Die Razzia wurde im Auftrag des deutschen Generalbundesanwalts durchgeführt.

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Bei der ersten Razzia im Dezember 2022 wurde Heinrich XIII. Prinz Reuß in Frankfurt verhaftet. Er soll einer der Anführer des "Reichsbürger"-Netzwerks gewesen sein.

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Reutlingen – Bei einer Razzia in der deutschen "Reichsbürger"-Szene sind am Mittwochmorgen Schüsse auf Einsatzkräfte abgegeben worden. Das bestätigten Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) und die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe. In Reutlingen im Bundesland Baden-Württemberg schoss eine Person, bei der eine Durchsuchung stattfand, auf Beamte eines Spezialeinsatzkommandos. Ein Polizist wurde bei dem Vorfall leicht verletzt. Er wurde in stabilem Zustand ins Krankenhaus gebracht.

Gegen den mutmaßlichen Schützen wird laut Bundesanwaltschaft ein Verfahren wegen eines versuchten Tötungsdelikts eingeleitet. Laut "Stuttgarter Zeitung" wurde dem Beamten der Unterarm durchschossen. Der Schütze soll sich dem Vernehmen nach beim Eintreffen der Einsatzkräfte verschanzt und zur Wehr gesetzt haben.

Insgesamt fanden am Mittwoch Durchsuchungen bei 19 Personen in sieben deutschen Bundesländern und in der Schweiz statt. Fünf Personen aus Bayern, Sachsen und Niedersachsen werden derzeit als Beschuldigte geführt, die übrigen 14 Personen als Zeuginnen und Zeugen. Die Razzia wurde im Auftrag des deutschen Generalbundesanwalts durchgeführt.

Von Systemwechsel geträumt

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung", des WDR und des NDR sollen unter den durchsuchten Personen auch mehrere aktive Polizeibeamte und Soldaten sein. Einige von ihnen sollen weitere Netzwerke und Gruppen gebildet haben, die ebenfalls von einer extremen Staatsfeindlichkeit geprägt sein sollen. Die mutmaßlichen Mitglieder der "Reichsbürger"-Szene träumten nach Angaben der Ermittler von einem Systemwechsel in Deutschland, notfalls auch mit Waffengewalt.

Anfang Dezember wurden bei einer großangelegten ersten Razzia in elf deutschen Bundesländern, in Österreich und in Italien bereits 25 Angehörige der mutmaßlichen Terrorgruppe festgenommen. Sie befinden sich seitdem in Untersuchungshaft. Unter ihnen ist auch ein mutmaßlicher Anführer des Netzwerks, Heinrich XIII. Prinz Reuß, und die frühere AfD-Bundestagsabgeordnete und suspendierte Richterin Birgit Malsack-Winkemann. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen die Szene wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung. Bei den Durchsuchungen Anfang Dezember wurden 93 Waffen, darunter Gewehre und Revolver, gefunden. (red, 22.3.2023)