Bill Gates ist sichtlich begeistert von künstlicher Intelligenz.

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Tools wie ChatGPT und Microsofts Bing Chat haben es geschafft, die breite Masse für das Thema künstliche Intelligenz zu begeistern – und Firmen dazu anzustacheln, generative KI in alle möglichen Services einzubauen. Was manch einer als Hype bezeichnen würde, sehen andere als technologischen Umbruch. So auch Microsoft-Gründer Bill Gates, der in einem neuen Blogbeitrag festhält, dass künstliche Intelligenz "genauso revolutionär wie Mobiltelefone und das Internet" sei.

In seinem ganzen Leben, schreibt Gates, seien ihm zwei Technologien präsentiert worden, die ihm revolutionär erschienen. Bei der ersten handelte es sich um das Graphical User Interface (GUI), also den Grundstein moderner Betriebssysteme, den er 1980 zum ersten Mal zu sehen bekommen habe. Die zweite Überraschung habe ihn vergangenes Jahr bei einem Meeting mit dem ChatGPT-Hersteller OpenAI erwartet. Im Sommer 2022 habe er diesem die Aufgabe gestellt, eine KI darauf zu trainieren, eine College-Prüfung in Biologie zu meistern.

Beeindruckende Ergebnisse

Gates sei damals davon ausgegangen, dass das Unternehmen zwei bis drei Jahre an der Lösung seiner Aufgabe arbeiten werde, in Wirklichkeit habe es ein paar Monate gedauert. Bei einem Meeting im vergangenen September sei ihm vorgeführt worden, wie das KI-Modell GPT 59 von 60 Multiple-Choice-Fragen richtig beantwortet. Selbst Aufgaben ohne Wissenschaftskontext hat die KI dabei laut Gates mit Bravour gemeistert. Zum Beispiel habe sie auf die Frage "Was sagt man zu einem Vater mit einem kranken Kind?" eine einfühlsame Antwort geschrieben. Er habe damals gewusst, dass er "gerade den wichtigsten technologischen Fortschritt seit der grafischen Benutzeroberfläche gesehen hatte".

Seither ist sich der Multimilliardär sicher, dass künstliche Intelligenz nicht nur die Art und Weise verändern wird, wie Menschen arbeiten und lernen. Auch die medizinische Versorgung und Kommunikation soll diese revolutionieren. "Ganze Branchen werden sich rund um sie neu orientieren", schreibt Gates. "Unternehmen werden sich dadurch auszeichnen, wie gut sie sie nutzen."

Gesellschaftliche Ungerechtigkeit

Aber nicht nur das. Er ist überzeugt, dass KI "einige der schlimmsten Ungerechtigkeiten der Welt verringern kann". Ein möglicher Einsatzbereich sei die Medizin, um die weiterhin hohe Kindersterblichkeit in ärmeren Ländern zu reduzieren. Aber auch der Bildungsbereich, um sicherzustellen, dass Schulkinder Fächer wie Mathematik meistern. Selbst bei der Bekämpfung des Klimawandels sollen die Technologien mithelfen können, ist sich Gates sicher. Wie genau das aussehen soll, beschreibt Gates auf seiner Webseite detaillierter.

Er negiert aber auch die Risiken nicht, die von KI ausgehen. Zum Beispiel das Problem, dass aktuell verfügbare KI-Modell nicht sonderlich gut darin sind, den Kontext von Anfragen zu verstehen – was immer wieder zu falschen und erfundenen Antworten führt. Probleme, an deren Lösung die Entwicklerinnen und Entwickler bereits arbeiten würden. Hinzu komme das Risiko, dass nicht alle Userinnen und User die KI-Tools auch mit guter Absicht nutzen. Hier sind laut Gates Regierungen am Zug, die mit der Privatwirtschaft an einer Minimierung von Risiken arbeiten müssten.

Drei Grundsätze

Wegen des zunehmenden Interesses geht Gates trotz allem davon aus, dass es "eine explosionsartige Zunahme von Unternehmen geben" wird, "die an neuen Anwendungsmöglichkeiten für KI arbeiten und die Technologie selbst verbessern wollen". Sei es für die Entwicklung neuer Prozessoren, die die für KI erforderliche Rechenleistung liefern, oder für die Verbesserung von Algorithmen.

Nicht zuletzt schlägt Gates drei Grundsätze für den zukünftigen Diskurs über künstliche Intelligenz vor. Erstens müsse man die berechtigten Sorgen vor den negativen Folgen von KI damit in Einklang bringen, dass sie Menschenleben verbessern könnte. Zweitens müsse klar sein, dass "die Marktkräfte nicht von selbst KI-Produkte und -Dienstleistungen hervorbringen, die den Ärmsten helfen" – weshalb es verlässliche Finanzierung und politische Unterstützung brauche, um die Ungleichheit zu verringern. Außerdem müsse man bedenken, dass KI sehr viel mehr leisten könne, als man derzeit sieht: "Die Grenzen, die sie heute noch hat, werden im Handumdrehen überwunden sein." (red, 22.3.2023)