Der "QAnon-Schamane" Jacob Chansley gehört zu den ersten Menschen im Mob, die in das US-Kapitol eindrangen.

Foto: AP/Manuel Balce Ceneta

Tesla, Space X, Twitter und nun auch noch die Gründung einer eigenen Stadt: Eigentlich hat Elon Musk mehr als genug zu tun. Trotzdem lässt es sich der Multimilliardär nicht nehmen, mit seinen kontroversen Aussagen in Form diverser Tweets immer wieder zu polarisieren. Zuletzt etwa, indem er für den als "QAnon Schamane" bekannten US-Amerikaner Jacob Chansley Stellung bezog. Chansley war unter anderem am Sturm auf das US-Kapitol am 6. 1. 2021 maßgeblich beteiligt.

So teilte Musk ein Video, das Chansley in seiner üblichen Schamanenverkleidung zeigt. In diesem Video liest der QAnon-Schamane einen Tweet des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump vor, in dem dieser den Mob auffordert, friedlich zu bleiben. Chansley verkündet in dem Video, dass er selbst heim gehen werde. Den Reshare versah Musk mit den Wirten "Free Jacob Chansley".

Chansley wurde im Rahmen des Sturms auf das US-Kapitol zu vier Jahren Haft verurteilt. In einem anderen Tweet teilte Musk ein Video der Fox-Sendung "Tucker Carlson Tonight", in dem gezeigt wird, wie der QAnon-Schamane durch das Gebäude spaziert, ohne von den Sicherheitskräften aufgehalten zu werden.

"Chansley bekommt vier Jahre im Gefängnis für eine von Polizisten begleitete, gewaltfreie Tour!?", schreibt Musk in seinem Tweet: Dave Chapelle sei gewaltsam von einem Mann mit einem Messer attackiert worden, der Angreifer sei zu keiner Gefängnisstrafe, sondern nur zu einer Geldstrafe in Höhe von 3000 Dollar verurteilt worden.

In einem anderen Tweet schreibt Musk, dass Chansley in den Medien fälschlicherweise als gewaltsamer Krimineller dargestellt worden sei. Das Video zeige ihn aber, wie er die Menschen überreden wolle, friedlich zu bleiben und heimzugehen. Gegenüber aktiven Faktencheckern schreibt Musk, dass man lieber seinen eigenen Augen vertrauen solle.

Aus dem Kontext gerissen

In einem Artikel von Mashable wird betont, dass die von Musk und Carlson als neu präsentierten Informationen bereits längst bekannt und großteils aus dem Kontext gerissen seien. So haben im Monat nach dem Ereignis bereits Ermittlungen gegen Sicherheitsmitarbeiter begonnen, die den Mob unterstützt hatten.

Im Rahmen des Prozesses gegen den QAnon-Schamanen wurde außerdem das nachfolgende Video gezeigt, in welchem Demonstranten Fenster zerschlagen und Türen eintreten, bevor Chansley gemeinsam mit ihnen als einer der ersten das Gebäude betritt.

WUSA9

Außerdem ist bekannt, dass Chansley einen Drohbrief gegen den damaligen Vizepräsidenten Mike Pence hinterlassen hat. Und die Wirkung des Trump-Tweets wurde bereits einen Monat nach dem Ereignis öffentlich gemacht. Hier ist nämlich auch sichtbar, dass Trump sehr wohl die Macht gehabt hätte, den wütenden Mob zu kontrollieren – und somit den Sturm auf das Kapitol hätte verhindern könne, wenn er früher gehandelt hätte. (red, 12.3.2023)