Die erste Kleinbildkamera stammt aus dem Hause Leica. Bis heute hat die Marke treue Fans, die vor allem die Stärken der M-Kameras und der Objektive betonen.

Foto: Leica

Mit der Erfindung der Kleinbildkamera hat Oskar Barnack einst das Zeitalter der modernen Fotografie eingeläutet – und Leica zu einem weltberühmten Unternehmen gemacht. Bis heute orientieren sich Ingenieure aller Hersteller an seinen Vorgaben, in Digitalkameras verbaute Vollformatsensoren messen deshalb 24 x 36 mm – haben also dieselbe Fläche wie ein analoger Kleinbildfilm.

Heutzutage ist Leica vor allem für seine (digitalen und analogen) M-Kameras bekannt, die große Leistung bei besonders kleiner Bauweise versprechen. Dasselbe gilt für die Objektive des Herstellers, die einen treuen Kreis an Liebhabern um sich scharen. Von Hand in Wetzlar gefertigt, kosten diese meistens mehrere Tausend Euro. Aber: Was macht sie eigentlich so besonders? Darüber hat DER STANDARD am Rande eines Vortrags in Wien mit dem Managing Expert Optics bei Leica, Peter Karbe, gesprochen – und Einblick in das Spannungsfeld zwischen Smartphones und klassischen Kameras, in die Optikentwicklung bei Leica selbst und in den schwierigen Weg vom Analogen hin zur Digitalfotografie erhalten.

STANDARD: Herr Karbe, vergangene Woche haben Sie in Wien einen Vortrag zur historischen Entwicklung der Kamera gehalten, bei dem Sie sich kritisch gegenüber der Smartphonefotografie geäußert haben. Sie meinten, dass diese eine Flut von Bildern mit sich bringe, die sich niemand anschaue. Ärgern Sie sich, dass Leica mit Xiaomi zusammenarbeitet?

Karbe: Nein, gar nicht. Es ist eher das Gegenteil. Wir können uns dieses Trends nicht erwehren, so gerne wir unser Kleinbild haben und die Vorteile kennen. Aber es gibt einen Trend zu einfacheren Systemen, dem können wir uns nicht entziehen. Deshalb machen wir mit, um ganz vorn mit dabei zu sein. Dadurch können wir einerseits in gewissem Maße mitgestalten, auf der anderen Seite werden wir nicht abgehängt. Ich möchte nur nicht, dass alles gleichgemacht wird. Mir geht es mehr darum aufzuzeigen: Wenn du nicht aufpasst, ist das Smartphone der Meister, und du kannst nur den Auslöser drücken.

In Wien befindet sich der Leica Classics Store, in dem auch historische Kameras gekauft werden können.
Foto: STANDARD / Manakas

STANDARD: Hat sich diese Einstellung mit der Zeit geändert?

Karbe: Ganz am Anfang habe ich gesagt: Macht euch keine Sorgen, die Welt ist mit Smartphones so platt wie eine Pizza, von vorn bis hinten scharf. Das hat sich schon verändert.

STANDARD: Sie selbst sagen auch, dass man sich die Zuneigung zur M-Kamera erst erarbeiten müsse. Dass man lernen müsse, das Motiv anders zu betrachten. Das klingt nicht sehr intuitiv, trotzdem hat Leica eine treue Fangemeinde. Was ist der Reiz?

Karbe: Der wesentliche Aspekt der M-Kamera ist der Messsucher, mit dem man das Motiv nicht viel anders sieht, als wenn man unbewaffnet wäre. Von vorn bis hinten ist alles scharf. Dadurch ist man gezwungen, das Bild im Kopf zu erzeugen, anders als bei der Spiegelreflexkamera. Es kommt außerdem hinzu, dass man rechts und links vom Motiv mehr von der Umgebung sieht und ein bisschen Bildgestaltung durchführen kann. Man sieht auch, wenn etwas ins Bild kommt, und kann den Auslöser rechtzeitig drücken. Diese ganzen Aspekte, die man unbewusst mit einarbeitet, das ist speziell bei der M-Kamera. Wenn man das einmal verinnerlicht hat, möchte man es nicht mehr missen.

STANDARD: Aber Sie waren nicht von Anfang an begeistert, oder?

Karbe: Nein, ich kam auch aus der Spiegelreflexwelt und musste mich der M nähern. Zu Analogzeiten waren auch viele Fehlschläge dazwischen. Man hat eine Aufnahme gemacht, diese entwickelt und erst dann das Ergebnis gesehen. Mit der Digitalisierung hat man natürlich sofort eine Antwort. Die Feedbackschleife ist dadurch viel kürzer, und man kann viel schneller lernen, in die M-Kamera reinzukommen. Aber der Blick durch den Sucher und die anschließende Bildgestaltung im Kopf, das muss man sich trotzdem noch erarbeiten.

STANDARD: Mindestens so wichtig wie das M-System selbst sind die zugehörigen Optiken. Abgesehen vom manuellen Fokus, der kleinen Bauweise und der Abwärtskompatibilität: Was hebt sie von der Konkurrenz ab?

Karbe: Ein Werbeversprechen ist ja immer die Langlebigkeit der Objektive und die Fertigungsqualität. Auf dem Papier kann man alles Mögliche erzeugen. Wunderbar. Wichtig ist, dass es hinterher in der Fertigung auch umgesetzt wird. Unsere Qualitätsmaßstäbe sind historisch gewachsen, haben sich aber im Grunde nicht verändert. Also: keine Zentrierfehler, eine gute Haptik und Mechanik, die Langlebigkeit und Korrektionsphilosophie, die wir anwenden. Wir versuchen, eine möglichst schwache Brechung an jeder Fläche zu ermöglichen. Was Leica ausmacht, sind die Serienqualität und die Langlebigkeit.

Die wertvollste Kamera aller Zeiten ist Oskar Barnacks persönliche Leica 0-Serie. Sie wurde um 14,4 Millionen Euro versteigert.
Foto: STANDARD/Manakas

STANDARD: Ist das auch, was grundsätzlich eine gute Optik ausmacht?

Karbe: Die Auslegung eines optischen Systems ist immer mit vielen Kompromissen behaftet. Es ist eine gute Optik, wenn sich die Auslegung des Systems an den drei Aspekten Kompaktheit, Lichtstärke und Abbildungsleistung orientiert und dieses Dreieck optimal ausnutzt. Es gibt Objektive, da möchte man lieber Kompaktheit haben und verzichtet etwas auf die Abbildungsleistung. Das ist dann auch ein gutes Objektiv. Passt das zu mir? Ich persönlich bin Schärfefanatiker. Ich bin einfach begeistert, wenn man bei einem Kleinbildobjektiv bei 100 Prozent Zoom noch immer denkt: Okay, da steckt noch mehr dahinter. Das macht die Objektive dann aus, die sind fit für die Zukunft.

STANDARD: Wie würde Ihre Antwort lauten, wenn es um eine Smartphone-Optik geht?

Karbe: Smartphone-Objektive sind technologisch eine andere Klasse. Nicht schlechter, aber da sind so viele Asphären drin, das ist nur noch asphärisch. Und die Asphären sehen teilweise aus wie Nussschalen oder wie Donuts. In der Mitte haben sie eine sammelnde Wirkung, am Rand eine zerstreuende. Das ist eine Technologie, die in kleinem Maßstab mit höchster Präzision gefertigt wird. Das ist noch einmal eine Stufe weiter.

STANDARD: Meistens handelt es sich dabei um Kunststofflinsen, oder?

Karbe: Teilweise ist vorn eine Glaslinse drin, weil die erste meistens nicht asphärisch ist. Aber diese Kunststofftechnologie, überhaupt diese ganze Fasstechnologie, die dahintersteckt ... Die Kunststofflinsen haben in sich schon eine Fassung und werden nur noch zusammengesteckt. Die Präzision der einzelnen Unterbaugruppen, die ist schon sehr extrem.

STANDARD: Schauen Sie sich da auch etwas für das Design klassischer Optiken ab?

Karbe: Ja, auf jeden Fall.

STANDARD: Können Sie ein Beispiel nennen?

Karbe: Das möchte ich jetzt nicht. Aber wenn wir das aufs Kleinbild übertragen, müssen wir das Ganze nur skalieren. Da sind schon Trends drin, die erahnen lassen, wie die Zukunft aussehen könnte.

STANDARD: Ich hatte die Möglichkeit, das Xiaomi 12S Ultra zu testen. Die Kamera wurde in Kooperation mit Leica entwickelt. Aber: Wie viel Leica steckt tatsächlich in den verbauten Objektiven?

Karbe: Wir sind daran beteiligt, die Design-Targets für die Kameramodule zu definieren und in der Entwicklung zu beurteilen, ob die Module diese erfüllen oder nicht. Außerdem sind wir schon bei der Spezifikation ganz am Anfang mit dabei, um festzulegen, was das neue System können soll. Das wird natürlich in erster Linie von Xiaomi getrieben, weil deren Marktbeobachtung wesentlich breiter aufgestellt ist. Aber wir haben Einfluss. Und der geht auch so weit, dass wir sagen: Nein, das können wir nicht machen. Das geht nicht. Denn letztendlich steckt da unser Name dahinter.

Bis heute nutzen bekannte Fotografinnen und Fotografen wie Thomas Hoepker Leica-Kameras.
Foto: imago images / Michael Gstettenbau

STANDARD: Auf der Linse findet man den Schriftzug "Vario-Summicron" mit einer Blende von f/1.9 bis f/4.1. Daten, die nicht viel mit dem Summicron per se zu tun haben. Warum derselbe Name?

Karbe: Der Name Summicron wird über die Blendenzahl definiert, von daher passt das.

STANDARD: Aber Blende f/4.1 passt nicht, oder?

Karbe: Ja, da sind wir nicht immer so konsistent gewesen. Also wenn man ein Zoomobjektiv hat, das mit f/2.8 anfängt und bei f/4.5 aufhört, heißt das auch Elmarit, obwohl es nur am Anfang ein Elmarit ist. Wir versuchen zwar traditionell, diesen Namen nicht zu verwässern, aber an der Stelle passt es.

STANDARD: Ist das nicht irreführend für Kundinnen und Kunden?

Karbe: Nein, das ist ja eigentlich keine Vario-Optik, sondern setzt sich aus drei Modulen zusammen, die dann diese Brennweiten ergeben. Das ist neu. Der Name Summicron wird über die Anfangsöffnung definiert. Es gibt außerdem viele, die mit dem Namen Summicron überhaupt nichts anfangen können, für die steht auch die Lichtstärke dahinter.

STANDARD: Unter Fans wird immer wieder über den sogenannten Leica-Look diskutiert, der Leica-Optiken angeblich von der Konkurrenz abhebt. Gerade bei digitaler Fotografie stellt sich die Frage: Was ist dieser "Look"?

Karbe: Was ich eben beschrieben habe. Fertigungsqualität und Korrektionsphilosophie. Wir haben immer versucht, das habe ich von den Vorgängern gelernt, und das versuche ich weiterzugeben, eine optimale Brechung des Lichts zu gestalten. Es gibt heutzutage automatisierte Software, die einem bei der Optimierung von Optikdesigns hilft. Aber wenn man nur anwendet, was die Software hergibt, überreizt man das System ruckzuck. Dann werden starke Brechkräfte erzeugt, und das System wird empfindlich – was sich dann wieder in der Fertigungsqualität ausdrückt und so weiter. Diese Korrektionsphilosophie, die Fertigungstechnologie und die Prüf- und Abnahmebedingungen, diese Kette macht einen Großteil des Leica-Looks aus. Der Rest ist …

STANDARD: … persönliche Wahrnehmung?

Karbe: Persönliche Wahrnehmung.

Vor allem die älteren Leica-Modelle haben einen immer größeren Sammlerwert.
Foto: imago / stock&people / UIG

STANDARD: In Foren liest man immer wieder, dass gerade Modelle ohne asphärisches Element ein dreidimensionaleres Bild liefern als andere.

Karbe: Die sind insgesamt im Kontrast niedriger, dadurch haben sie eine größere Schärfentiefe. Wenn das Kontrastgebirge flacher verläuft, dann verändert sich die Schärfe auf einem längeren Weg. Das hat immer die Konsequenz, dass die Auflösung geringer ist. Hochauflösende Objektive, gerade das APO 35 mm, haben ein extrem steiles Kontrastgebirge. Damit bricht die Schärfe auch relativ schnell ab. Das ist in der kleinen Bauform natürlich nur mit Asphären möglich. Aber deswegen sind die prä-asphärischen Objektive nicht per se dreidimensionaler.

STANDARD: Das heißt, der Leica-Look ist auch ein bisschen Mythos?

Karbe: Nein, alles zusammen liefert schon einen bestimmten Bildeindruck. Der eine sieht es schneller, der andere langsamer. Das würde ich nicht als Mythos bezeichnen.

STANDARD: Man kann nicht über Leica-Optiken sprechen, ohne das Noctilux zu erwähnen. Ich nehme an, die Konstruktion eines so lichtstarken Objektivs bringt besondere Herausforderungen mit sich.

Karbe: Beim Noctilux 50 mm f/0.95 haben wir einen Kompromiss bei der Farbkorrektion gemacht. Das sieht man auch bei digitalen Bildern, bei voller Blendenöffnung haben wir da Farbfehler drinnen. Blau hängt da etwas raus. Das war der Kompromiss, den wir eingehen mussten, um die – in Anführungsstrichen – Kompaktheit beizubehalten. So kompakt ist es ja nicht. Dafür haben wir wieder Asphären genutzt. Und das ist der Trick. Über Asphären-Technologie war es uns möglich, zusätzliche Freiheitsgrade zu schaffen, um dann eben bei gleicher Baugröße mehr Leistung reinzustecken.

STANDARD: Würden Sie sagen, dass es sich trotz der genannten Abstriche gelohnt hat, das Objektiv zu entwickeln?

Karbe: Auf jeden Fall.

STANDARD: Auch ein Stück weit, weil Sie jetzt wissen, dass so eine Optik gebaut werden kann?

Karbe: Das Noctilux hat lange Tradition. Es war immer Anlass, neue Technologien zu implementieren. Erst waren es Asphären, dann haben wir unsere eigenen Gläser eingesetzt. Beim Dritten haben wir alles reingepackt, also Asphären, eigene Gläser, ein Floating-Element – um das dann auf die lichtschwächeren Objektive übertragen zu können. Ganz früher war es natürlich auch ein Wettkampf mit den Mitanbietern, wer die lichtstärksten Objektive hat. Das ist heute nicht mehr so.

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, die M-Kamera zu digitalisieren, stand Leica einst vor der Insolvenz.
Foto: MANUEL GEISSER via www.imago-images.de

STANDARD: Sie sind schon sehr lange bei Leica und haben die – sehr späte – Entwicklung von analog zu digital mitbekommen. Vor welchen Herausforderungen standen Sie da bei der Optikentwicklung?

Karbe: Wir haben relativ früh eine Digitalabteilung geschaffen und eine Scannerkamera gebaut. S1 hieß die. Wir haben also relativ früh mit der Digitalisierung angefangen. Das Zweite war, dass wir ein digitales Rückteil für die R-Kamera entwickelt haben. Und das Dritte war die M. In den Anfängen der Digitalisierung hieß es immer, die Sensoren brauchen telezentrische Objektive. Das heißt, der Einfallswinkel muss senkrecht zum Sensor sein. Das ist der komplette Gegensatz zu dem, was die M hat. Diesen Widerspruch zu überwinden war für uns die Herausforderung. Sonst wäre die ganze M-Linie platt gewesen. Von außen hat es immer so ausgesehen, dass wir beinahe verschlafen hätten. Aber wir haben nicht die Technologie dazu gefunden.

Kodak hat uns damals geholfen, die Sensoren den Ansprüchen eines M-Systems anzupassen. Das war unser Thema, denn sonst wäre das M-Bajonett tot gewesen. Ich sage immer, wir waren die Pioniere in der Gestaltung von spiegellosen Digitalkameras. Wir waren damals kurz und knapp vor der Insolvenz, so kurz davor, und dann musste der Schuss sitzen. Uns war wichtig, die Rückwärtskompatibilität des M-Systems zu erhalten. Ist, glaube ich, ganz gut gelungen.

STANDARD: Haben Sie ein Lieblingsprojekt, an dem Sie im Laufe Ihrer Karriere mitwirken durften?

Karbe: Persönlich bin ich sehr stolz auf das Summilux 50 mm Aspherical, für das ich die optische Rechnung gemacht habe. Ansonsten sind eigentlich alle Objektive … irgendwo steckt immer eine Herausforderung drin. Ich bin stolz darauf, teil dessen gewesen zu sein, was die Asphären-Entwicklung so vorangetrieben hat. Von der Entwicklerseite aus dabei gewesen zu sein mit allen Höhen und Tiefen, die wir da durchlaufen haben. Die haben es uns ermöglicht, den nächsten Schritt zu machen.

STANDARD: Der da wäre?

Karbe: Die Kompaktheit beizubehalten und die Leistung weiter zu steigern. Das sind die nächsten Schritte. Hört sich langweilig an, aber ist so. Und Multi-Asphären. Wir haben derzeit drei Asphären drin, andere Firmen verbauen schon deutlich mehr. Wir folgen dem auch sehr wahrscheinlich, immer mit dem Ziel der Kompaktheit.

STANDARD: Kann Leica heutzutage überhaupt noch Innovation liefern? Mit der Erfindung der Kleinbildkamera hat Leitz die Fotografie einst revolutioniert.

Karbe: Ich denke schon. Wir gucken immer an den Rändern. Wo können wir noch etwas holen? Ich hatte ja gesagt, bei der Digitalisierung, auch wenn die meisten es nicht sehen oder wissen, wir waren da Vorreiter. Und ich glaube auch, dass wir in Zukunft noch bei dem ein oder anderen Vorreiter sein können. Wir müssen aber nicht jeden Trend mitmachen. Das können wir nicht. Wir decken mehr die traditionelle Nische ab. Die muss aber auch mit Innovation am Leben erhalten werden, sonst landen wir in der Ecke, wo die Großbildkamera jetzt ist. Das wäre doch schade. Und das ist letztendlich die Herausforderung.

Leica hat bis heute eine treue Fangemeinde.
Foto: imago / teutopress

STANDARD: Ein Stück weit lebt Leica aber schon auch von der Nostalgie der Kunden, oder?

Karbe: Ja, man kann es aber auch Nachhaltigkeit nennen. Wir bringen auch Produkte raus, die nach einer gewissen Zeit nicht mehr da sind. Aber die Kennlinie ist das M-System. Und wie ich schon sagte, 1954 ist das Bajonett auf den Markt gekommen. Wir haben es immer noch. Es ist nicht immer leicht, das aufrechtzuerhalten. Da muss man viele Kompromisse eingehen und Lösungen suchen. Aber diese Nachhaltigkeit, die ist mit der Geschichte verbunden. Das kennzeichnet auch unsere Marke.

STANDARD: Aber finden Sie es nicht schade, dass gerade die älteren Kameras zunehmend zu einem Luxusgut werden?

Karbe: Das ist ja nicht so. Nur die ganz besonderen. Die Kamera an sich ist relativ günstig zu kaufen. Die M3, die ganz alten Schraub-Leicas, die sind alle zu haben, und die kann jeder benutzen.

STANDARD: Vor ein paar Jahren hat eine M6 noch 1.500 Euro gekostet, heute sind es 3.000 bis 4.000 Euro. Das ist schon eine klare Entwicklung.

Karbe: Aber das können wir nicht beeinflussen. Finde ich das schade? Nein. Es ist komisch, wie sich die Preise rauf und runter bewegen. Aber das ist jetzt der Trend. Die, die schon eine haben, sind glücklich. Und die, die dazukaufen müssen … es sind ja nicht alle so teuer. Man kann auch Glück haben, es ist genug im Markt, um sich zu versorgen. Nicht alles landet in Geschäften, man kann auch private Geschäfte abwickeln. Und ich hoffe, dass sich auch Privatleute abgewöhnen, immer im Internet zu gucken, was man damit erreichen kann. Man muss nicht schauen, was der Preis ist, der erwartet wird, sondern zu welchen Preisen die Kameras verkauft wurden.

STANDARD: Eine letzte Frage: Wenn Sie sich für eine Kombination entscheiden müssten, was wären Ihre Kamera und Ihr Objektiv der Wahl?

Karbe: Die M11 und das APO-Summicron 35 mm. Aber das ist so eine Frage ... welches deiner Kinder magst du am liebsten? Aber wenn ich die Entscheidung hätte, dann würde ich diese Kombination nutzen. (Mickey Manakas, 19.3.2023)