Mit der Yamswurzelart Ube lassen sich Chips, Burgerbrötchen oder Torten lila färben.

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Vor einigen Jahren konnte das Essen – dem Aktivkohletrend sei Dank – nicht schwarz genug sein, jetzt wird es in der Küche anscheinend knallig: In den sozialen Netzwerken leuchten Speisen nun immer häufiger in violetter Farbe. Grund dafür ist der steigende Bekanntheitsgrad einer lila Wurzel, die auf den Philippinen als Spezialität gilt und an eine eingefärbte Süßkartoffel erinnert. Die Yamswurzelart Ube, in der Vitamin A, C und E sowie Antioxidantien stecken, sorgt schon seit geraumer Zeit für bunte Akzente auf Instagram.

Laut dem Wirtschaftsmagazin "Forbes" dürfte "Purple Yam" in diesem Jahr sogar zum Küchen-Allrounder avancieren und für kulinarische Neuinterpretationen sorgen. Neben Ube-Chips und Ube-Latte werden auch Drinks und Burgerbrötchen mit der Wurzel aufgemotzt. Die wichtigsten Fragen: Wie schmeckt das lila Zeug überhaupt, und wo kann man es kosten?

Ube Latte mit violettem Espuma

Der violetten Yamswurzel wird ein süßlich-nussiges Aroma nachgesagt, sie soll nach Pistazie und Vanille schmecken. Das erklärt, warum Ube vor allem für Nachspeisen verwendet wird. In den sozialen Netzwerken sorgt der ungewöhnliche Farbeffekt bei Torten, Eis und Kaffee für einen visuellen Überraschungseffekt. Sind wir uns ehrlich: Spannend sieht es schon aus, wenn auf einmal ein violetter Kern aus der Lava Cake fließt oder der Milchschaum fliederfarben schimmert.

Hierzulande kann man die lila Wunderwurzel in Form eines Ube-Latte im Wiener Koun Coffee kosten. Dagegen wirkt grüner Matcha Latte wie Schnee von gestern. "Vor einigen Jahren war ich in Kalifornien und habe Ube dort das erste Mal in einem Iced Coffee probiert. Den süßlich-erdigen Geschmack, der an Rote Beete erinnert, und die leuchtende Farbe fand ich sofort faszinierend", erzählt Dominik Bruno Pausch. Zusammen mit Jürgen Schweighofer-Furch gründete er 2021 das Koun Coffee. Mittlerweile bieten die beiden das violette Getränk selbst an. Die Zubereitung erfolgt nach genauen Kriterien: In ungesüßte Mandelmilch kommt ein kleiner Espresso. Obendrauf thront dann fliederfarbener "Espuma". Dieser Schaum ist mit Ube versetzt und gesüßt.

"Wir empfehlen unseren Gästen, den Ube-Latte nicht gleich umzurühren, sondern zuerst einen Schluck zu trinken. So können sie alle Schichten schmecken", erklärt Pausch. Das Angebot soll demnächst um einen veganen glutenfreien Cheesecake aus der bunten Yamswurzel erweitert werden. Die lila Speisen kommen auch auf Social Media gut an. Pausch und sein Team erhalten regelmäßig Anfragen von Bloggerinnen und Bloggern, die sich für den koffeinhaltigen Signature-Drink interessieren. Das ästhetische Potenzial für Instagram schadet dem kulinarischen Siegeszug der kleinen Wurzel definitiv nicht.

Halo-Halo und 24 Karat

Was heute als Trend gilt, zählt auf den Philippinnen schon lange zur heimischen Geschmackspalette. Ube Halaya ist beispielsweise ein philippinisches Nationaldessert und wird aus der gekochten und zerdrückten Yamswurzel, Kokos- oder Kondensmilch und Butter hergestellt. Das Ergebnis hat eine puddingähnliche, etwas mehlige Konsistenz und strahlt – wenig verwunderlich – in einem satten violetten Farbton.

Man verarbeitet die lila Masse auch zu Eis. Das wiederum landet oft als Topping auf einer weiteren bekannten Nachspeise der Philippinen: nämlich auf dem kunterbunten Dessert Halo-Halo, was "Mischmasch" oder "Mix" auf Tagalog bedeutet.

Die Yamswurzel, hier auf einem Markt in New York, Chinatown.
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So sieht das Ganze auch aus. In Gläser füllt man Shaved Ice (bedeutet: zerstoßenes Eis in Granita-ähnlicher Beschaffenheit), grün geernteten Reis namens "Pinipig", diverse Bohnen (ja, richtig gelesen) und Kochbananen. Je nach Lust und Laune garniert man mit Früchten wie Mango oder Jackfruit, gewürfeltem Gelee – und Ube-Eis. Klingt wild, macht beim Essen aber ordentlich Spaß. Das süße Durcheinander begeistert so sehr, dass außerhalb der Philippinen die Nachfrage steigt. Der Fastfood-Konzern Jollibee hat das erkannt und bietet Halo-Halo mittlerweile zeitweise in den USA an.

Nicht chaotisch wie Halo-Halo, sondern wahrhaft goldig sieht die Luxusvariante des Ube-Geschmackserlebnisses aus. Eine Zeitlang konnten Gäste des Manila Social Clubs in Miami eine glitzernde Köstlichkeit ergattern: Dort gab es das kreisrunde Gebäck mit Ube-Aroma samt Champagnerfüllung und haufenweise 24-Karat-Gold obendrauf unter dem klingenden Namen "Golden Cristal Ube Donut" zu kaufen. Auch eine Möglichkeit, das eigene Geld anzubringen. In diesem Fall war das gustatorische Bling-Bling stolze 100 Dollar, also umgerechnet rund 93 Euro, wert. (Elena Sterlini, 22.3.2023)