Ralph Hamers ist Chef der Schweizer UBS, der neuen Mutter der Credit Suisse.

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Eine Liebeshochzeit ist die Übernahme der in Schieflage geratenen Credit Suisse durch die Schweizer UBS sicher nicht. Mehrfach hatte der niederländische Bankchef Ralph Hamers beteuert, kein Interesse an einem Kauf des eidgenössischen Rivalen zu hegen – allerdings dürfte der politische Druck für eine Lösung am Wochenende zu groß geworden sein. Daher wird der 56-Jährige, der als UBS-Chef als logischer Konzernchef des neuen Schweizer Bankenmolochs gilt, künftig nolens volens dessen Geschäfte führen.

Angesichts der enormen Probleme der in zahlreiche Skandale verstrickten Credit Suisse und wegen Kritik an der Übernahme steht er nun vor neuen Herausforderungen. Schließlich ist Hamers 2020 bei der UBS angetreten, um das Geldhaus in eine weitgehend digitalisierte Bankenwelt zu führen und bremsende Hierarchien abzubauen. Wobei die Vorjahresbilanz durchaus für ihn spricht: Getrieben von Kostensenkungen und höheren Zinseinnahmen, erzielte die in der US-Währung bilanzierende UBS unter dem Strich mit 7,63 Milliarden Dollar den höchsten Überschuss seit 16 Jahren.

Fürstliches Entgelt

Allerdings lässt sich Hamers sein Wirken auch fürstlich entgelten. Im Jahr 2022 kamen zu 2,9 Millionen Franken als Fixgehalt weitere 9,7 Millionen als Bonuszahlung dazu, womit er zu den Spitzenverdienern unter Europas Bankern zählt.

In heftige Kritik war der verheiratete, doppelte Familienvater diesbezüglich bereits 2018 geraten, als er die niederländische Bank ING leitete und sein Salär um 50 Prozent angehoben werden sollte, während die Basis mit einer 1,8-prozentigen Gehaltserhöhung abgespeist wurden. Nach einem Sturm der Entrüstung aus Politik und Gesellschaft wurde auch Hamers Gehalt um nur zwei Prozent erhöht.

Damoklesschwert von früher

Aus seiner Zeit als ING-Chef hängt auch noch ein Damoklesschwert über ihm. Gegen Zahlung von 775 Millionen Euro wurden 2018 Geldwäschevorwürfe gegen die Bank fallengelassen und Ermittlungen gegen Hamers eingestellt. Ein niederländisches Gericht wies aber Ende 2020 die Staatsanwaltschaft Amsterdam an, das Ermittlungsverfahren wiederaufzunehmen. Sollte es zu einer Anklage kommen, wäre er als Bankchef wohl untragbar.

Sonst muss der Niederländer die Ärmel hochkrempeln, um den Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse rasch auf einen grünen Zweig zu bringen. Das wird angesichts der Kulturunterschiede beider Banken und der Altlasten des krisengebeutelten Zukaufs kein einfaches Unterfangen sein. (Alexander Hahn, 20.3.2023)