Mit eigenen Betriebssystemen ist Microsoft bei Smartphones gescheitert, nun will man über einen eigenen App Store doch auch auf diesen Plattformen wieder mitverdienen.

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Es sind zwei Unternehmen, die praktisch im Alleingang bestimmen, wie Apps auf unser aller Smartphones landen: An den App Stores von Apple und Google kommt derzeit realistisch niemand vorbei, der mit seinen Programmen die breite Masse erreichen will. Für die zwei Firmen ist das ein äußerst einträgliches Geschäft, verdienen sie doch an sämtlichen Bezahlvorgängen mit.

Konkurrenz

Ein Duopol, dem nun aber bald frische Konkurrenz ins Haus stehen könnte: Wie der Chef von Microsofts Spieleabteilung, Phil Spencer, der "Financial Times" am Rande der Game Developers Conference verriet, arbeitet sein Unternehmen derzeit an einem eigenen App Store für mobile Spiele – und dieser soll neben anderen Plattformen auch für Android und sogar iOS angeboten werden.

Die größte Hürde dafür ist, dass Apple bisher keine alternativen App Stores auf seinen Geräten zulässt. Bei Microsoft geht man allerdings davon aus, dass sich das bald ändern wird, und zwar dank des Digital Markets Act der EU – soll dieser doch die großen Hersteller dazu verpflichten, ihre Plattformen für externe App Stores zu öffnen. Während Google schon bisher alternative App Stores unter Android erlaubt, verwehrt sich Apple strikt dagegen.

Ein Deal

Bevor es so weit ist, muss Microsoft aber selbst noch eine Hürde nehmen: Den Kern des Angebots sollen nämlich die Titel von Activision Blizzard darstellen, dessen Übernahme noch durch diverse Regulierungsbehörden abgesegnet werden muss. In der EU hat man in dieser Hinsicht zuletzt wichtige Fortschritte gemacht, eine Zustimmung der Behörden scheint wahrscheinlich.

Insofern muss die aktuelle Ankündigung von Spencer wohl auch aus diesem Blickwinkel betrachtet werden, gibt er den Regulatoren doch noch einen weiteren Anreiz, den Deal zu genehmigen: die Möglichkeit, das Duopol bei App Stores zu brechen.

Einen konkreten Zeitrahmen dafür, wann so ein eigener App Store fertig sein könnte, will Spencer noch nicht nennen. Wenn, dann werde dieser Store aber zahlreiche Plattformen umfassen, also über Spielkonsolen, Computer und eben auch Smartphones und Tablets hinweg verfügbar sein.

Öffnung erwartet

Microsoft ist nicht der einzige Hersteller, der darauf spekuliert, dass Apple schon bald zu einer Öffnung seiner Plattform gezwungen werden wird. So wurde etwa letztens öffentlich, dass Google an einer vollständigen Portierung des Browsers Chrome für iOS arbeitet – samt der eigenen Rendering Engine Blink. Bisher müssen sämtliche Browser auf iPhone und iPad die technische Basis von Apple verwenden, sind also nur sehr begrenzt Eigenentwicklungen. (apo, 21.3.2023)