Nachdem bereits in Polen Konzerte von Waters wegen seiner Äußerungen zum Ukraine-Krieg abgesagt wurden, drohen nun weitere Absagen in Deutschland wegen antisemitischer Äußerungen. Die Konzerthalle in Frankfurt ist historischer Schauplatz jüdischer Verfolgung.

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Nachdem in Polen bereits im September Konzerte wegen Roger Waters Äußerungen zum Russisch-Ukrainischen Krieg abgesagt worden sind, sollen nun Auftritte in München und Frankfurt wegen Israel-kritischer Aussagen des Pink-Floyd-Mitbegründers gestrichen werden. Waters Rechtsanwälte werfen den deutschen Städten indes kalkulierten Rechtsbruch vor. Nach aktueller Rechtslage wäre es unrechtmäßig, einen derartigen Beschluss zu fassen und Verträge für die Auftritte zu kündigen. Das sei auch allen bewusst, sagte der Kölner Rechtsanwalt Ralf Höcker. Fans haben indes Onlinepetitionen für Waters gestartet.

Absagen in München und Frankfurt geplant

Der Münchner Stadtrat will sich am Mittwoch (22. März) mit einer möglichen Vertragskündigung für das am 21. Mai geplante Konzert befassen, hat zuvor aber die Regierung von Oberbayern um eine Rechtsprüfung gebeten. Auch in Frankfurt soll das Konzert abgesagt werden, das hat der Magistrat im Einvernehmen mit der Landesregierung am 24. Februar beschlossen. Die Messe Frankfurt, die die Halle für das Konzert am 28. Mai vermietet, wurde per Gesellschafterbeschluss angewiesen, den Vertrag mit dem Veranstalter "unverzüglich aus wichtigem Grund außerordentlich zu kündigen". Vom Tourveranstalter hieß es zuletzt, man habe die Entscheidung "zur Kenntnis genommen".

Rechtsanwalt Höcker kritisierte die Kommunen. "Hier wird falsch verstandene Symbolpolitik betrieben, die absolut nichts bringt im wichtigen Kampf gegen Antisemitismus, die aber Millionen an Steuergeldern kostet", sagte er und verwies auf die Kosten möglicher gerichtlicher Auseinandersetzungen. Zudem machten sich die Kommunen schadenersatzpflichtig. So seien wegen der aktuellen Diskussion die Ticketverkäufe massiv eingebrochen. Dabei müssten Zuschauer nichts befürchten. "Alle Konzerte in Deutschland werden durchgeführt, der Vorverkauf geht weiter", betonte der Jurist.

BDS, Davidsterne und Putinversteher

Kritiker werfen Waters vor, ein Unterstützer der BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) zu sein. Die internationale Bewegung ruft zum Boykott des Staates Israel und seiner Güter wegen der Palästinenserpolitik auf. Bei Konzerten ließ er zudem Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen. In Frankfurt ist der Veranstaltungsort zudem vorbelastet. Nach der Pogromnacht 1938 wurden jüdische Männer in die Festhalle gebracht, misshandelt und später in Konzentrationslager deportiert.

Den Krieg in der Ukraine soll Waters nach Angaben der Münchner Fachstelle für Demokratie damit begründet haben, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Faschismus in dem Land bekämpfen wollte. Die USA habe er den Hauptaggressor genannt. (APA/Red, 15.3.2023)