Fünf smarte Ampeln werden in Linz installiert.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Sie werden als Ampeln mit "Eckblick" beschrieben, und doch können sie viel mehr als bloß um die Ecke spähen. In Linz werden aktuell neue, intelligente Ampeln getestet, die schon bald in ganz Europa eingesetzt werden sollen. Im Rahmen des Forschungsprojektes X4ITS soll die digitale Kommunikation zwischen Auto und Ampel erprobt werden.

Vereinfacht gesagt: Die Ampel wird nicht nur ein Lichtsignal für den Fahrer geben, sondern auch direkt mit dem Fahrzeug kommunizieren. Das soll nicht nur die Verkehrssicherheit von vulnerablen Verkehrsteilnehmern erhöhen, sondern auch den Öffis Vorrang geben.

Wärmebildkameras für die Fußgängererkennung

So werden die neuen Ampeln mit Wärmebildkameras ausgestattet, die Fußgänger und Radfahrer erkennen sollen. Befinden sich etwa Personen auf der Fahrbahn, werden diese automatisch erkannt, und es wird eine entsprechende Warnung an die Fahrzeuge weitergegeben, sodass die Lenkerin oder der Lenker bremsen kann – oder das automatische Bremssystem kompatibler Fahrzeuge angesteuert wird.

Die Teststrecke für das neue, smarte Ampelsystem.
Foto: Medienservice der Stadt Linz

Letzteres ist allerdings noch Zukunftsmusik und nicht auf der Teststrecke in Linz implementiert. Außerdem soll eine Art Abbiegeassistent für Fußgehende oder Radfahrende ermöglicht werden, indem die Kameras sozusagen "um die Ecke schauen", wie die Stadt am Dienstag bekanntgab.

Öffis werden bevorzugt

Das zweite Kernfeature des neuen, smarten Ampelsystems ist die Bevorzugung des öffentlichen Verkehrs. Ziel ist es dabei, während einer Grünphase mehr Menschen zu befördern, als in der gleichen Zeit durch den Individualverkehr möglich ist. Das funktioniert über sogenannte Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikation (Vehicle to Infrastructure, V2I). Nähert sich etwa ein vollbesetzter Bus einer Ampel, meldet das Fahrzeug Bedarf an und wird in der Priorität vorgereiht, bekommt also früher grünes Licht und freie Fahrt.

Der Oberösterreichische Verkehrsverbund (OOEVV) und die Linz Linien haben bereits ihr Interesse angekündigt, Fahrzeuge im Zuge des Projektes mit sogenannten Connected Intelligent Transport Systems auszurüsten. Diese sind für die Kommunikation mit den smarten Ampeln erforderlich.

Testphase bis 2027

Unter dem Namen Connected Intelligent Transport Systems (C-ITS) wurden im vergangenen Jahrzehnt eine einheitliche Systemarchitektur, ein organisatorisches Regelwerk sowie technische Rahmenbedingungen und Technologien erarbeitet.

Mit 720.000 Euro ist das Projekt budgetiert. Als Teststrecke wurde der Bereich zwischen dem Knoten Hafenstraße/A7 und dem Knoten Prinz-Eugen-Straße/A7 über die Untere Donaulände und die Gruberstraße ausgewählt. Fünf smarte Ampeln werden bis Jahresende installiert. Das EU-Projekt, an dem laut der Stadt in Österreich auch Wien, Salzburg und Klagenfurt teilnehmen, läuft bis 2027. Die Europäische Union fördert das Forschungsprojekt mit 300.000 Euro. (pez, 21.3.2023)