Geschäftsführer Christoph Niemöller verabschiedet sich aus Mediaprint und "Krone".

Foto: privat / OTS

Wien – Österreichs größter Zeitungskonzern braucht eine neue Führung. Nach STANDARD-Informationen verlässt Christoph Niemöller die Mediaprint mit Ende Jänner 2024. Sein Kollege Thomas Kralinger wird im Juni 63 und könnte auf Sicht an Pension denken. Das könnte zu größeren Umbauten an der Spitze der Krone-Kurier-Tochter führen.

Nach STANDARD-Infos informierte Niemöller Führungskräfte am Dienstag intern über seinen Abgang. Nach fünf Jahren in der Funktion suche er eine neue berufliche Herausforderung.

Drei mal drei

Diskutiert wird nach unbestätigten STANDARD-Infos, freilich nicht zum ersten Mal, ob das bisherige Modell der Mediaprint-Führung so noch sinnvoll ist. Derzeit stellt jede der drei Gesellschaftergruppen der Mediaprint-Eigentümer "Krone" und "Kurier" einen Geschäftsführer:

  • Familie Dichand als 50-Prozent-Eigentümerin der "Krone".
  • Raiffeisen als Mehrheitseigentümerin des "Kurier" mit rund 50,56 Prozent der Anteile dort.
  • Die deutsche Funke-Mediengruppe mit 50 Prozent an der "Krone" und 49,44 Prozent am "Kurier".

Überlegungen sollen, wie schon vor ein paar Jahren, in Richtung eines starken CEOs für den Medienkonzern gehen statt der bisherigen Dreierstruktur.

Zwei aus drei

Die aktuelle Besetzung hat Ablaufdaten:

Christoph Niemöller (54) ist von der Funke-Gruppe in die Mediaprint-Geschäftsführung entsandt, ebenso ist er Co-Geschäftsführer in der "Krone". Beide Funktionen hat er seit 2018. Er soll einen neuen, noch ungenannten Job in Deutschland haben. In der Mediaprint ist er etwa für die Druckereien zuständig – die ihre dominante Marktposition mit dem Druckauftrag etwa für "Österreich" und "Oe24" zuletzt noch ausbauen konnte.

Familie Dichand hat Gerhard Valeskini (57) ebenfalls 2018 zum "Krone"-Geschäftsführer gemacht und 2020 auch in die Mediaprint entsandt. Valeskini, auch in der Mediaprint für die Werbung zuständig, bekam gerade Entlastung und Verstärkung: Maximilian Hafele, früher bei Moser Holding und Wimmer Holding zugange, übernahm mit Februar die Bereichsleitung Werbemarkt "Krone" bei der Mediaprint.

Thomas Kralinger (62) ist der Mann von Raiffeisen in der Mediaprint-Geschäftsführung. Er wird im Juni 63. Über seine Nachfolge wird spätestens spekuliert, seit Kralinger die Geschäftsführung von "Profil" abgegeben hat. Kralinger hat das Nachrichtenmagazin von der Magazigruppe VGN 2019 zurückgekauft.

Anlauf über "Profil"

Mit Jahresbeginn 2023 hat Richard Grasl die Geschäftsführung von "Profil" formell übernommen, parallel zur journalistischen Funktion des Vizechefredakteurs des "Kurier". Die Erwartung in den neuen Manager: langjährige Verluste zu reduzieren und das Magazin wieder wirtschaftlicher zu machen. Der Abschied des langjährigen Herausgebers und Chefredakteurs Christian Rainer und dreier langjähriger Redakteurinnen und Redakteure, fixiert noch im alten Geschäftsjahr 2022, dürfte dazu beitragen.

"Profil" und seine Entwicklung könnten ein erster Schritt in Richtung Geschäftsführung des "Kurier" und womöglich Mediaprint sein, sollte sich Kralinger in die Pension verabschieden. Grasl war immerhin schon Finanzdirektor des ORF von 2010 bis 2016, als er den damals amtierenden ORF-General Alexander Wrabetz herausforderte und ihm im ORF-Stiftungsrat unterlag.

Funke und Raiffeisen

Bedenken gegen Grasl als Manager beim "Kurier" und der Mediaprint soll nach STANDARD-Infos aus mehreren Quellen Julia Becker haben, die Verlegerin der Funke-Gruppe – etwa wegen seines bisherigen Umgangs mit einem Bootsunfall. Im Branchenmagazin "Extradienst" äußerte sich Grasl nun erstmals zu dem Vorfall. Er bereue die von ihm verursachte Situation "sehr". Er habe seither in der Sache "alles getan, was meine Möglichkeiten zulassen".

DER STANDARD fragte bei der Funke-Gruppe und bei Raiffeisen-Obmann Erwin Hameseder, Aufsichtsratsvorsitzender beim "Kurier" und Eigentümervertreter von Raiffeisen in der Mediaprint, ob es bereits eine Aussprache zwischen Hameseder und Becker zur künftigen "Kurier"-Besetzung und Grasl gegeben habe oder es einen Termin dafür gebe. Die Anfragen blieben bisher unbeantwortet.

Management in Bewegung

Raiffeisen kann die "Kurier"-Geschäftsführung mit seiner Mehrheit selbst bestimmen. Eine Besetzung gegen Funke könnte aber die bisher funktionierende Achse der beiden Gruppen in der Mediaprint belasten, sagen Menschen mit Einblick in die Vorgänge.

Eine Neubesetzung der Mediaprint und der Geschäftsführung in der "Krone" durch einen Jobwechsel Niemöllers ist auch keine ganz einfache Aufgabe. Die Hälfteeigentümer der "Krone" – Dichands und Funke-Gruppe – streiten seit Jahrzehnten über Vorrechte für die Dichands und deren Kündigung vor allerlei Gerichten, etwa am Mittwoch vor dem Handelsgericht Wien. Sie müssen der Besetzung des jeweils anderen Geschäftsführerjobs zustimmen. Bei Tochterunternehmen der "Krone" können solche Besetzungen zwischen den beiden verfeindeten Lagern gelegentlich Jahre dauern.

Gesellschafterausschuss tagt

Praktischerweise kommt diesen* Donnerstag ein entscheidendes Gremium zusammen – der Gesellschafterausschuss der Mediaprint, kurz GAS genannt. Dort haben die drei Gesellschaftergruppen jeweils zwei Vertreter – Familie Dichand, die deutsche Funke-Gruppe und Raiffeisen.

Am Donnerstag allerdings soll es, soweit von außen zu erkennen, erst einmal um Preiserhöhungen angesichts explodierter Papierpreise und in die Gegenrichtung entwickelter Erlöse gehen, um anstehende Investitionen zudem. Beschlüsse sind eher nicht zu erwarten, kolportiert wird, "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand sei verhindert, zusätzliche Termine in den nächsten Wochen sollen vorgesehen sein.

Es gibt ohnehin einiges zu besprechen. (Harald Fidler, 14.3.2023)