Die Server von Chipmixer wurden beschlagnahmt.

Foto: EPA, STATE CRIMINAL POLICE RLP

Deutsche Ermittler haben nach eigenen Angaben den weltweit größten Geldwäschedienst im Darknet abgeschaltet. Sie beschlagnahmten die in Deutschland ansässigen Server der Plattform "Chipmixer" und Bitcoins im Wert von rund 44 Millionen Euro, wie das Bundeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main am Mittwoch mitteilten. Die Betreiber des Diensts sollen gewerbsmäßige Geldwäsche und eine kriminelle Handelsplattform im Internet abgewickelt haben. Konkret wurden vier Server mit etwa 1.909,4 Bitcoins in 55 Transaktionen und sieben Terabyte an Daten gesichert.

Professioneller Geldwäscheservice

"Chipmixer" sei ein seit 2017 bestehender Dienst gewesen, der die Digitalwährung Bitcoin aus kriminellem Ursprung entgegennahm, um sie aus Verschleierungsvorgängen, dem sogenannten "Mixing", wieder auszuzahlen. Die eingezahlten Kryptowerte wurden demnach in einheitliche Kleinstbeträge geteilt, die "Chips" genannt wurden. Diese seien anschließend vermengt worden, um die Herkunft des Gelds zu verbergen.

Dieser "Service" machte den Dienst für Kriminelle besonders interessant, und so soll Chipmixer Geld aus Drogen- und Waffenhandel, Ransomware-Angriffen und Kreditkartenbetrug gewaschen – oder besser: anonymisiert – haben. Chipmixer ist ein Dienst, der sowohl im offenen als auch im Darknet verfügbar ist und den Kunden vollständige Anonymität bietet. Diese Art von Dienst wird häufig genutzt, bevor die gewaschenen Kryptovermögenswerte von Kriminellen an Kryptowährungsbörsen weitergeleitet werden, von denen einige auch im Dienste der organisierten Kriminalität stehen.

Am Ende des Prozesses kann die "gereinigte" Kryptowährung problemlos in andere Kryptowährungen oder direkt in FIAT-Währung über Geldautomaten oder Bankkonten umgetauscht werden, teilte Europol mit.

Ransomware-Gruppen nutzten Dienst

Schätzungsweise sollen über die Plattform Bitcoins in Wert von 2,8 Milliarden Euro gewaschen worden sein. Damit sei sie der weltweit umsatzstärkste Krpytomixer im Darknet gewesen. Ein Großteil davon habe seinen Ursprung in Darknetmarktplätzen, betrügerisch erlangten Kryptowerten und der Beschaffung von Material zur sexuellen Ausbeutung von Kindern.

Ransomware-Akteure und -Gruppen wie Zeppelin, Sucrypt, Mamba, Dharma oder Lockbit haben diesen Dienst ebenfalls genutzt, um erhaltene Lösegeldzahlungen zu waschen. Die Behörden gehen davon aus, dass auch ein Teil der Vermögenswerte der untergegangenen Kryptobörse FTX über Chipmixer gewaschen und verschleiert wurde. Zudem wurde der mutmaßliche Hauptbeschuldigte im US-Verfahren durch das FBI zur Fahndung ausgeschrieben sowie über das "Rewards for Justice Programm" des US DoJ eine Belohnung für weitere ermittlungsrelevante Hinweise ausgelobt. Auch Cybercrimebehörden aus Belgien, Polen und der Schweiz waren an den Ermittlungen beteiligt. (APA, red, 15.3.2023)