Der Weinkonsum im Restaurant blieb hoch und wurde deutlich teurer. Das schlägt auf die Gesamtinflation durch.

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Preise müssen sich nicht in jedem Land gleich entwickeln. Nicht jedes Gut wird international gehandelt, und es gibt lokal immer unterschiedliche Präferenzen. Aber manche Preisunterschiede sind dann doch verdächtig. Etwa bei Holzpellets und Brennholz.

Der Ökonom Sebastian Koch vom Institut für Höhere Studien (IHS) ist in einer Analyse den Ursachen dafür nachgegangen, dass in Österreich die Inflation so viel höher ist als im übrigen Euroraum. Im Jänner lag die Inflationsrate in Österreich bei 11,5 Prozent, im Euroraum waren es 8,6 Prozent, in Deutschland 9,2 Prozent und in Spanien nur 5,9 Prozent.

Ein großer Teil der Unterschiede lässt sich laut Koch mit den Differenzen bei Energiepreisen erklären, wie er am Mittwoch darlegte. In Österreich wurden die Steigerungen der Großhandelspreise besonders rasch an Haushalte weitergegeben. Ein anderer Faktor ist, dass Spanien am Energiemarkt stärker intervenierte und den Gaspreis für die Stromerzeugung deckelte.

Verkaufsstopp

Und auch der Holzpreis erklärt zu einem Teil, warum sich Energie in Österreich so viel stärker verteuert hat. Die Kosten für feste Brennstoffe sind in Österreich binnen eines Jahres um mehr als 90 Prozent nach oben geklettert. In Deutschland und im Euroraum betrug der Preisanstieg im gleichen Zeitraum nur 50 Prozent. Angesichts der Tatsache, dass der Holzmarkt verschränkt ist und Österreich viel Holz exportiert und importiert, lässt sich die Entwicklung also mit den Kosten für die Rohstofferzeugung erklären. Holz ist in Deutschland nicht viel anders.

Welche sonstigen Erklärungen gibt es? Die Wettbewerbsbehörde prüft derzeit ein Pelletkartell (siehe unten). Und das Brennholz wurde im vergangenen Jahr vor der Heizsaison von den Verkäufern strategisch zurückgehalten, wie eine STANDARD-Recherche zeigte: Erzeuger warteten auf höhere Preise.

Je länger die Phase der aktuell hohen Inflation andauert, umso feiner werden Analysen zur Preisentwicklung. Inflation ist definiert als ein allgemeiner Preisanstieg eines Warenkorbes, der die Konsumvorlieben der Haushalte abbilden soll und die Preise für mehr als 750 Produkte und Dienstleistungen abdeckt. Aber hinter jeder Preissteigerung steckt meist eine eigene Geschichte. Das zeigt auch die IHS-Analyse.

Teurer Restaurantbesuch

So ist neben Energie auch auffällig, dass Preise für Möbel und Einrichtungsgegenstände in Österreich stärker gestiegen sind als im übrigen Euroraum. Einen höheren Preisaufschlag gibt es auch bei Restaurantbesuchen. Dabei zeigt sich laut Koch, dass es die höherpreisigere Gastronomie ist, die ordentlich zugeschlagen hat: Fischfilets und Wein sind zwei der Preistreiber. So verteuerte sich Wein im Restaurant um 16,2 Prozent – ein deutlich stärkerer Sprung als zum Beispiel in den Supermarktregalen. "Die Vermutung ist, dass hier zugelangt wurde, weil Konsumenten bereit sind, diesen Preis zu zahlen", so Koch. Allein die Entwicklung beim Restaurantwein macht übrigens 0,15 Prozentpunkte des gesamten Preisanstieges von etwas über elf Prozent aus.

Auch wenn Koch sich hier auf keine Spekulationen einlassen wollte, legt die Entwicklung den Verdacht nahe, dass die hohen staatlichen Hilfen in Österreich mit Gießkanne einen Beitrag zur Finanzierung der teuren Trinkgewohnheiten geliefert haben. Seit Wochen wird darüber diskutiert, ob die Hilfen die Inflation zusätzlich befeuern.

Während die Preisentwicklung bei Wein dies nahelegt, kommt eine aktuelle Analyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zum gegenteiligen Ergebnis. Die Experten der Bank haben versucht zu analysieren, wie die unterschiedlichen österreichischen Maßnahmen als Reaktion auf die Inflation diese beeinflusst haben. Unterm Strich haben die Transferzahlungen zwar zu einem Schub der Preise geführt, "im Vergleich zu anderen Euroraum-Staaten hat Österreich 2022 die stärksten inflationstreibenden Effekte, da überdurchschnittlich auf Transfermaßnahmen gesetzt wurde", heißt es im Paper.

Hohe Profite als Preistreiber?

Dies wurde aber überkompensiert durch andere Maßnahmen zur Bekämpfung der Preisanstiege. So wurde die Inflation durch die Regierungsmaßnahmen 2022 im Endeffekt um 0,3 Prozentpunkte gesenkt, sagt die Nationalbank. Es ist wohl keine gewagte Prognose, dass dies nicht die letzte Untersuchung zu dem Thema war.

Das gilt auch für eine interessante Analyse zu den Ursachen der Preisanstiege, die das arbeitnehmernahe Momentum-Institut veröffentlicht hat. Diese legt nahe, dass in einigen Branchen die Preissteigerungen für Konsumenten nicht nur damit zu tun haben, dass ihrerseits die Unternehmen für Vorleistungen wie Energie mehr zahlen mussten. Momentum hat sich für einzelne Bereiche angesehen, wie sich Wertschöpfung und Preise entwickelten.

Die Kosten für importierte Vorleistungen werden dafür herausgerechnet. Dabei zeigt sich, dass vor allem im Energiesektor, der Landwirtschaft und auf dem Bau die Preise stärker gestiegen sind, als das durch Vorleistungen erklärbar wäre. Da dies auch nicht auf höhere Lohnkosten zurückzuführen sei, bliebe als Erklärung nur übrig, dass Unternehmen ihre Profite erhöhen konnten, so Momentum. (András Szigetvari, 16.3.2023)