Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank verunsichert Anleger im internationalen Finanzsektor.

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Wien – Die Wiener Börse hat am Mittwoch ihre Talfahrt beschleunigt. Der ATX brach im Mittagshandel um beachtliche 4,48 Prozent auf 3.209,56 Punkte ein. Auch an den europäischen Leitbörsen gab es tiefrote Aktienkurse zu beobachten. Die Banken in Europa mussten erneut massive Kursabschläge hinnehmen. Nach der Vortagserholung ging der Abwärtssog vom Wochenstart damit rasant weiter.

Die Unsicherheit im Bankensektor nach dem Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hält die Anleger zur Wochenmitte international weiter in Atem. Insbesondere zeigte sich dies in Zürich bei der angeschlagenen Investmentbank Credit Suisse, die obendrein nicht auf weitere Hilfe des größten Aktionärs Saudi National Bank bauen kann. Für die Aktien des Schweizer Instituts ging es um beachtliche 20 Prozent abwärts – sie markierten damit ein Rekordtief.

Kollaps der Silicon Valley Bank

Anleger machen sich im internationalen Finanzsektor seit Tagen schon große Sorgen, ausgehend vor allem vom Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB). Eine Analystin der US-Bank Citigroup etwa warnte am Berichtstag vor weiteren kurzfristigen Kursrisiken, zumal Investoren im Sektor noch stark engagiert seien.

In Wien brachen die Titel der BAWAG um mehr als sieben Prozent ein. Die Aktionäre der Erste Group mussten einen satten Abschlag von 5,6 Prozent verbuchen, und die Raiffeisen Bank International rutschte in ähnlichem Ausmaß um 5,7 Prozent ab.

Merklich tiefer standen im Mittagshandel auch die Ölwerte. Die Titel der OMV sackten um 4,5 Prozent ab. Die Papiere des niederösterreichischen Ölfeldausrüsters Schoeller-Bleckmann rutschten um 5,1 Prozent ab. Unter den weiteren Schwergewichten büßten Voestalpine 5,6 Prozent und Verbund-Anteilsscheine 3,7 Prozent ein.

EZB-Zinsentscheidung morgen

Zahlenvorlagen von der Vienna Insurance Group (VIG) und der Post wurden inmitten der Ausverkaufsstimmung an den Aktienmärkten etwas in den Hintergrund gedrückt. Die VIG-Papiere ermäßigten sich in einem tiefroten Umfeld um 3,4 Prozent. Der Versicherungskonzern hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 laut vorläufigen Zahlen höhere Prämien erzielt und mehr Gewinn gemacht. Die verrechneten Prämien stiegen um 14,1 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro an, und nach Steuern blieb um rund ein Viertel mehr Überschuss (465,9 Millionen Euro) übrig. Die Ergebniszahlen wurden von den Analysten der Erste Group als wie erwartet bewertet.

Aktien der Post verbilligten sich um 2,6 Prozent. Die Post fuhr im Jahr 2022 beim Betriebsergebnis ein Minus von acht Prozent auf 188,4 Millionen Euro ein, das insbesondere dem Paketbereich geschuldet ist, der 2021 Corona-bedingt einen Höhenflug hatte. Beim Umsatz blieb der teilstaatliche Konzern auf dem Niveau von 2021. Hier wurden die operativen Ergebnisse von der Erste Group als einen Hauch besser als prognostiziert eingestuft.

Im Fokus steht zudem die morgige EZB-Zinsentscheidung. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte laut Ökonomen ihre Leitzinsen am Donnerstag trotz der jüngsten Marktturbulenzen erneut anheben. Es wird weiterhin eine Anhebung um 0,50 Prozentpunkte erwartet. Damit sollte der derzeit wichtige Einlagensatz auf 3,00 Prozent steigen. (APA, 15.3.2023)