wir endlich wieder alle an einem Strang ziehen", so Hergovich. Er präferiere aber jede Lösung und traue vielen Personen in der Partei zu, "beide Flügel zu vereinen".

"Das bessere Gewand"

Wer ihm "sympathischer" sei oder "das bessere Gewand trägt", sei ihm egal. Auch eine Doppelspitze wollte er nicht kommentieren. Zuerst sei – wie bei Streitereien in "Familien oder Vereinen" – "aufeinander zugehen, zuhören und verstehen" angesagt. Es solle weniger um Personen als um Inhalte gehen. Dann kam der Wasserfall.

Die ÖVP gehört ganz offensichtlich nicht zu Hergovichs Familie: Gefragt, ob es nicht diplomatischere Formulierungen als seine Hand-ab-Ansage gegenüber der niederösterreichischen ÖVP gebe, zeigte er sich überrascht: Er habe doch gesagt, dass er nichts unterschreiben werde, wo nicht alle fünf Bedingungen, die bereits Ergebnis eines Kompromisses seien, drinstünden. Er sei gegen "Hinterzimmerpolitik", die Bevölkerung habe ein Recht auf Transparenz. Dass die ÖVP nun mit der FPÖ verhandle, sei für ihn "total okay", meinte Hergovich und wirkte dabei siegessicher.

Am Ende übernimmt er noch mit links die Bundespartei. Einhändig. (Colette M. Schmidt, 10.3.2023)