Pamela Rendi-Wagner hat schon angekündigt, dass sie sich aus der Politik zurückziehen würde, sollte sie die Abstimmung um den SPÖ-Parteivorsitz gegen Hans Peter Doskozil verlieren. Ähnliches hat Boris Johnson, der ehemalige britische Premierminister, keineswegs vor. Der Politiker, dessen Karriere stets von Skandalen und Skandälchen begleitet wurde, will es noch einmal wissen: Der konservative Brexiteer wird bei der nächsten britischen Parlamentswahl – wann immer diese stattfinden wird – im Wahlkreis Uxbridge and South Ruislip im Nordwesten Londons antreten. Die Ortsgruppe der Tories stimmte am Donnerstagabend mehrheitlich für den 58-Jährigen.

Keine Spur von Rückzug: Boris Johnson.
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Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass der frühere Premier in einem als sicher geltenden Wahlkreis antreten wolle, zumal Johnson Medienberichten zufolge ein neues Haus in der Grafschaft Oxfordshire westlich von London gekauft haben soll. Nun zieht es ihn aber – zumindest wahltechnisch – zurück an seine frühere Wirkungsstätte.

Mittlerweile ein unsicherer Wahlkreis

Bei der Parlamentswahl 2019 hatte Johnson diesen Wahlkreis mit einem Vorsprung von 7.000 Stimmen gewonnen. Angesichts der deutlichen Führung der oppositionellen Labour Party in allen Umfragen gilt Johnsons Wiederwahl das nächste Mal aber konkret als gefährdet. Johnson selbst bestätigte dem Europa-Portal des Magazins "Politico", dass er erneut in Uxbridge and South Ruislip antreten werde.

Die nächste Parlamentswahl muss spätestens im Jänner 2025 stattfinden – wahrscheinlicher ist allerdings ein Urnengang im Herbst 2024. Die konservative "Times" spekuliert gar damit, dass Premierminister Rishi Sunak schon im Frühjahr 2024 ins Rennen gehen will.

Vorwurf der Günstlingswirtschaft

Auch wenn Johnson nicht mehr in der ersten Reihe steht: Er macht immer wieder von sich reden, zuletzt etwa mit seinem Vorhaben, seinem eigenen Vater – einem ehemaligen EU-Parlamentarier – den Titel "Sir" zukommen zu lassen. Möglich wäre das im Rahmen der traditionellen "Resignation Honours", mit denen britische Regierungschefs nach ihrem Abschied verdiente Persönlichkeiten ehren können. Stanley Johnson (82) soll in den Genuss einer solchen Ehrung kommen – ebenso wie etwa 100 weitere Personen auf Johnsons Liste.

Die "Times" kritisierte Johnsons Vorhaben als "moralisch falsch". Die Zeitung berichtete kürzlich auch, dass Johnson vier amtierende Abgeordnete der Konservativen Partei zu lebenslangen Mitgliedern des Oberhauses ernennen lassen wolle. Das würde allerdings Nachwahlen in den betreffenden Wahlkreisen nötig machen – ein Risiko, dass die Tories aufgrund katastrophaler Umfragewerte eher nicht eingehen wollen. (Gianluca Wallisch, APA, 17.3.2023)