Christoph Gurk ist künstlerischer Leiter der "Tangente St. Pölten"

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Im Festspielhaus St. Pölten wird die Oper "Justice" in der Inszenierung Milo Raus aufgeführt.

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Die "Tangente St. Pölten" von 30. April bis 6. Oktober 2024 widmet sich den Schwerpunkten Ökologie, Erinnerung und Demokratie. Als Kuratorin für den Bereich Bildende Kunst wurde am Montag Joanna Warsza vorgestellt, die einen Kunstparcours verantwortet. Christoph Gurk, künstlerischer Leiter des Festivals für Gegenwartskultur, präsentierte in einem Pressegespräch Highlights von der Oper "Justice" in Regie des künftigen Festwochen-Leiters Milo Rau bis zu Theater in der Natur.

Kunstparcours im öffentlichen Raum

Warsza ist für einen Kunstparcours im öffentlichen Raum verantwortlich, der während des gesamten Festivals zu sehen sein wird. Die Ausstellung arbeite mit Gewässern in St. Pölten – mit Traisen und Mühlbach, sagte die in Polen geborene und in Berlin lebende Kuratorin. Bereits heuer im Herbst setzt der Schweizer Konzeptkünstler Christian Philipp Müller auf dem Domplatz, auf dem seit Jahren archäologische Grabungen durchgeführt werden, verschüttete Elemente der Geschichte in einen Bezug zur Gegenwart. 2024 ist an dem Standort ein Projekt der mexikanischen, in Berlin lebenden Künstlerin Mariana Castillo Deball geplant.

Milo Rau inszeniert die Oper "Justice"
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Im Bereich darstellende Kunst wird die zeitgenössische Oper "Justice" von Fiston Mwanza Mujila und Musik von Hector Parra im Festspielhaus St. Pölten die Eröffnungsproduktion bilden, eine Koproduktion mit dem Grand Theatre de Geneve mit Generaldirektor Aviel Cahn, designierter Intendant der Deutschen Oper Berlin. Regie führt Milo Rau, ab Juli 2023 Intendant der Wiener Festwochen. Rau sprach in einer Videobotschaft von einer "einmaligen Chance", die Produktion rund um ein "Thema, das als nicht künstlerisch behandelbar gilt", umzusetzen. Ursprung für das Werk ist ein Unfall eines mit Schwefelsäure beladenen Tanklasters 2019 im Kongo, daraus entspannt sich eine Geschichte über das Schicksal eines Dorfes und die globale Wirtschaft.

Musik, Tanz und Theater

Im Bereich Musik und Tanz wurden "Katalog der Vögel" mit dem Pianisten Pierre-Laurent Aimard und der Schauspielerin Birgit Minichmayr sowie als Festival im Festival "Alien Disko", kuratiert von der Band The Notwist, vorgestellt. Es gelte, "über den Tellerrand hinauszuschauen", betonte Bettina Masuch, künstlerische Leiterin des Festspielhauses St. Pölten.

Im Landestheater Niederösterreich wird der Wandel des Statussymbols Auto in einem Stück mit dem Arbeitstitel "Der Fall der Götter", inszeniert vom flämisch-niederländischen Schauspielerkollektiv Wunderbaum, thematisiert. Die nächste Spielzeit des Landestheaters beschäftige sich vor allem mit Beziehungen und Zusammenhalt, kündigte die künstlerische Leiterin Marie Rötzer an. Verbindendes, Optimismus und Zukunftsvisionen sollen im Mittelpunkt stehen. Das Musiktheater-Gastspiel "Mothers. A Song For Wartime" der Regisseurin Marta Gornicka dreht sich um Kriegsrituale der Gewalt und der Flucht bis hin zu Vergewaltigung und Mord an Frauen.

Rimini Protokoll führt Dialog mit der Natur

Das Theaterprojekt "Shared Landscapes – Sieben Stücke zwischen Wald und Wiese" von Rimini Protokoll wird in der Umgebung von Pölten zu erleben sein. Schauspieler und Publikum verbringen einen Tag im Freien. "Ziel ist, mit den Mitteln des Theaters einen Dialog mit der Natur zu führen", blickte Gurk voraus.

Das Festival will laut Gurk überregionales Publikum anlocken, aber auch die regionale Bevölkerung einbeziehen. Die "Stadtprojekte" umfassen Reihen wie "Neue Freundschaften – 'It's a Date'" und "Kulturdialog". Das gesamte Festivalprogramm soll am 23. November präsentiert werden.

Das Festival ist aus der gescheiterten Bewerbung für die europäische Kulturhauptstadt 2024 hervorgegangen, bei der 2019 Bad Ischl im Salzkammergut den Zuschlag erhielt. Von 30. April bis 12. Mai 2024 liegt der Schwerpunkt auf Ökologie, von 20. Juni bis 7. Juli steht Erinnerung im Fokus und zum Abschluss – von 12. September bis 6. Oktober – Demokratie.

Das Programm ist laut Gurk "spartenübergreifend, sozial inklusiv und ökologisch orientiert". Zum ersten Mal wird eine Museumscard für das Jahr 2024 angeboten, mit der um 18 Euro alle größeren Museen in St. Pölten, darunter auch das neue "KinderKunstLabor", besucht werden können. (APA, 20.3.2023)