Sinkt der Gaspreis, profitieren davon Kunden bei Floater-Verträgen sehr rasch. Das gilt aber auch, wenn der Preis steigt

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Wie viele Energiekunden in Österreich sich hin und her, auf und ab treiben lassen, das ist gar nicht bekannt. Mehrere zehntausend Haushalte dürften es aber schon sein, die bei Strom- oder Gas auf einen so genannten Floater-Vertrag setzten. Kennzeichnend dabei ist, dass Kundinnen und Kunden keinen Fixpreis für Energie zahlen. Die Kosten entwickeln sich stattdessen variabel, je nachdem, ob es an der Gas- und Strombörse aufwärts oder abwärts geht. Mit einer kurzen Verzögerung wird die Preisentwicklung 1:1 von den Anbietern an die Kunden weitergegeben.

In der Vergangenheit waren solche flexiblen Tarife für Konsumentenschützer ein rotes Tuch, weil plötzliche Preissprünge nach oben dramatische Folgen für Haushalte haben konnten. Und noch vor wenigen Monaten sah es so aus, als seien Floater-Verträge ein dickes Minusgeschäft.

Doch in den vergangenen Wochen, immerhin in der heizintensivsten Phase des Jahres, zeigt sich, dass Kundinnen und Kunden mit flexiblen Tarifen erstaunlich gut gefahren sind und deutlich weniger berappen mussten als bei Fixverträgen. Das war vor allem bei Gas der Fall.

Laut der Regulierungsbehörde E-Control liegt der Gaspreis für Bestandskunden von Anbietern aktuell netto, also ohne Steuern und Abgaben, im Mittel bei etwa zwölf Cent je Kilowattstunde. Für Neukunden sind es im Median etwa neun Cent. Bei Floatern hingegen liegt der Preis bei gängigen Anbietern im März bei 6,2 Cent. Wer also auf den Gaspreis spekuliert hat, zahlt derzeit um die Hälfte weniger als Bestandskunden. Bereits im Februar war die Ersparnis ähnlich groß. Und die Preise werden im April noch einmal runter gehen.

An den Börsen ging es zuletzt rasant abwärts

Das liegt an der Entwicklung an den Börsen. Flex-Preis-Anbieter wie etwa Go Green Energy orientieren ihre Gaspreise für Kunden an der Entwicklung zum Beispiel am Central European Gas Hub, einer Plattform für den Handel mit Erdgas in Wien. Der Gaspreis hat dort in den vergangenen Monaten eine veritable Achterbahnfahrt hingelegt.

Im August 2022 wurde der Höchstpreis erreicht mit umgerechneten Kosten in Höhe von 31,2 Cent je Kilowattstunde. Das war der Höhepunkt der Preisexplosion als Folge des Ukrainekriegs. Danach folgte eine Rallye nach unten, aktuell kostet Gas 4,4 Cent.

Zu beachten ist, dass bei Floater-Tarifen eine kurze Verzögerung bei der Preisweitergabe besteht: Noch im Jänner und Dezember waren die Preise für Floater und für Kunden mit Bestandsverträgen etwa gleich hoch, erst seit damals gibt es die klare Ersparnis.

Zeit zu wechseln?

Wie also sehen Konsumentenschützer die Entwicklung, ist es Zeit, zu einem Floater zu wechseln? Laut E-Control ist die Zahl der Anbieter, die Produkte mit flexibler Preisgestaltung im Sortiment haben, gesunken. Es gab schon mal mehr Floater-Tarife, sie wurden aber zum Teil wieder zurückgezogen von den Anbietern, sagt Leo Lehr von der E-Control. Dahinter könnte sich verbergen, dass Fixpreis-Tarife für Netzbetreiber rentabler sind – aber das sei nur eine Vermutung, so Lehr. Ein weiterer Grund sei, dass sich viele kleinere Unternehmen, die Floater-Tarife angeboten hatten, aufgrund der höheren Preise aus dem Markt zurückgezogen haben.

Auf dem Markt mit Floatern aktiv sind Unternehmen wie Enstroga Gmbh oder Go Green Energy. Außerdem gibt es auch regionale Anbieter wie beispielsweise die Stadtbetriebe Steyr.

Aktuell ist ein Floater-Tarif oder ein Neuvertrag die günstigere Variante im Vergleich zu schon länger laufenden Verträgen, erklärt Energiemarktexperte Lehr. Er rät dazu, Preise gut zu vergleichen und mit einem möglichen Wechsel noch etwas zuzuwarten: Im zweiten Quartal sollten auch viele traditionelle Anbieter Preissenkungen an ihre Bestandskunden weitergeben. Dann lasse sich wirklich sehen, was günstiger komme und wo Floater im Vergleich zu Angeboten mit längerer Preisbindung stehen.

Sandra Matzinger von der Arbeiterkammer rät bei Floatern prinzipiell weiterhin zu Vorsicht, da man nie wisse, wie sich Preise entwickeln werden. Die Menschen seien es nicht gewöhnt, monatlich auf den Gaspreis zu achten, genau das sei aber bei einem Floater notwendig. Allerdings sagt auch die Arbeiterkammer-Expertin, dass sich mit einem Floater oder einem neuen Fixpreistarif übers Jahr gesehen aktuell bis zu tausend Euro bei Gas einsparen lasse im Vergleich zu bestehenden Verträgen.

Entscheidend dürfte sein, wie schnell die Energieversorger Preissenkungen an ihre Bestandskunden weitergeben. Bei der E-Control heißt es dazu, dass aktuell wieder viele kleinere Anbieter auf den Markt eintreten, was den Wettbewerb belebe. Erste Energielieferanten bieten ihren Kunden bereits Preise an, die jenen an Gas- und Strombörsen sehr ähnlich sind oder locken mit höheren Preisen, aber Rabatten.

Günstiger, aber riskanter

Derzeit dürften Floater noch die günstigere Variante sein. Wien Energie zum Beispiel kündigt eine Preissenkung für Gas bei seinem Produkt "Optima entspannt" ab April an. Neu- und Bestandskundschaft ohne Preisbindung soll davon profitieren. Aber neun Cent ist um ein Drittel höher, als der aktuelle Flextarif und im April dürfte die Differenz noch größer werden.

Das führt zu einem anderen wichtigen Punkt: der Frage nach der Preisgarantie und der Vertragsdauer. Bei Floatern gibt es inzwischen mitunter sehr kurze Kündigungsfristen von zwei Wochen für Kundinnen und Kunden. Wem die Preise zu sehr ansteigen, der kann sich prompt verabschieden, eine lange Vertragsbindung gibt es nicht. Nachteil: Im Moment eines großen Preisanstiegs ist es schwer, einen günstigen Neuanbieter zu finden.

Der Vorteil bei klassischen Produkten ohne Flexpreis ist, dass im Regelfall eine Preisgarantie besteht, meist für ein Jahr, wie Peter Kolba vom Verbraucherschutzverein ausführt. Die günstigeren Preise sind eingeloggt. Wer bei Wien Energie abschließt, zahlt mehr als bei Floater aktuell, ist aber dafür vor einer neuen Preisexplosion zumindest zwischenzeitlich abgeschirmt.

Der garantierte Preis

Eine Einschränkung gibt es auch hier: In der Krise haben sich Unternehmen nicht immer an diese Preisgarantien gehalten. Der Anbieter Maxenergy etwa hatte Kunden entgegen der Preisgarantie gekündigt, der Verein für Konsumenteninformation hat deshalb geklagt und ein inzwischen rechtskräftiges Urteil gegen die Maxenergy erwirkt.

Kolbas Verbraucherschutzverein geht wegen einer ebensolchen angeblichen Verletzung der Preisgarantie aktuell gegen einen anderen Anbieter, Grünwelt, vor. Hier gibt es noch keine Entscheidung. (Magdalena Frei, András Szigetvari)