Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer war am Dienstag zu Gast bei Armin Wolf in der "ZiB2".

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Ist der Fachkräftemangel ein Mythos? Ende Februar gab es beim AMS 120.000 offene Stellen, aber dreimal so viele Menschen suchten Jobs, rechnete Armin Wolf seinem Gast Harald Mahrer in der "ZiB 2" am Dienstag vor. Der Wirtschaftskammerpräsident schlägt Alarm: Der Privatwirtschaft gehen die Arbeitskräfte aus.

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Vielleicht müssen die Betriebe etwas tun, um attraktiver für Beschäftigte zu werden? Mahrer verweist auf Kollektivverträge. Weniger arbeiten ist offenbar kein Konzept für die Wirtschaft: "Das wird sich pro futura nicht ausgehen und geht sich schon jetzt nicht aus."

"Nationaler Schulterschluss" für Gratiskindergärten

Also, was tun? Kinderbetreuung verbessern? Unbedingt! Wie gut, dass das auch "Herzensangelegenheit" Mahrers ist, wenngleich der Präsident selbstkritisch anmerkt: Die Wirtschaft habe Fortschritte gemacht, "aber wir sind weit weg von dem, wo wir sein wollen".

Dass eine schwarz-grüne Regierung, die von der mächtigen Wirtschaftskammer Rückenwind bekommt, es selbst in der Hand haben müsste, Tatsachen zu schaffen, ist schon wieder nicht so eindeutig: "Am Ende des Tages hat jeder seine Vorstellungen", sagt Mahrer und gewährt gleichzeitig Einblick in politische Willensbildung und Grenzen der eigenen Macht. "Das ist eine Frage der Herkunft, wie alt die Menschen sind, die diese Entscheidungen treffen."

Mahrer verweist auf Kommunen mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, die unterschiedlich "fortschrittlich" zu Kinderbetreuung stünden. Schlussfolgerung: "Wir brauchen einen nationalen Schulterschluss." Dass ein solcher schnell umzusetzen ist, glaubt offenbar nicht einmal Mahrer selbst: "Wir bohren hier dicke Bretter." (Doris Priesching, 22.3.2023)