Der Jahresbericht der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle wurde beim diesjährigen Series Mania Forum in Lille präsentiert.

Foto: Reuters / ARND WIEGMANN

Audiovisuelle Medien nahmen 2021 in Europa 123 Milliarden Euro ein. Das ist ein Plus von zehn Milliarden zum Vorjahr. Frauen sind in der europäischen Film- und audiovisuellen Produktion weiterhin unterrepräsentiert. Das belegt der Jahresbericht der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle, der beim diesjährigen Series Mania Forum in Lille präsentiert wurde.

Zentrale Fakten

  • 2021 wurden in Europa insgesamt 14.858 Stunden TV-Fiction produziert. Das sind um rund vier Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Nach dem Einbruch infolge des Coronavirus hat sich die Filmbranche in der EU und Großbritannien einigermaßen erholt. Die Zahl der Produktionen stieg um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 1.832 Produktionen an.
  • Der europäische Streamingmarkt wächst weiterhin, wenngleich langsamer: 2021 gab es ein Wachstum von 32 Prozent gegenüber 40 Prozent im Vorjahr.
  • Nur ein Viertel aller Regisseure, die im Jahr 2021 an mindestens einem europäischen Spielfilm arbeiteten, waren weiblich.

Noch niedriger lag der weibliche Anteil bei Regisseuren von fiktionalen Fernsehserien – wie berichtet bei 22 Prozent. Diesen Teil des Berichts veröffentlichte die Informationsstelle Anfang März. Bei den Dokumentarfilmen waren 30 Prozent Regisseurinnen beteiligt. Der Anteil an Frauen in europäischen Produktionen nimmt laut Bericht nur langsam, in einzelnen Bereichen gar nicht zu.

Zehn Prozent Kamerafrauen

Anhaltend unterrepräsentiert sind Frauen etwa hinter der Kamera. Nur zehn Prozent Kamerafrauen zählt der Report für europäische Produktionen bei Spielfilmen, nur sieben Prozent bei Fernsehfilmen. Luft nach oben ist offenbar auch in der Gestaltung von Filmmusik. Der Frauenanteil bei Musik für Spielfilme betrug hier laut Jahresbericht je nach Betätigungssparte zwischen sechs und zehn Prozent.

Ein etwas ausgewogeneres Bild ergibt sich bei den Drehbuchautoren und Produzenten, vor allem im Bereich der Fernsehspielfilme. Der Anteil der Frauen betrug 28 Prozent bei Drehbuchautoren und 34 Prozent der Produzenten von Spielfilmen. Bei Fernsehfilmen steigt die Zahl auf 36 Prozent bei Autorinnen und 43 Prozent bei Produzentinnen.

Als Schauspielerinnen übernahmen Frauen im Jahr 2021 39 Prozent aller Hauptrollen in Spielfilmen und 43 Prozent in Fernsehfilmen.

Um geschlechtsspezifische Arbeitsmuster zu erkennen, untersuchten die Studienautorinnen auch die Zusammensetzung der professionellen Crews. Dabei zeigte sich, dass Frauen in entscheidenden Positionen offenbar tendenziell häufiger in Teams arbeiten als ihre männlichen Kollegen und daher seltener als alleinige Schöpfer eines Werks aufscheinen. Ein Beispiel: 34 Prozent der Spielfilme wurden von einer Drehbuchautorin geschrieben, verglichen mit 44 Prozent der Filme von nur einem männlichen Autor. Die Daten zeigen auch, dass Frauen im Durchschnitt häufiger in geschlechtergemischten Teams arbeiteten als Männer.

Die Produktionsbranche hat sich nach Corona laut Jahresbericht gut erholt

  • Im Jahr 2021 wurden in Europa insgesamt 1.328 Titel und 14.858 Stunden TV-Fiction produziert. Das ist ein Anstieg von sieben Prozent bei den Titeln und vier Prozent bei den Stunden im Vergleich zum Vorjahr.
  • Der europäische Streamingmarkt wächst weiterhin. Dieser Trend setzte sich 2021 fort, wenn auch langsamer, mit 32 Prozent Wachstum im Jahr 2021 gegenüber 40 Prozent im Jahr 2020. Die Abo-Plattformen erwirtschafteten in der EU einen Verbraucherumsatz von 10,7 Mrd. Euro – ein Plus von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
  • Nach dem Einbruch infolge des Coronavirus hat sich die Filmproduktion in der EU und Großbritannien einigermaßen erholt und stieg um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 1.832 Produktionen an. 2021 waren es noch 1.412.
  • Die meisten Filme produzierte 2021 Frankreich mit 221 Stück, gefolgt von Italien mit 172 und Spanien mit 120.
  • Es bleibe abzuwarten, ob diese Erholung eine "stabile Rückkehr zu alten Produktionsniveaus" darstelle oder ob es sich lediglich um ein Nachholen von Dreharbeiten handle, die durch die Pandemie unterbrochen wurden.
  • Die Gesamtinvestitionen in der Filmbranche – also alle Investitionen, die für die Herstellung eines Films nötig sind – legten im untersuchten Zeitraum in einigen Ländern deutlich zu. Slowenien verzeichnet etwa eine Steigerung von 301 Prozent, Irland investierte um 268 Prozent mehr, in Österreich waren es um 75 Prozent mehr.
  • Anders als die Gesamtinvestitionen sind die durchschnittlichen Produktionsbudgets allerdings weiterhin rückläufig. Besonders stark war der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr etwa in Estland (-94 %), Schweden (-52 %), Ungarn (-37 %) und Slowenien (-24 %).
  • Der europäische Produktionsmarkt profitiert von den globalen SVOD-Anbietern, also Streamingplattformen, die sich durch Abos finanzieren. Die Investitionen in europäische Originalinhalte stiegen von 1,4 Prozent zwischen 2011 und 2015 auf 4,7 Prozent zwischen 2015 und 2019.
  • Den Löwenanteil bei der Finanzierung von Produktionen übernehmen Rundfunkanstalten. Sie finanzierten 84 Prozent aller europäischen Originalinhalte im Jahr 2021 – wobei die Anteile der öffentlich-rechtlichen und der privaten Rundfunkanstalten in etwa gleich waren. Globale Streaminganbieter finanzierten die restlichen 16 Prozent.
  • Das Durchschnittsbudget für einen Kinofilm betrug 2021 2,06 Millionen Euro. Die Ausgaben variieren je nach Größe des Marktes zwischen 2,7 Millionen Euro in größeren Märkten und 1,1 Millionen Euro in kleineren. (prie, 21.3.2023)