Bakterienkolonien in einer Petrischale. Krankheitserreger, die gegen Antibiotika resistent sind, kann man nur schwierig bekämpfen.
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Gilt es, eine schwerere bakterielle Infektion zu bekämpfen, dann werden normalerweise Antibiotika verschrieben. Diese Möglichkeit stand Menschen bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch nicht zur Verfügung. Mit den ersten Penizillinen, bakterientötenden Pilzen, wurde die Basis für diverse Antibiotika geschaffen. Endlich gab es Medikamente gegen viele Infektionskrankheiten, die sonst oft tödlich verlaufen wären: Tetanus, Lungenentzündungen, die Pest.

Doch der umfangreiche Einsatz von Antibiotika hat einen großen und immer gefährlicher werdenden Nachteil. Bakterienstämme entwickeln Resistenzen, manche können sogar mehrere Antibiotikaarten überleben und werden als multiresistente Erreger bezeichnet. Um gegen dieses Problem anzukämpfen, testete ein internationales Forschungsteam nun ein Krebsmittel. Im Mausversuch stellte sich die Substanz als erfolgreich heraus, wie das Team im Fachjournal "Science Advances" berichtet.

Resistenz umgangen

Zeitgleich mit einem Antibiotikum wurde das Krebsmittel gegen resistente Bakterien eingesetzt. So gelang es, gleichzeitig auf das Bakterium und das menschliche Immunsystem abzuzielen und damit Resistenzen zu umgehen, heißt es in einer Aussendung der Universität Genf.

"Angesichts der Zunahme von Problemfällen werden innovative Ansätze dringend erforderlich", sagte Studienleiterin Kimberly Kline. Die Schweizer Fachleute führten die Studie gemeinsam mit Forschenden des Singapore Centre for Environmental Life Sciences Engineering (SCELSE), der Nanyang Technological University (NTU) in China und des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA durch.

Mittel gegen Enterokokken

Konkret hatten die Forschenden in der Studie das häufig vorkommende Bakterium Enterococcus faecalis im Visier. Gegen die am weitesten verbreiteten Stämme dieses Bakteriums – bekannt als Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) – gibt es keine wirklich wirksamen Medikamente mehr. In Spitälern verursacht dieses Bakterium Harnwegs-, Blutbahn- und Wundinfektionen im Zusammenhang mit Kathetern oder chirurgischen Eingriffen.

Dem Antibiotika mischten die Forschenden Mitoxantran bei. Dieses Medikament wird bei der Behandlung bestimmter Krebsarten – akute Leukämie, Prostata- und Brustkrebs – sowie bei multipler Sklerose eingesetzt. Als Nächstes wollen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter ihre Medikamentenkombination in klinischen Studien an Menschen testen. (APA, red, 17.3.2023)