Nina Chuba hat eben ihr Debütalbum "Glas" veröffentlicht und erobert damit die Jugendzimmer in Ö und De.

Foto: Sony Music

Natürlich geht es um Liebe. Um Zweisamkeit im Mondlicht – wie im gleichnamigen Lied. Aber auch um Spaß für den Bauch (Mangos mit Chili), Glatteis oder Gefühlswallungen, die in ein Ich hass dich münden. Dazu pluckern die Bässe, Autotune säuselt artgerecht, der Sound ist ein Destillat aus Hip-Hop, Elektronik und einer norddeutschen Version von Reggaeton. Der Schmollmund gesang dazu, der stammt von Nina Chuba.

Sie ist aktuell einer der großen Stars der deutschen und österreichischen Kinder- und Jugendzimmer. Ihr gerade erschienenes Debütalbum Glas war Nummer eins in "De" und "Ö", am 5. Mai gastiert sie in Wien, in der Simm City. Angekündigt hatte sich das bereits im Vorjahr ein wenig, als Chuba mit der Single Wildberry Lillet die Charts stürmte.

Nina Chuba

Nina Chuba heißt bürgerlich Nina Katrin Kaiser, ist 24 Jahre alt und stammt aus Wedel, einem Vorort von Hamburg. Ihre Kindheit dort beschreibt sie als dörflich, es gab Schafe und Eltern, die sie immer unterstützt hätten. Das bescherte ihr zuerst einen Umweg.

Zwar begann Chuba schon mit sechs Jahren Klavier zu spielen. Damals fand sie Mozart cool, wollte ihn heiraten, weil seine Musik so "nice" war. Doch es kam anders, und Chuba landete beim Fernsehen, wo sie als Teenager die Hauptrolle bei Die Pfefferkörner übernahm, einer Kinder- und Jugendserie, in der Kids als Detektive Fälle klären. 28 Folgen lang war sie dabei, dann war sie zu alt, aber der Grundstein für ihre Popularität gelegt.

"Mut, Spaß und gute Werte" – na dann.
Foto: Sony Music

Es folgten Auftritte in anderen Serien, die vom Traumschiff bis zur Krankenhausserie Bettys Diagnose reichten. Wobei – ihre Skills als Schauspielerin schätzt sie selbst nicht all zu hoch ein. Also machte sie parallel dazu wieder Musik.

Sony Music vermutete ein Vermarktungspotenzial und positionierte sie als eine Art Tank Girl mit Smartphone für die Generation Tik und Tok – leicht erkennbar mit Billie Eilish als Vorbild im Hinterkopf. Modern, frech, aber voll nett. "Sie steht für Mut, Spaß und gute Werte", fasste es ein deutscher Sender zusammen.

Nina Chuba

Im Moment befindet sie sich in einer Art Erfolgstaumel: Ein riesiges Poster von ihr hing am Times Square in New York, wofür sie sich bei Spotify in einer Talkshow artig bedankte, es aber schade fand, dass sie "als Mensch dort noch nicht war". Talkshows sind zurzeit ihre zweite Heimat. Da erzählt sie von ihrem Alltag als frisch geborener Star. Wie sie "ein Tiktok macht" und dann den Tag mit Aktualisieren verbringt, schauen, wie viele "creations" ihr Tiktok generiert – gemeint ist ein Video.

Ehrlichkeit und Kritik

Die Fans frohlocken angesichts solch niederschwelliger Vergnügungen ihres Idols, liken sich die Daumen wund und fiebern mit wenn Chuba immer noch ungläubig über ihren Durchbruch spricht oder von einem Auftritt bei einem Influencer-Festival, bei dem es kein Internet gab, und ähnlich argen Sachen. Gastgeber staunen dann, wie normal und am Boden geblieben sie trotz allem noch sei, Chuba bedankt sich für derlei Komplimente. Stark.

Ihre Ehrlichkeit brachte ihr zuletzt aber auch Kritik ein, als sie über ihre Arbeit und die Herstellung ihrer Texte sprach. "Da sind Seiten, da kannst du Reime googeln. Und das ist halt mega, also ungelogen, so arbeitet jeder Songwriter. Es ist nicht so, dass man sich das – also ich zumindest nicht – so aus dem Kopf holt. Und das ist einfach super, da kann man schöne Reime finden. Top."

Ein deutscher Regionalliga-Rapper sah davon seine Dichterseele gekränkt und nannte Chuba ein "Scheißkind". Nicht schön, aber Chuba blieb höflich. Schimpfen ist nicht nice und nicht nice ist schlecht fürs Image. Und das ist nicht vorgesehen. (Karl Fluch, 17.3.2023)