Siri am iPhone macht wenig Freude, und eine smartere Apple-Alternative ist nicht in Sicht.

Foto: ANDREW KELLY / REUTERS

Während sich Microsoft und Google gerade einen fast schon absurd anmutenden Wettlauf in Sachen künstliche Intelligenz liefern und auch sonst kaum ein relevantes Unternehmen der Branche an diesem Thema vorbeikommt, ist es rund um eine Firma verdächtig ruhig: Apple hat zu dem durch den ChatGPT-Hype losgetretenen Trend bisher irgendwo zwischen nichts und gar nichts zu sagen.

Nichts in Entwicklung

Nun ließe sich das eventuell noch damit erklären, dass Apple generell zur Geheimniskrämerei neigt, die Realität dürfte aber eine andere sein. Laut dem bekannten Apple-Experten Mark Gurman von Bloomberg arbeitet das Unternehmen schlicht an keinem vergleichbaren Chatbot. Wer sich Hoffnungen auf eine Art nächste Generation von Siri gemacht hat, dürfte also auf absehbare Zeit enttäuscht werden.

Das mag zunächst einmal überraschend klingen, immerhin war es ja Apple, das mit Siri eine Art Urahn für so etwas wie ChatGPT geschaffen hat, also einen privaten Assistenten, der bei allerlei Aufgaben hilfreich zur Seite steht. Zudem hat Apple durchaus einiges an Erfahrung und Know-how im Umgang mit künstlicher Intelligenz, setzt etwa Maschinenlernen für viele Features am iPhone ein.

Was Apple allerdings verschlafen hat, ist den Trend zu großen Sprachmodellen (LLMs) wie dem hinter ChatGPT stehenden GPT oder auch dem für Googles Bard genutzten LaMDA. Auch sonst scheint man an generativer KI, wie dieses gesamte Feld heißt, bisher wenig Interesse zu haben.

Spurensuche

Die Gründe dafür dürften mannigfaltig sein. So werfen solche Systeme nicht nur allerlei rechtliche und ethische Fragen auf, auch das Thema Datenschutz ist nicht zu unterschätzen. Immerhin werden dabei allerlei sensible Daten mit dem jeweiligen Betreiber geteilt, ein lokaler Betrieb direkt am Smartphone scheint angesichts der riesigen Ressourcen, die solche Dienste verbrauchen, derzeit noch in weiter Ferne. Das passt einfach nicht zu Apples Zugang zum Thema Privatsphäre.

Zudem hat man natürlich weniger Druck als andere Hersteller: Google muss allein schon deswegen auf den aktuellen Hype reagieren, um nicht Entwickler und Partner rund um die eigene Ki- und Cloud-Entwicklung an die Konkurrenz zu verlieren. Apple hat keine vergleichbaren Angebote, kann also in Ruhe abwarten, ob der Trend anhält – und der Konkurrenz das Herumschlagen mit all den Problemen überlassen.

Ganz so einfach ist es auch nicht

Doch das aktuelle Schweigen von Apple in diesem Bereich nur unter Gelassenheit abzulegen dürfte auch wieder zu einfach sein. Immerhin besteht die Gefahr, dass man hier eine rasante Entwicklung verschläft, womit man nach außen schnell veraltet wirken könnte.

Diese Befürchtung nähren auch aktuelle Berichte: So hatte Apple unlängst einen internen KI-Gipfel einberufen, der die eigenen Mitarbeiter in dieser Hinsicht weitgehend ratlos zurückgelassen haben soll, Systeme wie ChatGPT hätten dabei keinerlei Rolle gespielt, hieß es.

Siri ist ein Problem

Parallel dazu sind Berichte aufgetaucht, dass Apple ein echtes Siri-Problem hat. Unter Berufung auf ehemalige Apple-Angestellte sprach etwa die "New York Times" unlängst davon, dass Siri praktisch nicht mehr reformierbar sei. Der Code sei umständlich, selbst kleine Änderungen an der dahinterstehenden Datenbank würden einen riesigen Aufwand darstellen. Eine Wandlung hin zu einem ChatGPT-ähnlichen Service sei praktisch undenkbar.

Nun wäre natürlich denkbar, dass Apple einfach eine Art neue Siri von Grund auf neu beginnt, doch genau darauf gibt es bisher keinerlei Hinweise. So könnte es also sein, dass dann ganz andere Firmen Apples einstige Vision von einem persönlichen, digitalen Assistenten zur Blüte bringen – und Apple dabei zusehen muss.

Wirtschaftliche Faktoren

Laut Gurman dürfte es übrigens noch einen weiteren Grund für Apples aktuelle Untätigkeit in Sachen generative KI geben: die Wirtschaftslage. Das Unternehmen versuche mit allen Mitteln eine Stellenabbau, wie ihn derzeit viele andere Tech-Unternehmen vornehmen, zu verhindern: Neben Verzögerungen für diverse Produkt-Launches soll das eben auch zur Folge haben, dass man derzeit nicht in neue Bereich investieren will – und dazu gehören KI-Chatbots. (apo, 21.3.2023)