Die Erwärmung des Klimas hat verschiedene unangenehme Begleiterscheinungen. Dazu zählt, dass potenziell gefährliche Viren und Bakterien häufiger auftreten. Der Fantasie sind dabei wenig Grenzen gesetzt: So wurden zuletzt potenziell gefährliche Viren identifiziert, die aus Gletschern "herausaperten". Die Erwärmung des Weltklimas kann aber auch dazu führen, dass wegen der sich erwärmenden Küstengewässer bestimmte Bakterien ihren Radius ausweiten.
Von einer solchen Erwärmung dürfte auch das Bakterium Vibrio vulnificus profitieren, das unter anderem in warmen Küstengewässern an der Ostküste der USA vorkommt. Die Mikrobe verursacht Infektionen, die einerseits durch den Verzehr von Meeresfrüchten hervorgerufen werden können. Die Bakterien können auch durch offene Wunden beim Schwimmen oder Waten in verseuchten Gewässern in den Körper eindringen.

Hohe Sterberate vor allem bei älteren Menschen
Die Folgen können höchst unangenehm sein, weil die Bakterien das Gewebe der Betroffenen schwer schädigen können. Vielen Menschen, die überleben, müssen Gliedmaßen amputiert werden. Die Sterberate beträgt rund 25 Prozent. Das Bakterium kommt aber auch in Europa vor: Im Sommer 2019 erregte der Tod einer 90-jährigen Frau Aufsehen, die sich beim Baden in der Ostsee infiziert hatte.
Forschende um Elizabeth Archer (University of East Anglia, UEA) haben untersucht, wie sich die Zahl der Vibrio-vulnificus-Infektionen an der Ostküste der USA entwickelt hat. In einem Zeitraum von 30 Jahren (bis 2018) sind die Fälle von zehn auf 80 pro Jahr gestiegen.

Darüber hinaus treten Fälle jedes Jahr weiter nördlich auf. In den späten 1980er-Jahren waren die schweren Infektionen auf den Golf von Mexiko und auf die südliche Atlantikküste der USA beschränkt, während sie nördlich von Georgia selten waren. Heute sind sie bis nach Philadelphia zu finden.
Ausbreitung immer weiter nach Norden
In ihrer Studie, die im Fachblatt "Scientific Reports" erschien, sagt das Team um Archer voraus, dass sich die Infektionen von 2041 bis 2060 beim gegenwärtigen Tempo der Erderwärmung auf die großen Bevölkerungszentren rund um New York ausweiten könnten. In Verbindung mit einer wachsenden und zunehmend älteren Bevölkerung, die anfälliger für solche Infektionen ist, könnte sich die jährliche Fallzahl verdoppeln.
Für Ko-Autor James Oliver von der University of North Carolina Charlotte in den USA zeigt die Arbeit nicht nur einen Zusammenhang zwischen dem globalen Klimawandel und der Krankheit. Sie liefere zudem "eindeutige Beweise für die umweltbedingte Ausbreitung dieses extrem tödlichen bakteriellen Erregers". (tasch, 27.3.2023)