Die Kinderlähmung galt jahrelang als ausgerottet – und zwar so gut wie weltweit, nicht zuletzt dank einer jahrzehntelangen internationalen Impf- und Aufklärungskampagne. Doch seit vergangenem Jahr werden immer wieder Fälle gemeldet, unter anderem in den USA. Am Freitag musste die Gesundheitsbehörde des ostafrikanischen Landes Burundi nun den Ausbruch des Poliovirus Typ 2 (CVDPV 2) vermelden, berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Es sei der erste derartige Nachweis seit mehr als drei Jahrzehnten.

Durch eine einfache Schluckimpfung kann die Gefahr, an Kinderlähmung zu erkranken, gebannt werden. (Foto: Malawi)
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Bisher wurden mindestens acht Fälle betätigt, unter anderem bei einem vierjährigen ungeimpften Buben sowie bei zwei weiteren Kindern, die als Kontaktpersonen zu werten seien. Außerdem sei in Proben von Abwässern das zirkulierende Poliovirus Typ 2 nachgewiesen worden.

"Der Nachweis des zirkulierenden Poliovirus Typ 2 zeigt, wie wirksam die Seuchenüberwachung des Landes ist. Polio ist hochinfektiös, und rechtzeitiges Handeln ist entscheidend für den Schutz der Kinder durch wirksame Impfungen", zitiert die WHO Matshidiso Moeti, Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation. "Wir unterstützen die nationalen Bemühungen um eine verstärkte Polioimpfung, um sicherzustellen, dass kein Kind übersehen wird und der Gefahr der schwächenden Auswirkungen von Polio ausgesetzt ist."

Die burundische Regierung hat die Lage zum nationalen Gesundheitsnotstand erklärt und bereitet für die kommenden Wochen eine Impfkampagne für alle alle infrage kommenden Kinder im Alter bis zu sieben Jahren vor.

400 Fälle in 14 Ländern

Das zirkulierende Poliovirus Typ 2 ist laut WHO die in Afrika am weitesten verbreitete Form der Kinderlähmung. 2022 wurden in 14 Ländern mehr als 400 Fälle gemeldet. Eine Infektion mit dem zirkulierenden Poliovirus Typ 2 kann auftreten, wenn der abgeschwächte Virusstamm, der in der Polio-Schluckimpfung enthalten ist, über einen längeren Zeitraum in unterimpften Bevölkerungsgruppen zirkuliert.

Die WHO ist Mitglied der Globalen Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung (Global Polio Eradication Initiative), deren Ziel es ist, die Kinderlähmung endgültig zu überwinden. Seit ihrer Gründung sind die Poliofälle eigenen Angaben zufolge weltweit um über 99 Prozent zurückgegangen. Wird sie nicht komplett besiegt, kann sie wieder auftauchen, wie in den vergangenen Monaten zu beobachten war. Innerhalb von zehn Jahren könnten jedes Jahr 200.000 neue Fälle auftreten, warnt die WHO. (red, 17.3.2023)