Die Spyware namens "Predator" wird von einem Unternehmen namens Cytrox entwickelt.

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Eine ehemalige Führungskraft im sicherheitspolitischen Team von Meta wurde von der griechischen Regierung mit der Spionagesoftware "Predator" ein ganzes Jahr lang verfolgt, wie die "New York Times" am Montag berichtete.

Artemis Seaford hat einen US-amerikanischen und einen griechischen Pass. Die frühere Sicherheitsmanagerin von Meta wurde demnach seit September 2021 überwacht, indem die Spyware Predator auf ihrem Telefon installiert wurde. Laut dem Bericht der "Times" soll der griechische Geheimdienst dahinterstecken, obwohl der Einsatz der Spionagesoftware in Griechenland eigentlich verboten ist.

Seaford wurde misstrauisch, als sie in den Nachrichten im November 2022 ihren Namen auf einer geleakten Liste von angeblichen Zielen für Überwachung durch die Spyware sah. Daraufhin brachte sie ihr Telefon zu Citizen Lab, einer Forschungseinrichtung der Universität Toronto. Dort wurde mittels digitaler Forensik bestätigt, dass ihr Telefon mit Predator infiziert war.

Gründe für die Überwachung sind unklar

Warum Seaford überwacht wurde, ist unklar. Sie hat bereits eine Anzeige gegen unbekannt eingebracht, in der Hoffnung damit eine Untersuchung des Vorfalles auszulösen. "Die Beweise deuten darauf hin, dass mein Hacking mit Predator auf privaten Informationen beruhte, die höchstwahrscheinlich durch das Abhören durch staatliche Geheimdienste erlangt wurden", twitterte Seaford am Montag.

Seaford ist nur das jüngste Opfer mutmaßlicher staatlicher Überwachung in Griechenland. Die griechische Regierung ist seit dem Vorjahr in einen politischen Skandal verwickelt, der in den örtlichen Medien als "griechisches Watergate" bezeichnet wird. Der Regierung wird vorgeworfen, sie habe Personen aus Politik, Medien und Wirtschaft heimlich mithilfe kommerzieller Spionagesoftware ausspioniert.

Die Affäre begann im Sommer 2022, als der Chef der Oppositionspartei Pasok, Nikos Androulakis, die Spyware auf seinem Smartphone entdeckte. Im August musste die Regierung einräumen, dass es eine "klassische" Telekommunikationsüberwachung bei Androulakis gegeben habe.

"Griechisches Watergate"

Jedoch bestritt man den Einsatz des Spionagetools, denn dies wäre gegen das griechische Recht. Jedoch stellte sich der Lauschangriff auf den Oppositionsführer nicht als Einzelfall heraus. Unter den Betroffenen waren auch Journalistinnen und Journalisten, die kritisch über die Regierung berichtet hatten.

Der Stabschef und Neffe von Premierminister Kyriakos Mitsotakis musste Anfang August 2022 zurücktreten, als ihm die griechische Tageszeitung "Efimerida ton Syntakton" eine Nähe zu jener Firma nachweisen konnte, die jene fragliche Software in Griechenland vertreibt. Auch der Chef des griechischen Geheimdienstes NIS musste gehen. Der Premier bestritt stets, dass er von illegalen Abhöraktionen gewusst habe, obwohl er den Geheimdienst nach der Wahl im Jahr 2019 seiner direkten Kontrolle unterstellte.

Die Regierung widerspricht

Die griechische Regierung bestreitet im konkreten Fall erneut, dass sie die Spionagesoftware verwendet hat, um Seaford zu hacken und zu verfolgen. Regierungssprecher Giannis Oikonomou sagte gegenüber der "Times": "Die griechischen Behörden und Sicherheitsdienste haben die Predator-Überwachungssoftware zu keinem Zeitpunkt erworben oder verwendet. Etwas anderes zu behaupten ist falsch. Die angebliche Verwendung dieser Software durch nichtstaatliche Parteien ist Gegenstand einer laufenden gerichtlichen Untersuchung."

Predator wird von einer Cyberfirma namens Cytrox entwickelt, die ihren Sitz in der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje hat. Von dort aus soll sie kommerzielle Spionagesoftware verkaufen. Predator ist der "Pegasus" genannten Spyware der israelischen NSO-Group ähnlich.

Im Dezember 2021 war Cytrox eine von fünf verschiedenen Überwachungsfirmen, die von den Meta-Plattformen ausgeschlossen und mit einem förmlichen Bann belegt wurden, weil sie gegen die Gemeinschaftsstandards und die Nutzungsbedingungen von Meta verstoßen hatten. Cytrox und den anderen Unternehmen wurde vorgeworfen, Überwachungsmaßnahmen durchzuführen, die auf Zehntausende von Meta-Nutzern ausgerichtet waren. (pez, 22.3.2023)