Die Freude über den gelungenen Saisonauftakt stand den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Trailpartie ins Gesicht geschrieben.

Foto: Markus Wessig

Die trockenen Verhältnisse machten die Downhills bisweilen zu staubigen Rutschpartien.

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Trailpartie-Initiator, "Lines"-Chefredakteur und Gute-Laune-Verbreiter vom Dienst: Christoph Berger-Schauer.

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Tretlager goes Kinderradl. Beim Gaudi-Prolog am Samstag galt es, flexibel zu sein, was den fahrbaren Untersatz angeht.

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Der sketchy Wiesenslalom wurde wieder einigen zum Verhängnis.

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Bei allem Spaß durfte der Style nicht zu kurz kommen.

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Rennen mit Mehrwert: Am Ende freuten sich die sympathischen Gastgeber vom Trailcenter Hohe-Wand-Wiese über einen Scheck, den sie in die Nachwuchsarbeit investieren wollen.

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Wien – Vier spaßige Stages, etwa 700 chillige Höhenmeter und mehr als 160 staubig-strahlende Gesichter. Die erste Trailpartie des Jahres 2023, die am Samstag und Sonntag auf der Hohen-Wand-Wiese über die Bühne ging, sorgte für einen Saisonauftakt nach Maß. Die heimische Mountainbikeszene feierte sich und ihren Sport ein Wochenende lang auf den flowigen Trails im Wienerwald. Und am Ende wurden unter all den Gewinnerinnen und Gewinnern auch einige zu Siegerinnen und Siegern gekürt.

Der Initiator und Mastermind hinter der Rennserie Trailpartie, der "Lines"-Magazin-Chefredakteur Christoph Berger-Schauer, strahlte angesichts der guten Stimmung mit der Sonne um die Wette. Sein etwas anderes Enduro-Event, das er mit einem eingeschworenen siebenköpfigen Team auf die Beine gestellt hat, zählt im zweiten Jahr seines Bestehens bereits zum sympathischsten Fixpunkt im Rennkalender. Dass die Startplätze diesmal in rekordverdächtigen 16 Stunden ausverkauft waren, ist für ihn der beste Beweis dafür: "Manche sagen schon, einen Platz bei der Trailpartie zu ergattern sei zum Rennen im Rennen geworden."

Die Idee entstand in Dänemark

Die Idee zum Spaß-Enduro kam Berger-Schauer in Dänemark, wo er vor einigen Jahren an einem ähnlichen Rennen teilgenommen hat. Den Fokus nicht auf Bestzeiten, sondern eine gute Zeit für alle zu legen, fand er charmant und nachahmenswert. Neben dem Community-Aspekt integrierte Berger-Schauer noch den hierzulande herrschenden Mangel an legalen Trails in das Rennkonzept. Und so entstand die Trailpartie, bei der jederfrau und -mann mitfahren kann und bei der die Einnahmen dazu genutzt werden, Initiativen oder Vereine beim Bau von Mountainbike-Infrastruktur oder der Nachwuchsarbeit zu unterstützen.

Das sportliche Prinzip der Trailpartie erklärt Berger-Schauer so: "Machbare Uphills, die sich im Rahmen halten, und spaßige Downhills ohne gefährliche Mutproben." Also ein Rennen für alle, die eigentlich gar nie Rennen fahren wollten. Ausgetragen wird die Trailpartie in Gebieten, die nicht mit einem rein touristischen Angebot aufwarten, sondern die vor allem den Locals Mehrwert durch Trails bringen. Und Lifteln ist tabu – auch auf der Hohen-Wand-Wiese durfte der Schlepplift am Renntag nicht genutzt werden.

Bierernster Gaudi-Prolog

Das Rennen ist so strukturiert, dass in erster Linie die Gemeinschaft gestärkt wird. Man trifft sich, lernt immer wieder neue Leute kennen und fährt gemeinsam Trails. Am Samstag, der für freies Training auf den vier Stages zur Verfügung stand, markierte der Gaudi-Prolog den stimmungstechnischen Höhepunkt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in Zweierteams zusammengelost und mussten einen Parcours entweder auf einem E-Bike, einem Dirtbike oder einem Kinderrad absolvieren – das Rad wurde durch Würfeln zugeteilt. Gewonnen hat jenes Team, das der Durchschnittszeit aller anderen am nächsten kam. Gelacht haben alle.

Richtiges Rennfieber kam dann am Sonntag auf, als Berger-Schauer die Starterinnen und Starter in Fünfergruppen losschickte. Für jede der insgesamt vier Stages wurden großzügige Zeitfenster festgelegt, im Rahmen derer sie Starterinnen und Startern offenstanden. Wie bei Enduro-Rennen üblich, wurden nur die vier Abfahrten mittels Chip am Handgelenk zeitlich gewertet. Die moderaten Uphills dazwischen, von etwa je 190 Höhenmetern, waren so konzipiert, dass sie wirklich für jede und jeden ohne großen Stress machbar waren.

Keine Mutproben, sondern Spaßabfahrten

Die Stages, also die Abfahrten, führten über die Trails der Hohen-Wand-Wiese, wobei die anspruchsvollsten ausgespart wurden. Gerade zu Saisonbeginn wolle man bei der Trailpartie keine Verletzungen durch gefährliche Strecken provozieren, erklärte dazu Berger-Schauer. Highlight für Publikum wie Teilnehmende war der Wiesenslalom, der als vierte und letzte Stage direkt ins Ziel beim Trailcenter in Mauerbach führte.

Aufmerksame Tretlager-Leserinnen und -Leser wissen, dass der Autor dieser Zeilen mit dieser Wiese noch eine offene Rechnung zu begleichen hatte. Der Sturz in der letzten Kurve beim Retrorennen kostete damals den ersten und schon greifbar nahen Stockerlplatz einer sonst erfolglosen Rennkarriere. Diesmal gelang die Abfahrt sturzfrei, viel erfolgreicher war das Ergebnis allerdings trotzdem nicht. Aber egal – am Ende fühlten sich alle wie Siegerinnen und Sieger.

Rennserie mit Mehrwert

Von den 45 Euro Startgebühr pro Teilnehmerin und Teilnehmer, die auch Versicherungsschutz beinhaltet, gehen vier Euro an den Austragungsort. "Weil wir nicht einfach zwei Tage lang zu Gast sein und die Trails kaputtfahren wollen", erklärt dazu Berger-Schauer. Dieses Geld wird vom Hauptsponsor der sympathischen Rennserie, dem Fahrradhersteller Specialized, um 1.000 Euro pro Rennen aufgestockt. Und so freute sich das Team des Trailcenters Hohe-Wand-Wiese am Ende über gut 1.600 Euro, die man nun in die Nachwuchsarbeit investieren werde, wie die Hausherren Horst Marterbauer und Patrick Huber bei der Scheckübergabe erklärten.

Weitere drei Euro pro Starterin und Starter jeder Trailpartie wandern in einen sogenannten Trailtopf, der am Ende der Rennsaison ausgeschüttet wird. Mountainbike-Vereine aus ganz Österreich können sich per Video um Geld aus diesem Topf bewerben. Am Ende wählt die Community jene Projekte, die den Zuschlag erhalten. Traumziel von Berger-Schauer ist es, "irgendwann eine Trailpartie auf Strecken zu fahren, die wir durch den Event mitfinanziert haben".

Vom Rennfahren, Teetrinken und Eislutschen

Der einzigartige Vibe der Trailpartie lässt sich nur schwer beschreiben. Es sind viele vermeintliche Kleinigkeiten, die das Rennen zu einem ganz besonderen Mit- statt eines schnöden Gegeneinanders machen. Man hilft und unterstützt sich, die Rivalität erschöpft sich in privaten Duellen um Bestzeiten. Und so passiert es, dass man beim Uphill ins Gespräch kommt und feststellt, dass selbst der Sponsor bei diesem Rennen selber mitfährt. An der Stelle schöne Grüße an Max Mariel von Hakuma-Tee, dem die staubig-rutschigen Verhältnisse am Trail zum Verhängnis wurden. Hoffentlich gibt es bald eine Chance auf Revanche, bis dahin genieße ich den süßen Geschmack des Sieges bei jedem Teegenuss!

Platzierungen und Bestzeiten waren aber Nebensache. Wobei sich die Schnellsten natürlich verdient über ihre Trophäen freuen durften. Wer genau wissen will, auf welchem Platz er oder sie gelandet ist, kann das hier nachsehen. Für Rennleiter Berger-Schauer landeten am Ende alle am Stockerl. Und er hat schon Ideen, wie die Trailpartie noch spaßiger werden kann: "In Dänemark gab es für alle, die ins Ziel kamen, ein Eis. Sowas würde mir für die Trailpartie auch gefallen." (Steffen Kanduth, 23.3.2023)