Die Credit Suisse stolperte von einem Skandal in den nächsten. Wie das so lange gutgehen konnte, wird die Aufsichten wohl noch lange beschäftigen.

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"Eine Krise wie diese darf es nie mehr wieder geben." So lauteten die Worte der damaligen deutschen Kanzlerin Angela Merkel auf dem Höhepunkt der Finanzkrise. 2008/09 hatten die Banken das Vertrauen zueinander verloren. Aufgrund der Unsicherheit darüber, wer wie viele der damals toxisch gewordenen Papiere in seinen Büchern hatte und ob der Bank geborgtes Geld je zurückkommen würde, hielt jede Bank ihre Mittel zurück. Der Geldmarkt trocknete aus, die Notenbanken mussten einspringen.

15 Jahre später ist das Vertrauen im Bankensektor erneut am Kippen. Es sind dieses Mal andere Gründe, der Effekt aber ist der gleiche. Der Zusammenbruch von Silicon Valley Bank, Silvergate und Signature Bank wurzelt anderswo, aber die Ereignisse der vergangenen Tage haben gereicht, um den Sektor abzustrafen. An der Börse sackten die Bankenwerte ab, Kunden wurden nervös, Investoren noch mehr. Geld wurde abgezogen.

In diesem Umfeld kulminierten die Probleme bei der Credit Suisse. Die 1856 gegründete Schweizer Traditionsbank wurde von ihren Troubles überrollt. Sie konnte den Mittelabfluss nicht mehr stoppen, den ihr diverse Skandale eingebrockt haben. Es wurde brenzlig im Sektor. Schon wieder. Und die Credit Suisse ist nicht irgendein Spezialinstitut. Sie ist die zweitgrößte Schweizer Bank mit weltweiten Kunden und eines jener Institute, die als "too big to fail" gelten.

Um das Vertrauen in die Bankenlandschaft wiederherzustellen, war eine Rettung der Credit Suisse unvermeidbar. Ein starkes Signal musste her. Der Druck aus Washington war groß, auch vonseiten der EZB und der britischen Notenbank wurde Druck auf die Schweizer Regierung aufgebaut. Die UBS wurde mehr oder weniger dazu gezwungen, den strauchelnden Mitbewerber zu übernehmen. Damit entsteht jetzt eine Bank, die größer sein wird als die Deutsche Bank, also noch mehr "too big to fail". Ein nicht unbeträchtliches Risiko, das hier aus der Not geschaffen wurde.

Ob es gelingt, eine Vertrauens- und Bankenkrise mit dieser Übernahme abzuwenden, wird sich erst zeigen. Eines muss man aber schon jetzt fragen: Wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass eine Schweizer Traditionsbank in einem derartigen Strudel von Skandalen versinkt? Greensill, Archegos, Verdacht der Geldwäsche, Betrugsverdacht – die Credit Suisse hatte zuletzt wirklich keine Gelegenheit ausgelassen, in die Schlagzeilen zu kommen. Wo war hier jene Aufsicht, die jetzt so hektisch agiert hat?

Klar, die Credit Suisse wurde für ihre Skandale abgestraft, musste für ihr Fehlverhalten hohe Strafen zahlen. Aber wer hat das Geschäftsgebaren geprüft, nachdem das Institut auffällig geworden war? Wer hat das ständig wechselnde Management an die Kandare genommen? Wer hat sich um den Ruf des Schweizer Bankenplatzes gekümmert? Das wären die Themen, die wir aus der Finanzkrise eigentlich hätten gelernt haben sollen. (Bettina Pfluger, 20.3.2023)