Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Baden-Stadt bei einem Einsatz am Samstag.

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St. Pölten/Wien/St. Pankraz/Linz/Prag – Sturmtief Diethelm hat mit Böen jenseits der 100 km/h in der Nacht auf Samstag Feuerwehren in ganz Niederösterreich auf Trab gehalten. Bis zum frühen Vormittag habe es rund 100 Alarmierungen wegen Sturmschäden gegeben, sagte Feuerwehr-Sprecher Franz Resperger auf APA-Anfrage.

Zum überwiegenden Teil habe es sich dabei jedoch nur um kleinere Routine-Einsätze wie umgestürzte Bäume und Plakatwände oder abgetragene Dachziegel gehandelt. Laut Resperger erwarte man bei der Feuerwehr bis zum frühen Nachmittag noch mehrere weitere sturmbedingte Einsätze, danach sollte der Wind laut Wetterprognose abflauen. Am Buchberg wurden laut Geosphere Austria Spitzen von rund 151 Stundenkilometern gemessen.

In Heidenreichstein (Bezirk Gmünd) ist in der Nacht ein Baum auf das Dach eines Wohnhauses gestürzt. Ein Ast durchbohrte dabei die Außenhülle des Gebäudes und drang ins Schlafzimmer einer Frau. Er verfehlte die Schlafende nur um einen halben Meter, berichtete die Feuerwehr Heidenreichstein auf ihrer Website.

35 Passagiere in Oberösterreich aus Zug evakuiert

Die Sturmböen über Oberösterreich sind in der Nacht auf Samstag noch glimpflich ausgegangen. Im Landesfeuerwehrkommando sprach man auf APA-Nachfrage landesweit von rund 60 Einsätzen, die meist durch umgerissene Bäume ausgelöst wurden. Verletzte gab es aber keine. In St. Pankraz (Bezirk Kirchdorf) wurden die Einsatzkräfte Freitagabend für die Evakuierung eines Zuges gerufen. Der Wind hatte die Oberleitung beschädigt. Für die 35 Passagiere wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Verletzt wurde bei dem Einsatz niemand.

In der Landeshauptstadt Linz wurde das Dach der Kammerspiele großteils zerstört. Wie das Landestheater in einer Presseaussendung am Samstag bekannt gab, wurde "das Blechdach des Bühnenturms quasi wie Stanniolpapier zerknüllt", so Thomas Königstorfer, kaufmännischer Direktor des Landestheaters. Trümmer des Daches stürzten aber nicht in die Tiefe, auch bei diesem Vorfall wurde daher niemand verletzt. Für Samstag waren ohnehin keine Vorstellungen geplant gewesen. Ob der Sturmschaden den Vorstellungsbetrieb der kommenden Tage beeinträchtigt, werde noch untersucht, hieß es in der Aussendung.

Infolge des Sturms wurde in der Nacht das Dach der Linzer Kammerspiele großflächig in Mitleidenschaft gezogen.
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In Berndorf bei Salzburg (Flachgau) wurde eine 23-jährige Pkw-Lenkerin in der Nacht von einem umstürzenden Baum getroffen und dabei in ihrem Wagen eingeklemmt. Die Frau aus dem Bezirk Braunau musste von der Feuerwehr aus dem Wrack geschnitten werden. Sie kam in das UKH Salzburg, berichtete die Polizei.

Wetterdienst erwartet Abklingen des Sturms

Geosphere Austria berichtete über Windspitzen von rund 111 km/h auf der Wiener Jubiläumswarte (Stand 14 Uhr). Im Laufe des Tages erwartete der Wetterdienst ein Abklingen des Sturms. "Im Osten ist damit allerdings erst gegen Abend zu rechnen", sagte Meteorologe Thomas Wostal der Austria Presse Agentur. Besonders in der Nacht auf Samstag sei es stürmisch gewesen, so Wostal. Die Geosphere gab für Samstag eine orange Sturmwarnung aus.

Die Berufsfeuerwehr Wien berichtete von 50 Einsätzen als Folge des Sturms (Stand 12 Uhr). "Dabei hat es sich um umgestürzte Bäume, Gerüstteile sowie lose Dachziegel und Fenster gehandelt", sagte Sprecher Lukas Schauer. "Wir beobachten die Lage natürlich laufend. Im Anlassfall gibt es Konzepte, um die Mannschaft aufzustocken", hieß es. Am Vormittag wurden in der Wiener Innenstadt rund 86 km/h gemessen, wie ORF-Meteorologe Manuel Oberhuber am Samstag auf Twitter berichtete. Stellenweise könne es im Tagesverlauf auch zu Böen von über 100 Stundenkilometern kommen, hieß es zudem von Geosphere.

Zoo Schönbrunn am Samstag geschlossen

Der Schlosspark und der Zoo Schönbrunn in Wien haben am Samstag wegen der angekündigten Sturmwarnung geschlossen. Der Zoo Schönbrunn informierte bereits am Freitag seine Besucher über die Sperre. "Aufgrund des vorhergesagten Sturms am Samstag, dem 11. März, können die Österreichischen Bundesgärten den Schönbrunner Schlosspark in der Früh nicht öffnen. Deshalb ist auch ein Besuch des Tiergartens ab 9 Uhr nicht möglich", wurde mitgeteilt. Man werde informieren, sobald der Zoo wieder geöffnet werden könne.

Der Zoo blieb am Samstag geschlossen.
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Unfälle und Stromausfälle in Tschechien

Auch in Tschechien sind die Folgen von Stürmen spürbar. Starker Wind hat im ganzen Land den Straßen- und Bahnverkehr behindert und die Stromversorgung Tausender Haushalte lahmgelegt. Bei wetterbedingten Unfällen wurden nach Medienberichten vom Samstag mehr als 20 Menschen verletzt. Die Feuerwehren waren auch wegen abgerissener Hausdächer im Einsatz. Der Wetterdienst CHMU verzeichnete Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h in der Nacht und immer noch bis zu 90 während des Tages. Erst für Samstagabend erwarteten die Meteorologen ein Ende der Stürme.

Der schwerste Unfall ereignete sich nach Feuerwehrangaben in der Region Pardubice. Dort kam ein aus Brünn (Brno) nach Norden fahrender Linienbus infolge starken Windes von einer Landstraße ab und kippte um. Von den 45 Insassen wurden 21 verletzt, zwei davon schwer, wie die Feuerwehr auf Facebook mitteilte. Kleinere Unfälle gab es im ganzen Land zumeist wegen auf die Straßen gestürzter Bäume.

Umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste waren auch die häufigste Ursache der zahlreichen Verkehrsbehinderungen, über die die Nachrichtenagentur CTK berichtete. Neben einigen Nebenstrecken war deshalb auch ein Abschnitt der Eisenbahnverbindung von Budweis (Ceske Budejevice) nach Österreich blockiert. Die teilstaatliche Elektrizitätsgesellschaft CEZ verzeichnete während der Nacht Stromausfälle bei bis zu 8.000 Abnehmern. Auch mehrere Tausend Kunden anderer Anbieter waren vorübergehend ohne Strom. Der Grund war in den meisten Fällen, dass Bäume auf Hochspannungsleitungen gestürzt waren. (APA, 11.3.2023)