Der Marderhund ist in Südostasien heimisch und mit den Hunden verwandt. Schon seit längerem gilt er als möglicher Zwischenwirt, der das Coronavirus von Fledermäusen auf Menschen übertragen haben könnte.
Foto: Oikeutta eläimille

Illegaler Handel mit Wildtieren könnte doch eine Rolle bei der Ausbreitung des Coronavirus gespielt haben. Das legt laut dem US-Magazin "The Atlantic" eine Untersuchung von Proben des Huanan-Tiermarkts durch ein internationales Team von Virologinnen und Virologen nahe. Den Forschenden gelang es, in Abstrichen, die nach dem Ausbruch der Krankheit auf dem Gelände des Marktes gemacht wurden, DNA von Marderhunden nachzuweisen, die vermutlich mit Sars-CoV-2 infiziert waren. Der Markt war zum Zeitpunkt der Probennahme bereits geräumt. Käfige und Karren zum Transport von Waren erlaubten es aber, Abstriche zu nehmen. Marderhunde können das Coronavirus übertragen, der Handel mit ihnen ist illegal.

Zufallsfund

Die Geschichte der Proben ist mehr als ungewöhnlich. Forschende des chinesischen Zentrums zur Kontrolle von Krankheiten hatten die Rohdaten der Proben in eine globale Datenbank namens GISAID hochgeladen. Die Daten gehörten zu einer Studie eines chinesischen Forschungsteams, die im Februar 2022 veröffentlicht wurde. Darin war von Corona-positiven Proben vom Huanan-Markt die Rede. Allerdings legte die Studie damals nahe, dass die Spuren des Virus von Menschen stammten, die dort einkaufen waren, und nicht von Tieren.

Der Fisch- und Wildtiermarkt Huanan, wo das Coronavirus bereits 2019 auftrat, ist nach wie vor gesperrt.
Foto: APA/AFP/HECTOR RETAMAL

Laut der "New York Times" fiel der französischen Evolutionsbiologin Florence Débarre vom Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) am 4. März dieses Jahres auf, dass einige der Datensätze ungewöhnlich umfassend waren. Ob es sich um neue Daten handelte, war anfangs nicht klar. Gemeinsam mit Michael Worobey von der Universität Arizona, Kristian Andersen vom Scripps-Forschungsinstitut in Kalifornien und Edward Holmes von der Universität Sydney begann sie, die Daten zu untersuchen.

Eine der Proben stammte von einem Wagen, mit dem vermutlich Käfige transportiert wurden. Dort fand man die DNA von Marderhunden zusammen mit dem Erbgut des Virus.

Die Daten verschwanden

Doch nachdem das Team die chinesischen Forscher kontaktierte, die die Daten hochgeladen hatten, und sie zur Kooperation einluden, verschwanden die Daten aus der GISAID-Datenbank. Der Grund dafür ließ sich nicht eruieren.

Die Forschenden um Débarre betonen, dass ihre Ergebnisse, die sie noch nicht in einem Fachjournal publiziert haben, nicht mit Sicherheit belegen, dass die Marderhunde wirklich infiziert waren. Ebenso wenig ist klar, ob sie das Virus weitergaben. Der Erreger könnte auch von infizierten Menschen auf die Tiere übertragen worden sein. "Wichtig ist aber die Tatsache, dass es immer noch mehr Daten gibt", sagt Débarre gegenüber der "New York Times".

Die neuen Untersuchungen belegen, dass auf dem Huanan-Markt Marderhunde auf einem Karren transportiert wurden.
Foto: imago images/Kyodo News

Das neue Ergebnis sei in jedem Fall konsistent mit dem Szenario eines Überspringens des Virus von Wildtieren auf Menschen. Unwahrscheinlich ist so etwas nicht. In der Vergangenheit war die Übertragung durch Tiere der häufigste Auslöser für das Auftauchen neuer Krankheiten beim Menschen.

Keine Klarheit über "Laborthese"

Die Ergebnisse widerlegen dennoch nicht die "Laborthese", derzufolge das Virus aus einem auf Forschung mit Viren spezialisierten Labor in Wuhan stammte. Diese Erklärung befeuerte erst im Februar das US-Energieministerium in einem unter Verschluss gehaltenen Bericht, der dem Weißen Haus und Teilen des Kongresses vorgelegt worden sein soll. Allerdings ist auch dort von einer "geringen Gewissheit" die Rede. Jedoch war der US-Geheimdienst FBI schon 2021 mit "einiger Wahrscheinlichkeit" davon ausgegangen, dass das Virus aus einem Labor stamme. Andere Studien kamen hingegen zum Schluss, dass die Ausbreitung vom Huanan-Markt ausging.

Eine genaue Klärung der Frage ist schwierig, China wird vorgeworfen, nicht ausreichend Zugang zu Informationen rund um den Ausbruch zu gewähren. Eine Studie der WHO zu dem Thema war Mitte Februar abgebrochen worden – aufgrund fehlenden Zugangs zu Einrichtungen in China. (Reinhard Kleindl, 17.3.2023)