Ebenso wie in Deutschland kämpfen Expats auch in Österreich mit der deutschen Sprache. Vor allem der heimische Dialekt ist für manche eine zusätzliche Herausforderung.

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Die Sprache erlernen, eine Wohnung finden, bürokratische Hürden überwinden und sich einen Internetanschluss zu Hause einrichten lassen – in welchem Land sind diese anfänglichen Schwierigkeiten am leichtesten zu bewältigen? Um diese Frage zu beantworten, hat Internations, ein Netzwerk für Personen, die im Ausland leben und arbeiten, Expats befragt – mit teilweise überraschenden Ergebnissen.

Die Daten basieren auf der "Expat Insider 2022"-Studie, einer Umfrage unter rund 12.000 internationalen Beschäftigten weltweit zu ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen im jeweiligen Aufenthaltsland. Im Ranking verglichen wurden 52 Länder in den Kategorien Sprache, Verwaltungsangelegenheiten, digitale Infrastruktur und Wohnen.

Auf den vordersten Plätzen landen Bahrain (1.), die Vereinigten Arabischen Emirate (2.) sowie Singapur (3.). Alle drei Länder überzeugen die Befragten besonders durch fehlende Sprachbarrieren ebenso wie geringen Verwaltungsaufwand. Am unteren Ende des Rankings landen hingegen Deutschland (52.), Japan (51.) und China (50.). Expats haben hier vor allem Schwierigkeiten mit der Landessprache und vermissen moderne digitale Infrastruktur.

Sprachliche Barrieren

Obwohl 59 Prozent der Expats in Deutschland sagen, dass sie die Landessprache gut bis sehr gut beherrschen (im Vergleich zu 53 Prozent weltweit), bleibt der Spracherwerb für viele ein großes Hindernis. Außerdem geben weitere 46 Prozent an, es sei schwierig, ohne ausreichende Sprachkenntnisse in Deutschland zu leben (versus 32 Prozent weltweit.) "Die Deutschen sind voreingenommen, wenn man nicht gut genug Deutsch spricht, besonders auf den Ämtern", sagt eine rumänische Umfrageteilnehmerin.

Zudem lässt der deutsche Wohnungsmarkt Expats regelrecht verzweifeln: Wohnraum ist sowohl kaum bezahlbar (59 Prozent unzufrieden versus 43 Prozent weltweit) als auch schwer zu finden (56 Prozent unzufrieden versus 27 Prozent weltweit). "Die Wohnungsknappheit hier ist ein echtes Problem und auch der ständige Anstieg der Mietpreise, während die Gehälter nicht im gleichen Maße steigen", berichtet eine Studienteilnehmerin aus der Ukraine.

Entspannter Wohnungsmarkt

Expats finden sich in Österreich zwar etwas besser zurecht als in Deutschland, aber der Anfang ist dennoch nicht leicht. Die Alpenrepublik landet im "Expat Basics"-Index auf einem unterdurchschnittlichen 32. Platz – und bei zwei Faktoren sogar unter den zehn letztplatzierten Ländern weltweit, nämlich beim bargeldlosen Zahlen (45.) und der Beantragung eines Visums für den Umzug (43.). Während Österreich in den Kategorien Wohnen (25.), Verwaltung (27.) und digitale Infrastruktur (29.) im weltweiten Mittelfeld liegt, reicht es beim Thema Sprache nur für Rang 38.

Expats erleben die Wohnungssuche in Österreich im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz als relativ entspannt. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) findet leicht eine Wohnung, was etwas über dem weltweiten Durchschnitt von 54 Prozent liegt, und fast jede und jeder Zweite hält Wohnraum für erschwinglich (47 Prozent versus 39 Prozent weltweit). "Mir gefallen hier die fairen Preise für das Wohnen", sagt eine italienische Studienteilnehmerin.

Dialekt als Hindernis

Österreichs Verwaltung erhält hingegen durchwachsene Bewertungen: Zwar ist die Eröffnung eines Bankkontos ein Leichtes (14.), doch bei der Visumsvergabe landet Österreich auf den zehn hintersten Rängen (43.): Ein Drittel der Expats hatten Schwierigkeiten, ein Visum zu erhalten (versus 24 Prozent weltweit). Die fehlenden bargeldlosen Zahlungsoptionen – der Faktor mit Österreichs schlechtestem Ranking (45.) – kosten Expats auch Nerven. "Man kann nur selten mit Karte bezahlen, und Geldautomaten findet man kaum", berichtet ein irischer Expat. Allerdings werten 93 Prozent den unbeschränkten Zugang zu Online-Angeboten wie sozialen Medien als positiv (versus 82 Prozent weltweit). Daher rangiert Österreichs digitale Infrastruktur immerhin noch im unteren Mittelfeld (29.).

Ebenso wie in Deutschland kämpfen internationale Beschäftigte auch hierzulande mit der Landessprache: Zum einen haben Expats es schwer, sich in Österreich zurechtzufinden, ohne die Landessprache zu beherrschen (39.). Zum anderen finden 52 Prozent die Sprache schwer zu erlernen (versus 38 Prozent weltweit). "Die Einheimischen sprechen einen Dialekt, den ich als Ausländerin nicht ganz verstehe. Dadurch fühle ich mich manchmal ausgeschlossen. Ich habe Deutschkurse belegt, aber so wie in den Kursen sprechen die Leute hier nicht", sagt eine Umfrageteilnehmerin aus Großbritannien. (red, 21.3.2023)