Bard ist da – zumindest ein bisschen. Wer von Google freigeschaltet wird, kann den Dienst dann über die zugehörige Webseite verwenden.

Es ist derzeit das Thema schlechthin in der Tech-Welt: Chatbots wie ChatGPT oder Bing Chat eröffnen allerlei interessante Möglichkeiten, können auf Wunsch aus ein paar Eckpunkten passende Texte kreieren, schnell einmal Code-Schnipsel erzeugen oder bei der Recherche für den nächsten Urlaub behilflich sein. Dass dahinter keine Form von Intelligenz, keine Logik oder gar Erkenntnis über die Welt stehen, tut der Begeisterung wenig Abbruch – am Thema "generative künstliche Intelligenz (KI)" kommt derzeit kaum ein Unternehmen vorbei. Und so macht nun auch eine der Größen in der KI-Entwicklung einen großen Schritt in diese Richtung.

Bard ist da (so halb)

Google gibt den offiziellen Startschuss für seinen eigenen Chatbot namens Bard. Erstmals vor wenigen Wochen vorgezeigt, können ihn nun erste Nutzer ausprobieren. In der ersten Phase noch auf Englisch sowie die USA und Großbritannien beschränkt, darf trotzdem mit Spannung erwartet werden, wie sich die Google-Lösung im Vergleich zu bestehenden Angeboten schlägt. Denn wo die meisten solcher Systeme bisher GPT – und damit das große Sprachmodell (LLM) von OpenAI – als Basis nutzen, steckt hinter Bard Googles eigenes LaMDA.

Vorschläge und Entwürfe sieht Google als eine der Stärken von Systemen wie Bard.
Foto: Google

Google selbst bemüht sich, die Erwartungen in einen realistischen Rahmen zu setzen: Der eigene Chatbot sei eine "aufregende" Technologie, aber wie all diese auf großen Sprachmodellen basierenden Systeme nicht fehlerfrei. Immer wieder würden diese falsche Behauptungen sehr überzeugt aufstellen und auch Vorurteile reproduzieren. Das sollte allen bewusst sein, die am Test teilnehmen.

Feedback

Generell verweist Google darauf, dass man Bard noch als Experiment sieht, für das man nun Feedback von den Nutzer einsammeln will. Auf diesem basierend soll dann das System nach und nach verbessert werden. In den vergangenen Wochen hat Google nach eigenen Angaben bereits in internen Tests zahlreiche Optimierungen an Bard vorgenommen.

Auffällig ist zudem, dass Google dem Thema "verantwortliche" Entwicklung von Bard und großen Sprachmodellen im Allgemeinen einen bedeutenden Teil in der Ankündigung zukommen lässt. Man habe sich hier schon vor Jahren klaren KI-Prinzipien verschrieben. In einem eigenen Dokument wird zudem ausführlich auf die Beschränkungen von solchen großen Sprachmodellen – und damit auch Bard – eingegangen.

Grundlage

Ungewöhnlicher Ansatz: Google zeigt in der Ankündigung explizit ein Beispiel, in dem Bard falsch gelegen ist. (Der wissenschaftliche Name der Pflanze ist "Zamioculcas zamiifolia" und nicht "Zamioculcas zamioculcas".) Damit will man von Anfang an falsche Erwartungen verhindern.
Grafik: Google

Bard basiert dabei übrigens auf einer schlankeren Version von LaMDA, die deutlich weniger Ressourcen verbrauchen und somit auch erheblich flotter sein soll, als es etwa derzeit bei GPT-4-basierten Systemen der Fall ist. Gleichzeitig ist in der ersten Version aber auch die Funktionalität noch beschränkt.

Als aktuelle Anwendungsfälle verweist man etwa auf die Möglichkeit, einen Entwurf für einen Blogpost schreiben zu lassen. Aber auch allgemeine Tipps für allerlei Rechercheaufgaben kann Bard geben. Wie bei Bing Chat werden dabei übrigens aktuelle Ergebnisse geliefert, wofür das Sprachmodell mit dem Wissen aus einer klassischen Suche kombiniert wird.

Weitere Funktionen wie etwa das Erstellen von Code oder auch die Unterstützung von mehr Sprachen sowie die multimodale Nutzung – etwa mit der Nutzung von Bildern als Eingabe, wie es GPT-4 ermöglicht – sollen schrittweise nachgereicht werden.

Details

Die zuvor erwähnte Vorsicht zeigt sich auch bei der konkreten Implementation von Bard. Auf allgemeine Fragen werden gleich drei mögliche Antworten präsentiert, die die Nutzer vergleichen können. Wem das noch nicht reicht, der findet darunter einen Knopf, um eine klassische Google-Suche aufzurufen. Dazu passt dann auch eine Randbemerkung von Google: Bard sei kein Ersatz für die eigene Suchmaschine – sondern ein komplementärer Service, heißt es in der Ankündigung.

Ein erster Test zeigt: Bard ist ein recht guter Prompt-Ingenieur.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Bei jeder Antwort werden drei Varianten angeboten. An sich ist Bard erheblich schneller als seine Konkurrenten.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Zumindest in diesem Fall wird eine unsinnige Frage souverän abgelehnt.

Testweise

Wer daran Interesse hat, kann sich auf der offiziellen Website für Bard in die Warteliste eintragen lassen. Die ersten Nutzer sollen dabei noch heute freigeschaltet werden, wie gesagt aber vorerst auf die USA und Großbritannien beschränkt. In einem kurzen Test des STANDARD war es aber auch mit der Nutzung eines US-VPNs möglich, sich in die Liste einzutragen. (Andreas Proschofsky, 21.3.2023)