Die Turbulenzen des Banksektors rund um die Credit Suisse verhalfen dem Bitcoin zu Aufwind.

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Nicht nur der astronomische, sondern auch der Kryptowinter scheint vorbei zu sein – dieser Eindruck entsteht zumindest mit Blick auf die jüngste Entwicklung des Bitcoin-Kurses. Denn bewegte sich dieser Ende vergangenen Jahres noch stetig unter der Marke von 20.000 Dollar, so ist der Wert der weltweit größten Kryptowährung in den vergangenen Tagen wieder klar über 28.000 Dollar geklettert.

Die Gewinne in der vergangenen Woche lagen bei rund 26 Prozent und waren somit die höchsten der vergangenen vier Jahre, in den vergangenen zehn Tagen lag das Plus bei rund zehn Prozent. Der jetzige Wert des Bitcoin ist der höchste seit Mitte Juni vergangenen Jahres.

Gründe für den steigenden Bitcoin-Kurs

Einen Grund für den steigenden Kurs des Bitcoin sehen Beobachter in der aktuellen Situation diverser Großbanken. So hatte zuerst der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) für den größten Kurssturz an US-Börsen seit der Finanzkrise 2008 geführt. Am Wochenende wiederum übernahm die Schweizer UBS die krisengeschüttelte Credit Suisse.

Der Schweizerische Bundesrat - Le Conseil fédéral suisse - Il Consiglio federale svizzero

Nach dieser vermeintlichen Rettung der Großbank ist die Bankenwelt noch nicht beruhigt, das Wort "Finanzkrise" geistert durch die Gänge der Zentralbanken, Wirtschaftsredaktionen und anderer Institutionen. Und während die Leitzinsen zuletzt zwecks Bekämpfung der Inflation angehoben wurden, blicken Anleger gespannt auf die kommende Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am 22. März. Denn es wird gemutmaßt, beziehungsweise gefordert, dass die Notenbanken ihre Zinserhöhungen verlangsamen sollen.

All dies hilft dem Bitcoin und seinen Fans. Denn erstens bedeuten niedrige Zinsen, dass Anleger eher bereit sind, auch in unorthodoxe Anlageformen zu investieren, und dazu zählen Tech-Aktien ebenso wie Kryptowährungen. Zweitens wird Bitcoin von vielen Anlegern wie eine Art "digitales Gold" behandelt – also eine Anlageklasse, in der man Geld parkt, wenn es auf den Finanzmärkten turbulenter zugeht.

Viel Spott und Häme

Der dritte Grund ist jener, dass keine x-beliebige Branche gerade um ihren Ruf kämpft – sondern eben jene Finanzbranche, die von den Fans der Krytowährung als das große Feindbild gesehen wird. Denn immerhin lautet die Vision ja, ein dezentrales Finanzsystem ohne Mittelmänner zu erschaffen. Sprich: ohne Zentralbanken und traditionelle Geldhäuser.

Entsprechend groß die Freude über die eigenen Kursgewinne, aber auch die Schadenfreude gegenüber der etablierten Finanzindustrie. So reihten sich am Montag auf Twitter etliche Memes aneinander, mit denen die aktuelle Entwicklung gefeiert wurde.

An anderer Stelle zelebrierte man das eigene finanzielle Überleben mit Anspielungen auf bekannte Filme ...

... oder reflektierte über die zahlreichen Krisen, welche die Kryptowährung in den vergangenen Monaten überlebt hatte.

Es regiert wieder die Gier

Allgemein ist der Tenor in der Community wieder ein positiver, nachdem die vergangenen Monate für die Community nicht die einfachsten waren. So erinnert man daran, dass Bitcoin im Februar ein weiteres Mal für tot erklärt worden war ...

... und ruft selbst ein weiteres Mal den Tod des etablierten Finanzsystems aus.

Gemutmaßt wird auch wieder darüber, wie lange der aktuelle Kursanstieg anhalten wird. So sagt Tony Sycamore, ein Analyst bei IG Marktes, gegenüber Reuters, dass sich der Kurs in Richtung 32.000 Dollar bewegen könne, sofern die charttechnische Unterstützungslinie von 25.000 Dollar gehalten wird.

Andere Menschen sind deutlich optimistischer. So etwa Balaji Srinivasan, der ehmalige CTO von Coinbase: Er hat darauf gewettet, dass ein Bitcoin im Juni einen Wert von einer Million Dollar erreicht. Der Wetteinsatz: zwei Millionen US-Dollar.

Dass die Zeiten sich nun wieder geändert haben, zeigt auch der "Bitcoin Fear and Greed Index", der anhand verschiedener Faktoren bestimmt, welche Stimmung in der Szene gerade herrscht. Und nachdem während des Kryptowinters die Zeichen auf extreme Angst gestanden sind, zeigt die Nadel nun klar auf "Gier". Ohne Frage: Die Zeit der Bitcoin-Optimisten ist zurück, die schon 2021 die Höhenflüge des digitalen Assets feierten – bevor dessen Wert aufgrund etlicher Skandale in die Tiefe rasselte. (Stefan Mey, 20.3.2023)