Wer gern zu Süßem greift, hat sein Gehirn vermutlich dazu trainiert. Das könnte der Grund dafür sein, dass man nur schwer die Finger davon lassen kann.

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Für viele gehören sie einfach dazu: die salzigen Chips zur Lieblings-Netflix Serie, die Tafel Schokolade als Nachspeise. Selbst wenn man weiß, dass beides nicht gut für die Gesundheit ist und sich auch recht schnell auf der Waage widerspiegelt – das Neinsagen fällt häufig zu schwer. Warum das so ist, hat ein Team des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung in Köln anhand der Hirnaktivitäten von Probandinnen und Probanden untersucht.

Die Studie habe gezeigt, dass fettige und süße Lebensmittel das Belohnungssystem stark aktivierten, teilte das Institut am Mittwoch mit. Das Gehirn lerne, unbewusst solche Lebensmittel zu bevorzugen. Die Ergebnisse sind im Fachjournal "Cell Metabolism" veröffentlicht.

Angeboren oder erlernt?

Ob uns die Vorliebe für fettige und süße Snacks bereits in die Wiege gelegt oder doch antrainiert wird, dieser Frage sind die Fachleute nachgegangen. "Unsere Neigung zu fett- und zuckerreichen Lebensmitteln, der sogenannten westlichen Ernährung, könnte angeboren sein oder sich als Folge von Übergewicht entwickeln. Wir denken aber, dass das Gehirn diese Vorliebe erlernt", erklärte Erstautorin Sharmili Edwin Thanarajah.

Um diese Theorie zu überprüfen, gaben die Forscherinnen und Forscher einer Gruppe normalgewichtiger Probanden acht Wochen lang zusätzlich zur normalen Ernährung zweimal täglich einen fett- und zuckerreichen Pudding. Die andere Gruppe erhielt einen Pudding, der zwar die gleiche Kalorienanzahl, aber weniger Fett und Zucker enthielt. Vor und während der acht Wochen maß das Team die Hirnaktivität der Probanden.

Die Messungen zeigten demnach, dass der fett- und zuckerreiche Pudding das sogenannte dopaminerge System der Probanden besonders stark aktivierte. Diese Region im Gehirn ist für Motivation und Belohnung zuständig. "Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt, dass sich das Gehirn durch den Konsum von Pommes und Co neu verdrahtet. Es lernt unterbewusst, belohnendes Essen zu bevorzugen", sagte Studienleiter Marc Tittgemeyer. Veränderungen des Gewichts und der Blutwerte seien bei den Probanden nicht festgestellt worden.

Einmal süß immer süß

Die Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass die erlernte Vorliebe auch nach der Studie anhalten wird. "Im Gehirn werden neue Verbindungen geknüpft, welche sich auch nicht so schnell wieder auflösen. Es ist ja der Sinn des Lernens, dass man einmal erlernte Dinge nicht so schnell wieder vergisst", erklärte Tittgemeyer.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Forschenden unter anderem der Yale University in New Haven, USA, durchgeführt. Das Team gibt zu bedenken, dass die Analyse unter anderem wegen der recht kleinen Probandenzahl von 57 Personen nur erste Hinweise, aber keine Gewissheiten liefere. Bei unter- oder übergewichtigen Menschen könne das Ergebnis zudem anders ausfallen. Gleiches gelte für andere Snackarten und eine andere Testdauer. (APA, red, 22.03.2023)