Sisyphos rollte Steine, Gabriele Sprickler-Falschlunger sucht Nachfolger.

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Die Bundes-SPÖ hat es also fast geschafft. Ihre Mitglieder könnten sich bald aus der sich selbst eingebrockten Misere herausvoten. Da haben die Genossinnen und Genossen jenen der Vorarlberger Landes-SPÖ etwas voraus. Denn ja, es gibt tatsächlich eine Obmann- bzw. Obfraudebatte bei den Sozialdemokraten, die noch länger läuft als das Match Rendi-Wagner gegen Doskozil.

Von Nachfolgesuche zur Nachfolgesuche

Die Vorarlberger SPÖ führt derzeit Gabriele Sprickler-Falschlunger, aber eigentlich nur interimistisch und schon wieder. Denn die Ärztin und Ehefrau von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) übernahm die Führung der schwächsten SPÖ-Landesorganisation bereits von 2017 bis 2018. Damals wie heute übernahm sie das Ruder, um nach jemandem zu suchen, der oder die die Partei langfristig führt.

Ihr erster Nachfolger warf früher als erwartet das Handtuch. Seinen Wunschnachfolger hatte er wiederum nicht mit den Gremien abgestimmt. Die Stimmung war, gelinde gesagt, nicht die beste. Dass ein Genosse den anderen dann auch noch "abgehört" haben soll, machte die Situation nicht besser. Gefühlt waren alle zerstritten. Also kam Sprickler-Falschlunger aus der Politpension zurück, um wieder einen Nachfolger zu suchen. Ihre Devise: So lange wird das schon nicht dauern. Fehlenden Optimismus wird ihr niemand nachsagen können. Sisyphos rollte Steine, Sprickler-Falschlunger sucht SPÖ-Chefs.

Bald, wirklich bald

Ihre Ultimaten verstrichen bald, aus drei bis vier Monaten wurden eineinhalb Jahre, in denen die Bregenzerin die Partei nun – außerparlamentarisch – führt. Time flies when you’re having fun, heißt es bekanntlich. Die Solidarität, immerhin ein sozialdemokratischer Grundwert, mit Sprickler-Falschlunger hält sich offenbar in Grenzen. Aktuell ist die Rede davon, dass "allerspätestens im Herbst" die Cheffrage geklärt sein soll. Wie in der Bundes-SPÖ ist die Frage auch mit einer baldigen Wahl verbunden, es geht auch um den Herbst 2024. Da wird – wenn alles nach Plan läuft – nicht nur im Bund, sondern auch im Ländle gewählt. 2019 kratzten die Ländle-Sozialdemokraten an der Zehn-Prozent-Marke und wurden Vierte.

Viel Luft nach oben

Da ist also noch viel Luft nach oben – nach unten allerdings auch. Vielleicht matcht man sich ja deshalb nicht um den Vorsitz – zumindest nicht öffentlich. "Querdenker, junge, aufmüpfige Leute, die die Partei durchmischen", wollte Sprickler-Falschlunger in ihrer ersten Amtszeit finden. Ihr zufolge gibt es aktuell drei Interessenten. Keiner davon dürfte die 2017 ausgegebenen Kriterien erfüllen.

Zwei, die infrage kommen, winken auch bereits ab: Reinhold Einwallner bleibt lieber Nationalratsabgeordneter, was wahrscheinlich auch ein prestigeträchtigerer Job ist. Klubchefin Manuela Auer winkt auch ab. Sie ist ÖGB-Chefin und sieht in dem Job offenbar mehr Benefits. Einzig ein Mann soll wollen – Mario Leiter. Ausgerechnet. Denn er hat derzeit kein politisches Amt mehr inne, ist nicht mehr Bludenzer Vizebürgermeister, sondern "nur" noch Polizeibeamter. Und bestätigen will er sein Antreten derzeit auch nicht.

Somit hat der "Showdown" in der Bundes-SPÖ einen positiven Aspekt: Wenigstens gibt es zwei Personen, die sich um die Führung der Partei reißen. Das letzte Gefecht, wie es in der Internationalen heißt, ist in Vorarlberg eher das längste Gedruckte. (Lara Hagen, 15.3.2023)