City Hub

Hotel ist ein großes Wort für eine Ansammlung kleinstmöglicher Zimmer. Mit den Kapselhotels, wie wir sie aus Japan kennen, haben die City Hubs in Amsterdam, Rotterdam und Kopenhagen dennoch nur wenig gemeinsam. Okay, zur Grundausstattung gehört auch in der europäischen Variante ein Kimono als Pyjama. Die bequemen Betten von City Hubs sind aber in recht geräumigen Kunststoffkojen untergebracht, die ein wenig an die kühle Eleganz von Stanley Kubricks A Space Odyssey erinnern. Der größte Unterschied zu den asiatischen Vorbildern: Das ganze Drumherum ist in den City Hubs großzügiger.

Foto: City Hub/Willemstein Fotografie

Am Standort in Kopenhagen gibt es etwa eine weitläufige Lobby mit Bar, weitere Aufenthaltsräume zum Herumlümmeln und eine Sauna. Die Bäder sind zwar auch hier gemeinschaftlich zu nutzen, vom Shampoo über kuschelige Handtücher bis zur Handcreme ist aber alles auf qualitätsvolles Wohlfühlen ausgelegt. Die praktische Seite kommt in dieser schnellen und sauberen Schlafgelegenheit auch durch sinnvolle Extras nicht zu kurz: Wer geschäftlich reist, muss am nächsten Tag nicht in zerknitterten Klamotten beim Termin antanzen – es gibt Bügelbretter.

Frühstücken können Gäste inhouse oder bei mehreren Partnerbetrieben in dem trendigen Viertel Vesterbro, für das die Gastgeber auch sonst hervorragende Empfehlungen haben.

Treehouse Hotels

Baumhäuser sind im Kommen. Nach dem bislang einzigen Standort in London werden schon bald weitere Treehouse Hotels in Manchester, Miami und in Kalifornien auf gesperrt. Mit rustikal zusammengezimmerten Schlafplätzen im Geäst hat das Konzept aber zum Glück nichts zu tun, der Name Treehouse soll vielmehr an gemütliche Nischen und kindliche Verspieltheit erinnern.

Auch die Lage des Londoner Hotels in luftiger Höhe erinnert an ein Baumhaus, von den oberen Stockwerken hat man freien Blick auf das benachbarte Funkhaus der BBC. In der verglasten Rooftop-Bar wiederum finden immerhin baumhohe Zimmerpflanzen und so viel Blattwerk Platz, dass die Assoziation zum gemütlichen Verweilen in der Baumkrone auch hinhaut.

Ob die Hotelkette ihr aufwendiges Konzept beim Interieur auch an den kommenden Standorten beibehalten kann, wird sich zeigen. Komplett individuell zusammengestellt wirken die Möbel jedenfalls in den Londoner Suiten mit Mid-Century-Versatzstücken, gemütlich abgerockten Ledersofas und 1970er-Beistelltischchen. Da sich das Haus als familienfreundlich versteht, wurde auch an Brettspiele in den Zimmern und sogar an Teddybären (Modell Paddington) gedacht.

Auch keine Schande: Das Restaurant setzt beim Menü nicht auf britische Klassiker, sondern ist ein solider Mexikaner.

Nyx Hotels

Eine lässige Poollandschaft über den Dächern von Madrid, eine auf Retro getrimmte Bar in Tel Aviv oder von lokalen Kuratoren ausgewählte Kunstwerke für das Londoner Haus – das sind die Zutaten, mit denen Nyx Hotels an jedem Standort auf andere Weise auffallen will. Neun Hotels in fünf Ländern gibt es bislang, 2023 sollen weitere etwa in Hamburg oder Ibiza dazukommen.

Foto: Andreas Rehkopp / Leonardo Hotels Central Europe

Tatsächlich atmen die Häuser den Spirit der Städte, in denen sie nun laufend eröffnet werden. Das Interieur sieht nirgendwo so aus, als käme es vom Fließband, die vielerorts eingesetzten Graffitis sind individuell gestaltet und keine Wandtattoos aus dem Onlineversand. Noch wichtiger: Die Mitarbeiter der Hotels sind überwiegend Locals, die ihre Stadt kennen und lieben. Sie haben immer gute Tipps für Gäste parat, die sich im Grätzel bewegen wollen.

Einige Standorte eignen sich auch für Meetings, überall gibt’s eine Bar, in der man sich nach der Arbeit auf einen Absacker treffen kann.

Habitas

Marokko, Mexiko und Saudi- Arabien sind die Länder, in denen das System Habitas bereits mehrfach vertreten ist. Sieben von insgesamt neun Unterkünften befinden sich dort – immer in ländlicher Umgebung. Es sind ganz unterschiedliche Behausungen, vom luxuriösen Camp bis hin zu traditionellen Hütten oder Häusern.

So bilden etwa Wohnwägen der US-Marke Airstream ein temporäres Camp in der Wüste Saudi Arabiens. Die silber-blitzenden Caravans vor dem rostroten Gestein wirken dabei wie Land-Art, in der sich Gäste niederlassen dürfen. In der kargen Landschaft rundherum gibt es nur wenig Ablenkung fürs Auge. Im Bundesstaat New York wiederum wurde kurzerhand ein altes Herrenhaus zum Luxushotel umgebaut – man nimmt, was da ist, und wagt eine mutige Neuinterpretation. Aber nicht nur.

Das Habitas Design Lab, das am zugrunde liegenden Konzept tüftelt, achtet penibel auf einige Grundsätze. So werden vor Ort immer bestehende Strukturen in längstens zwölf Monaten aufgewertet, dabei auch touristische Ausbildungsplätze geschaffen und Lebensmittel von regionalen Landwirten bezogen. Ach ja, und was gehört noch zu diesem Lifestyle? Natürlich Yoga-Kurse und Lagerfeuer.

Greet

Der französische Hotelriese Accor mit derzeit 39 Marken wagt sich wieder an eine neue: Die günstigen Greet-Hotels wollen auch ökologisch daherkommen, weil sie alte Möbel einem Upcycling unterziehen: Die Scheibtruhe wird Loungesessel, das Gurkenglas Nachttischlampe. Bislang gibt es nur einziges Haus in Darmstadt, wo man das Konzept kennenlernen kann. Dort wurde ein schmuckloses bestehendes Hotel mit Bauhaus-Chic aufgehübscht, auch ein großer gemütlicher Garten gehört zu der weitläufigen Anlage.

Foto: Accor/tristar GmbH

In Wien steht der zweite Greet -Ableger mit knapp 100 Zimmern vor der Eröffnung, noch im März 2023 soll das Haus in Floridsdorf aufsperren und sich am Generalthema "Schrebergarten" abarbeiten. Der großzügige Frühstücksbereich mit Brot vom lokalen Bäcker soll tagsüber auch als Treffpunkt im Grätzel und als temporärer Arbeitsplatz nutzbar sein. Und eine gemütliche Hotelbar möchte man in der diesbezüglich schlecht aufgestellten Gegend ebenso anbieten.

Revier Hotels

Die Schweizer Gruppe Revier Hotels lässt sich überall dort nieder, wo Wintersportgebiete locken oder ein junges Publikum im urbanen Raum angesprochen werden soll. Seit 2017 die erste Revier Mountain Lodge in Lenzerheide aufgemacht hat, sind unter anderem Standorte in Dubai und im Vorarlberger Montafon dazugekommen.

Gäste sollen das Gefühl haben, dass im Revier immer etwas los ist – am Tag und in der Nacht. Ein Restaurant und eine Bar sind das Herzstück jedes Hotels, im erweiterten Barbereich mit Bühne stehen oft auch Live-Acts und DJ-Auftritte auf dem Programm. Die Marke will sich betont unkompliziert geben, auf "alten Hotelkram" wie ein Zimmertelefon, die Minibar und die Rezeption wird bewusst verzichtet.

Foto: Revier Montafon

Interessant ist die Gestaltung der Zimmer, die es für ein bis fünf Personen gibt und die wie Vollholzkabinen gestaltet sind. Am Ende einer wirklich bequemen Liegewiese ist stets ein großes Panoramafenster verbaut, durch das man in die Landschaft blicken kann, sollte das Fernsehprogramm am großen LCD-Schirm über dem Bett zu wünschen übrig lassen.

Das Skigebiet Silvretta Montafon liegt gleich vor der Haustür, die Gondeln schweben direkt am Hotel vorbei. Auch ein Fitnessstudio kann im Haus benutzt werden, damit Craft-Beer und Burger schnell wieder abgebaut werden. Das Après-Ski funktioniert hier übrigens ohne Frieren in der Schirmbar – täglich zwischen 17 und 20 Uhr gibt’s inhouse die Prosecco-Flatrate.

Locke Living

Schon beim Wort "Aparthotels" werden Ästheten nervös. Sind das nicht diese gesichtslosen Schlafbatterien für Geschäftsreisende, in denen man in kurzen Nächten besser schnell die Augen schließt? Die britische Marke Locke Living gestaltet ihre Studio-Apartments mit voll ausgestatteten Küchen, Wohnbereichen und sozialen Räumen so attraktiv wie in einem Lifestyle-Hotel. Wohl auch deshalb hat es das Konzept bereits über den Ärmelkanal nach Europa geschafft. München und Berlin bekamen bereits einen Ableger, als Nächstes kommen Zürich, Paris, Lissabon und Kopenhagen dran.

Foto: Locke/Lennart Wiedemuth

Die regionale Färbung des Apart hotels spielt bei Locke eine wichtige Rolle. Vor Ort wird mit aufstrebenden Designern und lokalen Partnern aus der Gastronomie gemeinsame Sache gemacht. So wurden die ersten Apartments auf dem Kontinent in München-Theresienwiese etwa mit Möbeln im Stil der Münchner Werkbund-Bewegung ausgestattet.

Die Restaurants und Cocktailbars in den Aparthotels sind meist so interessant, dass sie zu Treffpunkten im Viertel werden. Obendrein gibt es in den meisten Anlagen ein Fitnessstudio oder Yoga-Kurse. (Sascha Aumüller, 11.3.2023)