Die feuervergoldeten "Allegorien der vier Jahreszeiten" des "Badminton Cabinets" sind erstmals als autonome Werke zu sehen. Der zugehörige Kabinettschrank gilt als teuerstes Möbel der Welt.

Foto: Liechtenstein, The Princely Collections

Figurative Kleinbronzen treffen auf monumentale Skulpturen, Kopien nach antikem Vorbild auf sakrale Bronzegüsse: Mit Fokus auf die Bronzeplastik der Renaissance und des Barocks lädt die Schau Gegossen für die Ewigkeit zu einem Streifzug durch fünf Jahrhunderte ins Gartenpalais Liechtenstein ein. Die Sammlungsgeschichte der Familie Liechtenstein wird dabei als roter Faden durch die Ausstellung gesponnen, ergänzt von Leihgaben wie dem Adlerpult des Hildesheimer Doms oder einer Leonardo da Vinci zugeschriebenen Reiterstatuette aus Budapest.

Bronzen im Palais Liechtenstein.
Foto: Liechtenstein, The Princely Collections

Den Grundstock für die heutige Sammlung legte Fürst Karl I.: 1607 beauftragte er den Bildhauer Adrian de Fries mit der Figur Christus im Elend. Die eindrucksvolle bronzene Christusfigur, in seiner Haltung mit überschlagenen Beinen einer Komposition Dürers entnommen, bezeugt diesen Auftrag sogar in der miteingegossenen Inschrift. Auch Fürst Johann Adam Andreas I. erweiterte die Kollektion maßgeblich: Nachdem sich antike Sujets im 17. Jahrhundert zunehmend großer Beliebtheit erfreuten, gab dieser mit der Erlaubnis der Medici zahlreiche Repliken antiker Originale bei Massimiliano Soldani-Benzi in Auftrag.

Intermediale Dialoge

Sorgfältig kuratiert, folgt die Schau dabei nur lose einer historischen Chronologie und arbeitet vor allem mit intermedialen Werkgruppen, die eindrucksvoll das Rezeptionsverfahren verschiedener Sujets abbilden. So sieht sich Soldani-Benzis bronzene Interpretation des Tanzenden Fauns einer Replik aus weißem Sandstein gegenübergestellt, Kupferstiche und Reduktionen ergänzen die Collage.

Ein weiterer Höhepunkt ist die Präsentation unterschiedlicher Kleinformate des Reiterstandbilds des römischen Kaisers Marcus Aurelius, die von Anticos freier Kopie zu Susinis detailgetreuen Darstellung reichen. Reduktionen antiker Idole dieser Art erfreuten sich aufgrund ihrer kompakten Größe als Geschenk großer Beliebtheit und stellen bis heute die Bedeutung von Original und Kopie infrage.

Neuer Leiter

Ein eigenes Kapitel widmet sich Bronzereliefs und der "bronze doré": Die vergoldeten Allegorien der vier Jahreszeiten des Badminton Cabinets sind im Rahmen der Schau erstmals als autonome Werke zu sehen. Der Kabinettschrank, übrigens das teuerste Möbelstück der Welt, wurde 2004 für die Sammlung erworben.

"Merkur" (um 1612/15) von Adrian de Fries.
Foto: Liechtenstein, The Princely Collections

Während sich die Sonderausstellung als zweite Edition der seit 2022 begonnenen Reihe März im Palais versteht, ist sie jedoch gleichzeitig die letzte Schau unter der Leitung Johann Käftners. Nach fast 20 Jahren wird dieser im April von dem Wiener Kunsthistoriker Stephan Koja, derzeit noch Direktor der Dresdner Gemäldegalerie, abgelöst. Ein gelungener Abschluss! (Laura Kisser, 14.3.2023)