Die Verhandlungsteams mit Mexikos Außenminister Marcelo Ebrard.

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Bogota – In Kolumbien gibt es Fortschritte bei den Friedensbemühungen der Regierung und der linksgerichteten Guerillagruppe Nationale Befreiungsarmee (ELN). Es seien erste Schritte hin zu einem bilateralen, vorläufigen Waffenstillstand eingeleitet worden, teilten Vertreter beider Seiten am Freitag mit. Dies werde bessere Bedingungen schaffen für eine Beteiligung der Kolumbianer am Friedensprozess, erklärte ELN-Vertreter Pablo Beltran nach einer Verhandlungsrunde in Mexiko-Stadt.

Der Vertreter der Regierung, Otty Patino, sagte, bei der nächsten, in Kuba geplanten Runde solle es weiter um eine Feuerpause, um einen Fahrplan für einen Frieden sowie eine Ausweitung der Gespräche auf andere Rebellengruppen gehen.

Die ELN hat rund 2400 Mitglieder unter Waffen. Die 1964 von katholischen Priestern gegründete Organisation zählt zu den ältesten Guerilla-Gruppen Lateinamerikas. Die ELN gilt als zerstritten. Es ist unklar, wie groß der Einfluss der Unterhändler auf einzelnen ELN-Einheiten ist.

Gespräche in Caracas

Viele Verhandler sind wesentlich älter als die meisten Mitglieder. Im Dezember hatten sich ELN-Unterhändler bereits mit Abgesandten der kolumbianischen Regierung im venezolanischen Caracas zu Gesprächen getroffen. Anschließend widersprach allerdings die ELN der Darstellung von Präsident Gustavo Petro, dass ein Abkommen über eine Feuerpause erzielt worden sei.

Eine Waffenruhe wäre ein entscheidender Erfolg für Petro, der Friedensvereinbarungen oder Kapitulationserklärungen mit weiteren Aufständischen sowie kriminellen Banden versprochen hat. Petro will auch ein 2016 mit der Rebellengruppe FARC unterzeichnetes Abkommen nach Rückschlägen in den vergangenen Jahren vollständig umsetzen.

Petro selbst war Mitglied der Guerillabewegung M-19. Bei seiner Antrittsrede als Präsident hatte er im vergangenen August angekündigt, das gespaltene Land zu einen und zu einem "totalen Frieden" zu führen. Bei den nunmehr seit fast sechs Jahrzehnten andauernden Auseinandersetzungen sind in Kolumbien mindestens 450.000 Menschen getötet worden. (Reuters, 10.3.2023)