Weltweit sterben immer noch rund 100.000 Menschen pro Jahr an Masern, die meisten davon sind Kinder unter fünf – dabei schützt eine zweifache Impfung lebenslang vor Infektion.

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Erkrankt man an Masern, kann man bisher nur die Symptome bekämpfen, eine Bekämpfung des Virus selbst ist nicht möglich. Das könnte sich nun ändern. Schweizer Forschende haben es geschafft, das Andockprotein des für Hunde tödlichen Staupevirus zu bestimmen. Damit ist laut den Forschenden der Grundstein für die Entwicklung eines Medikaments gegen das Staupevirus gelegt. Dieser Ansatz kann auch zur Bekämpfung des ähnlichen Masernvirus genutzt werden. Ein maßgeschneiderter Wirkstoff könnte das Andockprotein gezielt blockieren und so das Eindringen des Virus in die Wirtszelle verhindern, hieß es in einer Mitteilung der Universität Bern.

Das Masernvirus des Menschen und das Hundestaupevirus (Canine Distemper Virus, CDV) sind eng verwandt. Sie gehören beide zur Gattung Morbillivirus. Das sind hochansteckende RNA-Viren, die von einer Hülle umgeben sind, aus der ihre Andockproteine herausragen – ähnlich wie das Spike-Protein beim Coronavirus. Beide Viren schleusen sich mit dem gleichen Mechanismus in Zellen ein. Ein Medikament, dass das Andockprotein blockiert, kann also sowohl gegen Masern als auch gegen Staupe wirken.

Weltweit über 100.000 Masern-Tote pro Jahr

Obwohl gegen Masern ein Impfstoff zur Verfügung steht, sterben daran immer noch über 100.000 Menschen pro Jahr, die meisten davon sind Kinder unter fünf Jahren. Ein antivirales Medikament könnte laut den Forschenden eine gute Ergänzung darstellen. Auch bei CDV würden Medikamente die Behandlung von infizierten gefährdeten Arten in Gefangenschaft, zum Beispiel Pandas, unterstützen. Bisher ist kein solches Medikament gegen Morbilliviren zugelassen.

Die Studie wurde von Forscherinnen und Forschern der Universität Bern und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften durchgeführt und im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Science (PNAS) veröffentlicht. Um das Andockprotein zu bestimmen, kühlten die Forschenden Proben des Virus auf minus 180 Grad Celsius ab und vergrößerten es mit einem Elektronenmikroskop um das 100.000-Fache. (APA, red, 15.3.2023)